„Hach, ich liebe Tagebuch-Bloggen“, schrieb Sven vor ein paar Tagen auf Mastodon und ich hab das einfach mal auf mich bezogen, weil er sich zur gleichen Zeit in meinem Blog hier festgelesen und auch viele Artikel geteilt hat (danke, Sven!). Und ja, ich schreibe hier fast täglich. Am Wochenende meist nicht, denn da habe ich Besseres zu tun. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ich schreibe jeden Tag – für mich, für meine Kund*innen, für das Buch, für die Blogs… Ich hab auch einfach mal gern nen Tag ohne Tastatur unter den Fingern. Und ganz besonders dann, wenn ich meine Tage mit lieben Menschen verbringe. Ist das nun aber Tagebuch-Bloggen, was ich hier mache?

Ich glaub, ich weiß gar nicht, was Tagebuch-Bloggen eigentlich ist, stelle ich gerade fest. ich denke aber, es ist so eine Art Bestandsaufnahme. „Hallo liebes Tagebuch, heute habe ich Folgendes erlebt und diese Dinge haben mich beschäftigt, diese Menschen habe ich getroffen und diese Fragen habe ich mir gestellt.“

Gehen wir zum Ursprung des Bloggens zurück und ja auch zu seinem Wortursprung – Web-Log(buch) nämlich – dann sind wir also beim Thema Logbuch-Einträge. Und was wurde da so reingeschrieben? Alles, was an Bord Wichtiges passiert war. Kurs, Geschwindigkeit, Strömung, Wetter, Nebel, Ankern, Manöver und so weiter. Eher doch Daten als Geschichten.

Daten gibt es bei mir selten. Ich erzähle, was mir so durch den Kopf geht und manchmal erzähle ich auch, wie es dazu gekommen ist, welche alltäglichen Dinge mir so passiert sind, kleine Anekdoten. Aber immer – immer! – gibt es ein Thema für meine Texte. Das Thema ist nicht der Tag, sondern das Thema ist die eine Story, die ich erzähle. Und die darf dann auch vertieft, verknüpft und weitergedichtet oder verdichtet werden.

Und was es eben nicht gibt, sind Rahmen-Daten, die nicht zur Geschichte dazugehören. Würde ich einen Blog schreiben über meine Gewohnheiten oder meine Tagesstruktur, dann würde ich vielleicht reinschreiben: 7 Stunden geschlafen, 1,3 Liter Wasser getrunken, 6,6 Kilometer gejoggt etc. Aber ich glaub, das wäre nicht sonderlich spannend.

Als ich früher Tagebuch schrieb…

Ich habe das wirklich mal gemacht. Nicht so sehr in Richtung „liebes Tagebuch“, aber ich habe als Teenager schon meinen Frust und meinen Schmerz, meine großen Gefühle, Enttäuschungen und auch alle meine Liebe diesem Buch anvertraut. Weil es mir geholfen hat, meine Welt besser zu verstehen. Und sie zu ertragen. Denn das war nicht immer leicht.

Aber diese Texte waren nie für die Öffentlichkeit bestimmt, auch wenn ich mal wütend und trotzig geschrieben hatte: „Mir doch egal, dann wisst ihr es halt!“ Gemeint war: Dann wisst ihr, wie doof und ungerecht und ätzend ihr seid. Es gab Tage und Wochen, da waren alle so und die Welt war schlecht. Daher war es gut, diese Dinge aufschreiben zu können. Es gab aber eigentlich kein Publikum dafür.

Jetzt über mein Leben zu erzählen finde ich nur dann interessant, wenn ich einzelne Themen extrahiere und sie dann als kleine Geschichten erzähle. Manche sind relevanter, andere vielleicht sogar langweilig. Je nachdem, was mich gerade so umtreibt. Aber für mich ist jeder Text ein Stück Anna. Und gut, es mal geschrieben zu haben.

Also bleib ich wohl dabei. Ich lebe mein Leben und wenn ich über ein Thema stolpere, dann schreib ich einen kleinen Text darüber. Manchmal besteht mein Publikum nur aus einer einzigen Person. Immer hat Text eine Wirkung, in diesen Fällen vielleicht ganz besonders. Dieser Gedanke treibt mich an. Gedanken anstupsen, gute Gefühle machen, berühren.

Eigentlich ist es auch egal, wie wir es nennen…

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

3 Antworten

  1. Ich glaube ja, Tagebücher sind immer was ganz Individuelles und so ein Tagebuchblog auch. Ich bewege mich ja schon ewig in der Bloggerwelt und die Blogs, wo über Storys, Gedanken und halt auch persönliches geschrieben wurde, sind halt alle irgendwann verschwunden. Geblieben sind die Blogs, mit denen die Betreiber*Innen Geld verdienen wollen. Verständlich, geht es hier ja um das eigene Einkommen. Die waren aber in den meisten Fällen ziemlich unpersönlich, es ging halt um Produkte, um Technik, um Klamotten, um Waren, nicht um Menschen, nicht um Gedanken, um Geschichten von Menschen. Die Blogs also, wo es – sicher auch ab und an einen voyeuristischen – Einblick in das Leben anderer gab. Egal ob direkt oder indirekt. Und das ist es halt, was heute schwer zu finden ist, weil diese Gedanken ja auch in die eigene Gedankenwelt einfließen, dort Spuren hinterlassen und so zum Nachdenken anregen. Zwischen den Gedanken zum Beispiel, der Blogeintrag, den ich hier durch die Blogroll entdeckt habe. Oder das Nachdenken über Fehler. Das ist alles irgendwie Tagebuch-Bloggen, also Bloggen, wie es früher mal in der Mehrzahl war.

    Ich weiß, dass es diese Blogs immer noch gibt, aber es ist dann doch eher Zufall, diese auch noch zu entdecken.

    Ich habe übrigens nicht gegen Blogs, die was verkaufen möchten, aber die landen halt meist nicht in meinem Feedreader, die finde ich über eine Suchmaschine, wenn ich zu einem bestimmten Produkt was suche.

    • Ja, ich versteh schon, was du meinst. Es gibt aber eben auch die Blogs, die wirklich wie Tagebucheinträge sind. Heute beim Bäcker gewesen, Brötchen gekauft. Während ich auf den Bus gewartet habe, fiel mir der Text von Blabla in die Hände, das hat mich beschäftigt. Und dann floss der Tag so dahin. Lala“ – DAS halte ich für Tagebuch-Bloggen. Persönlich bloggen und beruflich – beides mache ich ja schon seit Jahren und ich muss sagen: Zuerst war es berufliches Bloggen ganz im Sinne von: Wie werde ich gefunden, welche Themen sind für meine Zielgruppe relevant, worüber schreibe ich die nächste Anleitung, usw. Aber dann, als ich etabliert war, als die Leute sagten „ah, das ist Anna, das ist die mit dem Bloggen und Schreiben“, da habe ich auch auf dem beruflichen Blog viel mehr Persönlichkeit reingepackt. Ja, da geht es irgendwie ums Schreiben – aber das ist ja sogar hier so. Weil mein Leben sich auch ums Schreiben dreht. Die persönlichen Geschichten brauchten dann jetzt eine Bühne, weil mir das aus meiner Schreibblockade geholfen hat. Und ich habe gesehen: Diese lauten Gedanken haben ein Publikum. Mir macht es wirklich Spaß, die Gedanken zu teilen, zu schauen, wo sie landen, die Kommentare zu lesen. Bloß jetzt im Februar bin ich oft so wuselig, dass ich kaum zum Antworten komme, aber egal, es ist ein spannendes Projekt und ich selbst kenne ja auch diese Sehnsucht nach „echtem“ Content, nicht geschönt, nicht für Insta durch nen Filter gejagt. Also… Schön dass du hier bist!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert