„Weißt du, was wir schon lange nicht mehr gemacht haben? Einfach nur rumliegen und quatschen und kuscheln.“ Junior hat recht, wie so oft. Das haben wir lange nicht gemacht. Klar, wir hängen gemeinsam rum, dröseln, chillaxen. Aber einfach nur rumliegen? Dafür sollte doch viel mehr Zeit da sein…

Warum steht nicht in jedem Kalender ein Hinweis darauf, dass es einen Blocker geben muss, um einfach nur rumzuliegen? Das wäre ein wirklich guter Hinweis, viel besser als „carpe diem“ und dieser ganze Kalenderblatt-Abklatsch. Ich finde es großartig, dass Junior an solche Dinge denkt und sie dann auch einfordert. Denn klar habe ich meine Arbeit unterbrochen, um einfach nur rumzuliegen mit ihm. Das ist doch etwas Schönes!

Ein Freund schickte mir gestern die Nachricht, ich sei für ihn so eine Art Ladegerät. Es gibt ja so Menschen, die deine Energie-Speicher wieder auffüllen, einfach weil sie da sind oder weil man mit ihnen spricht. Genau darum geht es. Junior und ich wissen das auch, die Energie-Speicher und auch die Liebes-Speicher. Wenn die leer sind, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sie wieder voll(er) werden. Super, wenn man weiß, wie das am besten geht…

Einfach nur rumliegen, ohne Absicht, aber dafür mit Ansage. Wenn wir das machen, muss wirklich nicht viel passieren. Manchmal kommen uns irgendwelche Gedanken in den Kopf, gerade Junior philosophiert in solchen Momenten gern über das gute Leben. Denn dass er sich Zeit nimmt, um einfach nur rumzuliegen, gibt ihm das Gefühl „es ist gut, ein Ben zu sein“.

Mir kam dann der Gedanke, ob wir das verlernen, dieses „einfach nur rumliegen“. Einer, der das ja auch gern macht, ist Kalle Blomquist. Der liegt ja auch gern einfach nur unter dem Birnenbaum im Garten und geht seinen Gedanken nach oder er stellt sich vor, wie er vor einem fiktiven Publikum kriminologische Vorträge hält. Wenn man heute einfach nur rumliegt, dann geht schnell der Griff zum Smartphone, das führt zu merkwürdigen Situationen, nämlich dass manchmal zwei Leute gemeinsam einfach nur rumliegen, aber jeder für sich. Schade eigentlich.

Ich hatte mir ja schon länger vorgenommen, dass ich weniger Zeit mit meinem Smartphone verbringen will. Weil es viel schöner ist, ein Gespräch zu führen, eine Spielerunde zu machen oder eben rumzuliegen, ohne dass da ständig Nachrichten, Likes und sonstige „wichtige“ Pings reinkommen. Ich glaub, ich bin auf nem guten Weg.

Was ja wirklich spannend ist, finde ich, ist was passiert, wenn das Gespräch abreißt, wenn gerade nichts zu sagen ist, wenn sich Gedanken erst sortieren, setzen, neu bilden müssen. Dann entstehen Pausen, ein Schweigen. Für mich ist das noch nie unangenehm gewesen, ich kann gut damit leben, dass Stille herrscht, wenn man gerade nichts zu sagen hat. Aber ich glaube, gerade in diesen Situationen geht der Blick oder der Griff gern mal zum Smartphone – ein Check: Ist da ein neuer Gedanke, ein Impuls für mich, um die Stille zu überbrücken?

Ich mag es auch gern, wenn ich über alles informiert bin, wenn ich das Gefühl habe, dass ich an alles gedacht habe. Bloß nicht dann, wenn ich doch eigentlich nur rumliegen und quatschen will. Im Alltag schleicht sich das schnell mal ein, aber welche schönen Gedankengänge verpassen wir denn eigentlich, wenn wir bei jeder kleinen Pause schon nach etwas von Außen suchen, das die Lücke füllt?

Ich wette, ich hätte auch einige meiner lauten Gedanken gar nicht gedacht, wenn ich anstatt zu schreiben auf LinkedIn herumgedaddelt hätte. Und ich wette, dass meine Gedanken tausendmal freundlicher sind, als der Input dort in diesem „professionellen Business-Netzwerk“. (Ich setze hier die Anführungsstriche, weil dort schon lange nichts mehr professionell ist. Die meisten sind der Ansicht, sie könnten dort „Erfolg“ haben, wenn sie nur so laut und belanglos wie möglich kommunizieren. Na klar: Nicht alle!)

Also dann doch lieber laut denken und mehr rumliegen. Im Sommer macht man das am besten draußen auf ner Wiese oder im Freibad oder so. Und im Winter geht das am besten im Bett, sagt Junior. Weil das so schön gemütlich ist. Stimmt. Also ich denke über feste Termine nach, an denen ich einfach nur rumliege. Wobei Liebe am besten spontan funktioniert. Dann, wenn die Speicher gerade leer sind.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

2 Antworten

    • Ja, das kenne ich auch und das stimmt. Der beste Platz, um vor sich hinzuschauen, ist für mich hier in meiner Küche. Der Blick aus dem Fenster geht über die Dächer und Parks, manchmal sehe ich Eichhörnchen in den hohen Bäumen rumtoben. Und das, obwohl ich mitten in der Stadt bin. Inspiration ist es immer. Kurz die Welt anhalten und abschalten.

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