Ach Anna, ich lese dich so gern, ich finde mich in deinen Texten wieder, selbst wenn wir ganz unterschiedliche Voraussetzungen haben und sicher auch in ganz verschiedenen Situationen stecken. Aber sag mal… Stimmt das denn eigentlich alles, was du schreibst?

So oder so ähnlich sehen Rückmeldungen zu meinen Texten aus, hier, aber auch drüben auf dem Hauptblog. Wie schön, denke ich mir dann immer, denn das bedeutet, dass mein Schreiben funktioniert. Es wirkt, es zieht an, Leser*innen können sich identifizieren, fühlen mit, denken „meine“ Themen weiter – so soll es ja sein.

Aber was ist nun mit dieser Frage, ob das denn so stimmt? Viele Autoren werden ja auch danach gefragt, wie viel Biografisches denn in so einem Buch steckt. Für mich gibt es da – wie so oft – zwei Seiten, von denen ich erzählen kann.

Die eine Seite: Ja, das stimmt

Meistens hat das, was ich (hier) schreibe, einen wahren Kern. Etwas ist passiert, hat mich überrascht, mich bewegt, mich inspiriert. Und dann schreibe ich darüber, wälze es noch ein bisschen hin und her, suche die passenden Worte und den Fokus für die Story.

Ich denke, dass alle Schreibenden irgendwie auch über sich selbst schreiben, ja nach Genre ist es mehr oder weniger nah dran am Original. Aber über Dinge zu schreiben, die so gar nichts mit der eigenen Lebenswelt zu tun haben… schwierig. Ich denke, dass sogar in der fiktivsten Fiktion auch immer bekannte Elemente drinstecken. In meinen Texten natürlich noch deutlicher, denn ich schreibe keine Fiktion, sondern kleine anekdotische Geschichten.

Das bedeutet aber nicht, dass alles, was du hier in meinen Text hineinliest, auch so von mir gemeint ist, das wäre ein Wunder. Also: Wenn du glaubst, mich zu kennen, weil du meine Texte liest, dann muss ich dich enttäuschen. Du kennst den Teil, den ich hier zeige und zwar in den Worten, die ich wähle. Das ist immer ausgewählt, mal sorgfältiger und mal weniger. Aber natürlich gefärbt, verdichtet, fokussiert.

Es ist ja kein geheimes Tagebuch, das niemand lesen darf. Es ist öffentlich und damit lasse ich bestimmte Dinge weg, selbst dann, wenn ich sehr assoziativ darüber schreibe, wie sich mein Innenleben gerade anfühlt.

Also: Ja, das stimmt alles, ich lüge eher selten, das ist mir zu anstrengend. Aber ich sage eben auch nicht alles.

Die andere Seite: Nein, das stimmt nicht

Wenn ich schreibe, dann ist das nicht, als wäre ich im Zeugenstand und müsste erzählen, was ich gesehen und erlebt habe. Es ist eher ein angestrichenes Erlebnis, gewürzt mit kleinen Boni – das, was mein Kopf dazumalt oder das, was mein Gehirn damit verknüpft. Allein durch Stil und Wortwahl kann ich dafür sorgen, dass der Kern der Story zwar erkennbar, aber alles drumrum verfremdet ist.

Nein, du bist nie in meinem Kopf, selbst wenn es sich so anfühlt. Du bleibst immer in deinem eigenen. Und das ist auch gut so, denn in meinem Kopf ist es manchmal ganz schön turbulent.

Ich erlaube mir, alles einzufärben, was ich will. Manches wird dramatischer, manches aber auch oberflächlicher, manches einfacher, manches komplexer. Künstlerische Freiheit. Und manche Dinge erzähle ich einfach nicht, selbst wenn sie die Geschichte klarer und logischer machen würden. Einfach, weil ich bestimmte Dinge hier und anderswo NIE teile.

Denn es gibt so etwas wie eine Online-Persönlichkeit, die eben nicht ich ist, sondern nur ein Teil von mir. Daher kann ich Heldenreisen schreiben über mich, die wahr sind und gleichzeitig nicht auch nicht. Ein bisschen verwirrend vielleicht, aber so ist das mit den Perspektiven auf eine Geschichte.

Tja, was sagt dir das jetzt? Du darfst dich in jeder meiner Geschichten und Texte wiederfinden, deinen eigenen Zugang dazu. Du kannst mit mir mitfühlen (also mit meiner Online-Persönlichkeit), du kannst dich verbunden fühlen und verstanden. Aber denk nicht, dass ich so bin wie du glaubst, das wäre zu einfach. Und sicher auch ein bisschen langweilig. Oder?

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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