Die Tochter einer Freundin hat einen Adventskalender gebastelt, na ja, sagen wir geschrieben. Sie fand nämlich, dass es unfair sei, wenn ihre Mutter keinen Kalender hätte, wohingegen die Kinder natürlich jeden Tag ein Türchen, Säckchen, Fensterchen oder wasauchimmer-chen aufmachen dürfen. Sie hat also für ihre Mutter 24 „Liebesbriefe“ geschrieben, kleine Umschläge gebastelt und sie sorgfältig zugetackert. Kleine Botschaften, die sagen: „Ich hab dich lieb.“ Und ich? Ich liebe alles daran, muss ich sagen.

Früher habe ich genau solche Adventskalender verschenkt. Kleine Botschaften, Texte oder Zitate auf kleine Zettel geschrieben, sie sorgfältig gefaltet und mit einer kleinen Portion Schoki und einer Nummer drauf in ein Säckchen gepackt. Aber da war ich Ende 20 und nicht 10, wie die Tochter meiner Freundin.

Und klar, da stehen jetzt sicher keine tiefgreifenden, inspirierenden Gedanken von großen Männern (die meisten „großen“ Zitate sind von Männern, regen wir uns nicht drüber auf, sondern ändern was daran) drauf. Aber diese kleinen Botschaften verbinden. Sie zeigen: Ich hab mir Mühe gegeben, ich hab dich lieb, ich möchte dir sagen, wie wertvoll du bist.

Junior schreibt mir diese Dinge nicht auf, aber er sagt sie jeden Tag. Ja, jeden Tag. Nicht nur, dass ich die beste Mama bin, sondern auch, warum. Ich hoffe, diese Wertschätzung rettet mich über die Pubertät, erinnert mich gern daran, wenn es so weit ist…

Vor Jahren habe ich mal gebloggt: Man kann mich mit Worten glücklich machen (das ist Punkt 9, falls du nur den lesen willst). Und das stimmt. Ich bin ein großer Fan von handgeschriebenen Botschaften auf Notiz-Zettelchen, von Widmungen in Büchern, von Postkarten und Briefen. Es ist so viel besser als ein paar lauwarme Grüße per E-Mail.

Wenn es nach mir ginge, sollten wir alle wieder Brieffreundschaften haben. Früher hatte ich welche, Freundinnen, die ich im Urlaub kennengelernt hatte und mit denen ich nun in Kontakt bleiben wollte. Es muss gar nicht episch sein, keine 10 Seiten langen Werke – es geht um die Gedanken, die man sich macht, das Erzählen und das Schreiben.

Und es ist etwas, das bleibt. Das man in einer hübschen Kiste im Büro oder im Schlafzimmer aufbewahrt, nicht auf einer Festplatte. Man kann Geschriebenes so in die Hand nehmen, es raschelt ein bisschen, wenn man es auseinanderfaltet. Und dann die Schrift… Ich finde, das ist so viel mehr als nur einfach Geschriebenes.

(Vielleicht hast du ja Interesse an einer Brieffreundschaft? Wir sollten reden!)

Ich habe übrigens keinen Adventskalender. Den letzten hatte ich 2013, den hatte mir mein damaliger Partner gebastelt, kurz vor der Trennung. Ein Zeichen vielleicht, man weiß es nicht. Aber ein bisschen ist es trotzdem so. Heute ist der 5. Dezember und ich habe schon drei Briefe und Karten aus meinem Netzwerk bekommen. Einfach so, um mir Danke zu sagen oder mir eine entspannte Adventszeit zu wünschen. Also… Wenn mans genau nimmt, habe ich so eine Art Brief-Freundschaft-Adventskalender und das Türchen ist mein Briefkasten. Danke an alle, die ihr das macht. Diese geschriebenen Gedanken machen wirklich glücklich und verbinden.

Wem möchtest du mal wieder schreiben?

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

4 Antworten

    • Ja, das ist nett und ne coole Idee, bloß doof, dass man in der Free-Version fast niemanden kontaktieren kann. Fühlt sich nach Dating-Plattform an…

    • Ach cool, das ist natürlich noch mal was anderes – und es übt und verbindet auch mit der Sprache, das finde ich super. Meine Brieffreundschaften sind irgendwann eingeschlafen, leider. Aber vielleicht kann ich neue aufbauen, ich nehme mir das jedenfalls vor 🙂

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