Eigentlich hat doch alles seinen Platz. Wäre das nicht so, würde ich vermutlich verrückt werden, denn ich hasse es, Dinge zu suchen. Wenn etwas nicht auffindbar ist, dann versuche ich zurückzugehen, dorthin, wo ich es zuletzt gesehen oder genutzt habe. Und meistens findet es sich dann wieder an. Weil ja eigentlich alles seinen Platz hat. Eigentlich.

Im Sommer 2022 bin ich wirklich fast verrückt geworden. Denn ich konnte den Schlüssel zu meinem Aktenschrank nicht finden. Das war nicht cool, denn darin waren einige Dokumente, die ich für meine Buchhaltung brauchte.

Ich suchte und suchte, konnte diesen Schlüssel aber nicht finden. Und ich hatte wirklich überhaupt keine Idee, wo er sein könnte. Auf der Suche nach einer Lösung für das Problem war ich schon bei „aufbrechen“ angekommen, als ich dann die Idee hatte: Lern ich halt, wie man Schlösser knackt – ist doch kein Sicherheitsschloss oder so.

Also lernte ich, Schlösser zu knacken. Erst mit einem Übungsschloss, das ich mir bestellt hatte. Als ich das hinbekommen hatte, öffnete ich innerhalb von Sekunden das Schloss zu meinem Aktenschrank. Und dann wollte ich schauen, was noch ging (hier wird es ein bisschen gruselig, denn es ist schon erschreckend, wie leicht sich viele Schlösser knacken lassen, wenn man Werkzeug hat und weiß, wie ein Schloss von innen aussieht).

Ich habe den Schlüssel bis heute nicht gefunden, kann aber jetzt das Schloss auf andere Art öffnen und schließen. Das ist mein Beweis dafür, dass ein bisschen Chaos gut ist, um sich weiterzuentwickeln. Denn ich habe jetzt eine coole, neue Fähigkeit, die ich sonst nicht gelernt hätte.

Von Stapeln, Schubladen und digitalem Ballast

Ich glaube, dass Aufräumen gut ist, zumindest ab und zu. Wenn die Stapel zu hoch werden oder die Schubladen zu voll. Und das gilt für alle Lebensbereiche.

Junior und ich räumen regelmäßig die wichtigen Bereiche unserer Wohnung auf, damit wir hier gut leben können. Manchmal funkt uns das Leben dazwischen, dann setzen wir es auch mal aus. Aber dann merken wir immer: Uh, das dauert heute aber länger als sonst.

Und das will ja niemand. Daher halten wir es mit der Regel: Aufräumen darf auch mal ausfallen, dann behandeln wir den nächsten Termin aber, als ginge es um unser Leben. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen drastisch, aber nur so verhindert man, dass man Routinen immer wieder skippt. Bloß nicht das Loch zu groß werden lassen. Schnell wieder anknüpfen.

Was ich immer gern besonders zum Jahresende merke: Die digitalen Schubladen sind oft sehr voll. Da sammeln sich Projekte, Grafiken, Audio-Dateien, Kunden-Texte, eigene Texte, Notizen und alles mögliche andere.

Und dann sind da auch noch verwaiste Social-Media-Profile: Auf Facebook bin ich schon seit Jahren inaktiv und jetzt ist ja auch Twitter unbenutzbar geworden. Mit diesen Profilen habe ich eigentlich schon abgeschlossen, aber irgendetwas hält mich noch zurück. Da ist es wieder, dieses „eigentlich“.

Denn gerade Facebook ist mit vielen Erinnerungen und Erfolgen verknüpft, dort habe ich meine Community gegründet, meine Zielgruppe so richtig kennengelernt und meine Themen immer mehr verfeinert und klarer gemacht. Facebook war neben meinem Blog meine Homebase, dort waren die Menschen, die mich unterstützen. Klar, können sie auch von woanders, aber ich merke schon, dass ich sehr an diesen Erinnerungen hänge.

Nun gibt es aber zum Glück viele Wege, um mit mir verbunden zu sein und zu bleiben – auch gänzlich ohne Social Media ist das ohne Probleme möglich. Ich kann also aufräumen. Die Idee ist, im Januar loszulassen. Vielleicht schau ich noch mal drüber, aber dann darf es weg.

Mein Profil, meine Seite, meine Gruppen. Ich stelle mir vor, wie aufgeräumt mein Smartphone dann aussehen wird, denn für Facebook dürfen gleich drei bis vier Apps gelöscht werden (Facebook, der Messenger, der Business Manager und WhatsApp, das dann auch gehen darf). Fühlt sich nach nem erstrebenswerten Zustand an, finde ich.

Wenn wir aufräumen, dann entsteht meist Platz. Juniors Zimmer kann dann wieder betreten werden, wenn alles verräumt ist. Unsere Küche ist besser benutzbar, denn wir müssen nicht ständig alles von A nach B räumen, um eine freie Arbeitsfläche zu haben. Mein Laptop darf dann aufatmen, wenn er nicht mehr so vollgepackt ist, mal davon abgesehen muss ich nicht so lange nach Dateien suchen, wenn sie clever benannt sind – auch da hilft eine gewisse Ordnung.

Und die Sache mit dem Loslassen… Ich glaub, das schafft Platz im Kopf. Alles, was endgültig weg ist, lässt mir Raum für Neues. Und darauf freu ich mich schon.

Wie hältst du es mit dem Aufräumen? Fühlst du dich aufgeräumt oder doch eher chaotisch? Oder geht auch beides?

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

5 Antworten

  1. Liebe Anna,
    ich bin ein großer Fan vom Aufräumen und stimme dir zu, wenn Dinge gehen, dann ist wieder Platz für Neues. Leider denken viele Menschen, dass das Neue erst kommen muss, dann kann das Alte verabschiedet werden. Da es so rum leider nicht funktioniert, kommt immer mehr zusammen.
    Als Innenarchitektin habe ich zudem gelernt, dass Ordnung von Ort kommt. Dinge gehören zusammen und an einen Ort. So wie Gabeln immer bei den Gabeln in der Besteckschublade liegen. Oftmals gibt es Probleme mit dem Aufräumen, wenn es nur eine unklare Ortsbestimmung gibt.
    Herzensgrüße,
    Angelika
    P.S. Schon erstaunlich, wie schnell Schlösser zu öffnen sind, wenn frau weiß, wie es geht:-)

    • Liebe Angelika,
      ja das glaube ich sofort. Auch Juniors Zimmer ist in Nullkommanix aufgeräumt, wenn er sich dann mal daranmacht. Weil jedes Teil einen Platz hat und er nicht lange überlegen muss. Das mussten wir aber üben, von Anfang an. Also, ich hab nie für ihn sein Zimmer aufgeräumt, sondern das mit ihm zusammen gemacht und wir haben dann gemeinsam überlegt, wo welches Teil hingehört. Dadurch kann er das jetzt auch für neue Dinge. Loslassen fällt ihm aber schwer, das ist ja bei mir auch so.

      Und ja: Das mit den einfachen Schlössern ist wirklich schnell gelernt. Und macht nachdenklich, wenn man bedenkt, wie viele Dinge nur durch einfache Schlösser gesichert sind. Dafür braucht es keinen Bolzenschneider, das geht mit nem kleinen Dietrich und nem Spanner…

      Liebe Grüße
      Anna

  2. Hi Anna,
    ich sehe das sehr ähnlich. Bei uns haben die Dinge ihren Platz, allerdings ziehen sie hin und wieder um, was meinen Partner gelinde gesagt irritiert. Zweimal im Jahr kämme ich alles durch und da kommt immer überraschend viel zusammen, was gehen darf, was verschenkt wird, solange es noch schön ist.
    Und immer fühle ich mich befreit und im wahrsten Sinne des Wortes entlastet. Gern würde ich noch viel weniger haben, als ich hab. Aber da sind die Hobbys. Wenn die nicht wären, dann hätte ich weniger als die Hälfte um die ich mich kümmern muss. Gerade jetzt in Portugal fällt mir wieder auf, wie wenig ich benötige.
    Liebe Grüße, dir, bis Freitag.

    • Hi Ramona,
      ja dieses Weniger lockt mich selbst auch total, bloß bin ich auch durch meine Vergangenheit in ständiger Sorge, dass es nicht reicht. Nicht Geld, nicht Ressourcen, nicht Gefühle. Daher ist das ein sehr interessantes und nicht gerade leichtes Thema für mich. Ich glaub aber, ich werde besser mit der Zeit. Man gewinnt ja ständig neue Erkenntnisse und Fähigkeiten dazu – in diesem Bereich finde ich das viel ganz okay 😉

      Liebe Grüße
      Anna

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