Manchmal, ganz manchmal, schicke ich kurze Gedanken in die Welt, ohne Kontext, einfach nur schöne Gedanken. Und die werden gern interpretiert oder mit Bedeutung aufgeblasen. Das ist jetzt kürzlich wieder passiert. Schon im Dezember hatte ich auf Mastodon formuliert: „Wenn Menschen die gleiche Sprache sprechen, die Feinheiten in den Worten und Formulierungen verstehen, dann ist das manchmal ganz einfach mit der Liebe.“ – Jetzt bekam ich eine Nachricht, in der sich jemand für mich freute, dass ich nach der Trennung „wieder jemanden gefunden“ hätte. Äh… Ich finde es immer wieder interessant, wie schnell Menschen das Wort „Liebe“ mit Disneys Vorstellungen davon verknüpfen…
Ja, auch mir passiert das: Ein Blick, eine Wertung, eine Interpretation. Und klar könnte man auf den Gedanken kommen, dass ich von romantischer Konversation mit einem Mann schreibe. Hey, jeder darf sich seine Gedanken machen. Aber das ist mir doch ein bisschen zu simpel.
Denn Liebe ist mehr als Disney. Ich glaube sogar, dass „wahre Liebe“, die bedingungslose, die, die „für immer“ ist, eher unter Freunden als unter Partnern existiert, aber es soll wohl Verbindungen geben, in denen der Partner auch einer der besten Freunde ist. (Ich schreibe hier Partner, weil es bei mir ein Partner wäre. Aber das gilt natürlich auch für alle anderen Menschen.) Und dann gibt’s da noch die Liebe zum Kind – die ist ja noch mal ne ganz andere Nummer, auch wenn ich das erst verstehen konnte, als ich selbst Mutter wurde.
Liebe ist ja auch einfach Definitionssache. Was es bedeutet, für jeden einzelnen von uns, darüber können wir nächtelang philosophieren. Ich denke, Liebe ist Kommunikation. Und Wohlwollen. Und Freude am anderen. Und Verhandlung. Und Arbeit. Und wenn das gegeben ist, dann kann man damit vielleicht auch „glücklich und zufrieden bis ans Lebensende“ sein. Das sagt übrigens nichts aus über Exklusivität und dergleichen, das ist nur bei Disney so.
Womit ich mir aber sicher bin: Liebe entsteht nicht nach ein paar Wochen. Schon allein deswegen ist die Idee, in meinem Post eine neue „Liebe“ zu entdecken, verrückt.
Liebe ist nicht verlieben
Über meinen Verknallt- und Verliebtsein-Status möchte ich ehrlich gesagt gar nicht groß erzählen, das habe ich 2019 mal gemacht, aber nur, weil ich das Thema in Bezug auf mein Alleinerziehenden-Dasein beleuchten wollte. Ist nämlich gar nicht so einfach, die Mauern um sich herum einzureißen, wenn mehr als ein Mensch davon betroffen ist. Und es ist auch gar nicht so einfach, in diesem Dating-Dschungel da draußen jemanden zu finden, der zum Verknallen taugt.
Aber ja, damals war ich verknallt. In das Abenteuer, in diese Augen, in das Leichte, das so gut in mein Leben passte. Dann war ich verliebt in das Ruhige, Besonnene, Pragmatische. Eine Liebe wie eine Umarmung, die nie aufhört. Denn was attraktiv ist, ist auch immer abhängig davon, wer man gerade ist und was man braucht – oder glaubt zu brauchen. Dann war ich verknallt in Stimme, Sprache, Geschichten. In das Erzählen, das Fragen. Und ich war verliebt in das Spiel. Und in das Nicht-wissen, die Vorfreude und die Aufregung, die Erregung sicher auch. Ich kann mich ständig neu verlieben, für einen Abend, für eine Situation, für länger.
Und ich bin ständig neu verliebt in Kommunikation. Mit Freunden, Bekannten, Netzwerkpartnern, mit meinem Sohn, mit mir selbst. Dieses tiefe Verständnis, das Gefühl man spreche die „gleiche Sprache“, ist das, was verbindet. Mein Gedanke, dass Liebe (und ja, auch Intimität) durch Kommunikation entsteht, gefestigt und ausgebaut wird, hat also erstmal gar nicht so sehr viel mit Romantik zu tun. Vielleicht ist das mal so, aber die romantischen Beziehungen sind doch eher Randnotizen in einem Leben, das glücklicherweise durchzogen ist von Freundschaft und vielen anderen respektvollen Verbindungen, die eben nicht romantischer Art sind. Die mich über viele Jahre begleiten, begeistern und stützen.
Also: Interpretiere gern in meine Texte, was auch immer du willst, ich werde (hier wie auch auf Mastodon) wohl eher nicht über meine Liebesbeziehungen schreiben. Weder über die freundschaftlichen, noch über die romantischen. Im Detail schon mal gar nicht. Ich mag auch die Frage nach dem Beziehungsstatus nicht. Der macht ja nun wirklich keinen Unterschied, oder? Vielleicht braucht nicht alles ein Label oder eine Schublade. Hauptsache, es geht uns gut damit.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
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