Ich lebe so wenig minimalistisch, wie man sich nur denken kann. Meine Wohnung zeigt, wer ich bin und wer ich war, denn ich habe Probleme damit, Dinge wegzugeben. Versteh mich nicht falsch: Ich bin kein Messie oder so, aber ich nutze Dinge und kann es nicht gut ab, wenn ich etwas wegschmeißen muss, ohne es wirklich gebraucht zu haben. Vielleicht interessiert mich das Thema „Weniger“ daher umso mehr – gerade auch auf anderen Ebenen als Kleidung und Gebrauchsgegenstände. Daher bin ich glücklich, dass ich mit Annette Schwindt ein Bloggespräch zu dem Thema führen durfte.

Annette ist eigentlich immer auf der Suche nach Gesprächspartnern für ihr grandioses Format #Bloggespräch. Viele spannende Themen sind dort schon zusammengekommen und man lernt sowohl Annette, als auch ihre Gesprächspartner*innen besser kennen. Bei den Gesprächen ist es ihr aber wichtig, dass es keine Verkaufsveranstaltung wird und eben auch kein Fachinterview, sondern eine offene Diskussion, in der zwei Menschen neugierig ihre Ansichten teilen und Geschichten erzählen.

Daher sprachen wir eben nicht über Verbindung, über Kommunikation, über Text und das, obwohl wir uns ja beruflich genau dort begegnen. Nein, dieses Bloggespräch führen zwei Menschen, die definitiv keine Experten für das Thema Minimalismus sind, aber Ideen dazu haben.

Beziehungszustand: Es ist kompliziert.

Ich finde Annettes Format schon lange interessant und verfolge die Bloggespräche seit Jahren – nicht alle fand ich toll, aber in den meisten sind sehr viele spannende Gedanken. Inspirierend – auch neben der bloßen Faszination was dieses Format angeht.

Bloggen ist das, was wir daraus machen. Dieses Format ist eben kein Business-Bloggen. Das Bloggespräch entsteht wie ein längerer Chat. Man schreibt gemeinsam an dem Thema, indem man sich kleine Episoden erzählt und immer wieder eine Anschlussfrage für den*die Gesprächspartner*in stellt. Nach und nach entsteht ein Text, der dann von Annette noch formatiert und auf dem Blog veröffentlicht wird.

Dass unser Gespräch aber überhaupt zustande kam, brauchte zwei Anläufe. Auf Twitter hatte ich irgendwann einen Tweet zu den Bloggesprächen kommentiert und Annette fragte mich, ob ich nicht auch eines führen wollte. Klar wollte ich! Und nachdem wir uns über das Thema einig geworden waren, hätte es eigentlich losgehen können. Eigentlich.

Denn ich war damals in einer Phase, in der ich mich mit vielen Dingen übernommen hatte, weil Corona mich so viel Zeit und Energie kostete. Ich hatte einfach nicht die Kapazitäten dafür, wollte das aber nicht wahrhaben. Und so schob ich meine Antworten auf, immer wieder, vertröstete Annette. Bis ihr das verständlicherweise zu blöd wurde und sie unser Projekt stoppte.

Wann ist es Zeit für eine Entschuldigung?

Meine Faszination für das Format war aber nicht weniger geworden über die letzten Jahre. Und das „To-do“ war nicht aus meinem Kopf verschwunden. Bloß schämte ich mich, weil ich mich so aus dem Projekt gezögert hatte.

Ich glaube aber daran, dass sich alles kitten lässt, wenn Menschen offen dafür sind. Also schrieb ich Annette und entschuldigte mich. Keine Erklärung, aber eine ernst gemeinte Entschuldigung. Ihre Reaktion darauf war ganz wunderbar: Sie fragte, ob wir nicht einen zweiten Versuch wagen wollten. Ja, wollten wir!

Wenn Dinge schieflaufen und sich Scham breit macht, fällt es vielleicht schwer, Fäden wieder aufzunehmen. Aber letztlich können wir ja nichts verlieren. Im Gegenteil.

Es ist ein Gespräch entstanden, in dem ich Annette und mich selbst ein bisschen besser kennengelernt habe. Denn schreiben ist auch immer ein bisschen Persönlichkeitsentwicklung. Also, falls du Lust hast auf eine andere Form von Content, auf Gespräche unter neugierigen Menschen, dann lies rein bei den Bloggesprächen. Und wenn du mal irgendwo falsch abgebogen bist, jemanden hast hängenlassen, dann schau doch mal, ob es nicht Zeit für eine Entschuldigung ist.

Danke, liebe Annette, für den zweiten Versuch und deine klugen Gedanken. Und auch für dieses tolle Format!

Unser Bloggespräch über Minimalismus findest du auf Annettes Blog.

3 Antworten

  1. #HACH Das hast Du ganz wunderbar geschrieben, Anna! Ich hab mich auch gefreut, dass wir es nochmal versucht und diesmal auch durchgezogen haben. Selbst wenn wir beide zum Antworten manchmal länger gebraucht haben. Das ist ja das Praktische an dem Format: Es ist sehr entschleunigt. Der leider schon verstorbene Christian Zepke hat es mal mit einem guten alten Briefwechsel verglichen. Also Danke, dass Du meine Brieffreundin warst und hoffentlich in der ein oder anderen Form bleibst. Und Danke, dass Du das Format so engagiert weiterempfohlen hast.

    • Liebe Annette, schön dass du hier schreibst! Ich finde sowieso, dass wir beim Bloggen mehr experimentieren sollten – in alle Richtungen. Mehrwert ist nicht nur Fachliches, sondern so viel mehr! Und dieses offene Diskutieren und Erzählen finde ich hochgradig spannend und inspirierend. Das gebe ich gern weiter 😉

      Ich glaub ich mach mal einen Artikel über spannende Blog-Formate und ihre Urheber…

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