Schon lange bin ich aus dem Alter raus, in dem man sich Dinge vom Weihnachtsmann oder später von den Eltern wünscht. Das mit dem Wünschen kommt auch irgendwie nicht zurück, denn man kommt an den Punkt, an dem man sich alles, was man wirklich haben will, selbst kaufen kann (und will). Daher wird Schenken weniger. Und irgendwie ist es auch anstrengender, wenn man dann doch mal etwas verschenken will, denn um etwas Passendes zu finden, das der oder die Beschenkte sich eben (noch) nicht selbst gekauft hat, braucht man manchmal ein bisschen Glück. Aber letztlich sind es eh nicht die Geschenke, die zählen. Jedenfalls nicht die, die man verpackt und unter den Baum legt.

Früher war es so unglaublich aufregend für mich, welche Überraschungen wohl Weihnachten oder mein Geburtstag bringen würde. Ich freute mich über alles, denn das war nicht normal für mich, es waren große Anlässe, zu denen es die (selten auch mal größeren) Geschenke gab. Heute ist das anders. Wenn ich überhaupt etwas bekomme, dann meist eine Kleinigkeit. Aber so sollte es ja auch sein.

Die wichtigsten Geschenke sind heute (früher auch schon, aber da habe ich das nicht gewusst) Zeit, die Gedanken, die sich jemand gemacht hat und das Schenken an sich. Und Liebe. Das, was ich mir am meisten wünsche, ist Zeit – daher ist das auch ein beliebtes Geschenk an mich. Menschen, die mich mögen, schenken mir Ausflüge, Theatergutscheine, ein Abendessen oder eine Fahrradtour. Oder Kaffee natürlich, als Symbol für eine gute Zeit nur mit mir selbst.

Ich habe in diesem Jahr ein paar wunderschöne Erlebnisse gesammelt. Mit meinen Freunden, meinem Partner, mit Junior und meiner Ma und auch allein. Und auch wenn manche Verbindungen nicht gehalten haben, bleiben die Erinnerungen daran. Ich bereue nichts, keinen Moment und keinen Gedanken, den ich geteilt habe. Das ist doch das wahre Geschenk.

Manchmal verschenke ich auch Worte, das ist dann am besten, wenn ich live dabei bin, wenn die Beschenkten sie lesen oder hören. Aber es geht auch anders. Denn auch zeitversetzt kann man das Glück und die Freude oft noch sehen. Die Reaktion auf „du hast an mich gedacht und du hast diese Worte nur für mich ausgewählt“ – ich liebe das sehr. Da ist das Schenken manchmal schöner als das Bekommen.

Sowieso ist es ja beides wichtig, das Geben und das Nehmen, sie gehören einfach zusammen. Daher freue ich mich auch so sehr, wenn ich Rückmeldungen bekomme auf meine Texte, auf meine Podcasts, auf meine Arbeit. Das ist auch Bezahlung für mich, genauso wie eine Spende in meine Kaffeekasse, die ich seit diesem Jahr für genau diesen Zweck erstellt habe (und dass sie wichtig ist, hätte ich gern eher gewusst).

Manchmal bekomme ich Reaktionen auf eine Karte, die ich verschickt habe: Dann landet bei mir ebenfalls eine Karte im Briefkasten oder es kommt eine E-Mail:

„Dich an meiner Seite zu wissen ist wie ein Sechser mit Zusatzzahl. Ich hoffe, ich habe Dir das schon einmal gesagt! Vielen lieben Dank für Deine Zeilen, die mir so guttun. Selten trifft ein Mensch den richtigen Ton, Du schon!“

Das ist nicht nur so dahergesagt, besonders nicht von dieser Person. Ich bin reich beschenkt. Danke dafür.

Und wenn wir ganz ehrlich sind, sind der gedeckte Frühstückstisch, der frische Kaffee, die kurze Nachricht „ich denk an dich“ oder ein herzliches „guten Morgen“, die eigentlich wertvollen Geschenke. Die, die keinen Anlass brauchen. Ein „ich liebe dich“ nach einem langen Tag, ein neues Filz-Herz als beste-Mama-Abzeichen oder die Frage meiner Ma, ob ich vom frisch gekochten Apfelmus etwas mitnehmen möchte.

Warum nicht ein Wertschätzungs-Jahresrückblick statt eines Blicks auf die Umsatzzahlen? Ich glaub, das würde mir sehr gefallen. Danke an euch.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

2 Antworten

  1. Liebe Anna,
    was für eine schöne Idee, ein Wertschätzungs-Jahresrückblick!!! Ich bin dabei. Damit wäre dann schon der Samen für das Kommende gelegt. Lass uns Schätze einsammeln und Samen verteilen!
    In Verbundenheit
    Margaretha

    • Liebe Margaretha,
      ich glaub, wir können so viel bewegen, wenn wir nur ein bisschen mehr Zeit darauf verwenden würden, ehrlich zu sagen, was wir an anderen mögen (und an uns selbst). Stell dir nur vor: Jeden Tag ein Satz mit wertschätzender Botschaft an eine Person. Wäre das nicht wundervoll? Vielleicht würde es eine Kettenreaktion in Gang bringen…

      Alles Liebe
      Anna

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