Stell dir vor, du willst in den Urlaub fahren. Hast eine Reise gebucht, schon vor Monaten, hast dich schon ewig darauf gefreut. Niederlande, da warst du erst ein einziges Mal und das war schrecklich. Du könntest also eine tolle Zeit haben und gleichzeitig die blöden Erinnerungen überschreiben. Du bist euphorisch, willst ne richtig gute Zeit haben, willst energiegeladen das Land erkunden, neugierig verschiedene Dinge sehen, willst charmant und eloquent durch den Tag driften. So stellst du dir das vor, ein toller Urlaub, sexy, aufregend, inspirierend. Doch natürlich kommt alles anders.

Es gibt Tage, an denen ich eloquent, entscheidungsfreudig, clever und schnell bin. Voller Energie, Charme und Witz, es scheint dann, als gelänge mir alles spielend leicht. Und dann gibt es das, was ich in der vergangenen Woche war. Langsam, schlapp, unkonzentriert. Nichts mit charmant und attraktiv, das Gegenteil von sexy.

Natürlich kenne ich diese Seite an mir, sehr gut sogar. Ich würde sagen, so oder so ähnlich verläuft meine Energie-Kurve Monat für Monat immer wieder. (Frauen werden das vielleicht besser verstehen, aber auch alle anderen haben mal gute und mal schlechte Tage, oder?) Normalerweise nehme ich mir an diesen besonders müden Tagen nichts vor, wenn es geht. Da schleppe ich mich durch die Tage und es ist auch nicht schlimm, wenn ich Schmerzen habe, wenn ich langsam bin. Aber genau jetzt wollte ich das nicht haben. Bloß kümmerte das meinen Körper natürlich nicht.

Es gibt Zustände, die zeige ich nur ganz wenigen Menschen gern. Nun wurde ich aber durch blödes Timing dazu gezwungen und versuchte, das Beste draus zu machen. Es war unendlich schwer für mich, diese schwache, langsame und müde Seite von mir nicht verstecken zu können.

Alles auf langsam

Jetzt am Wochenende fühlte ich mich also unendlich langsam. Langsam im Denken, langsam im Sprechen, langsam in meinen Bewegungsabläufen, langsam in meinen Entscheidungen. Ich mag das gar nicht, denn ich merke selbst, wie lange ich für alles brauche. Und dann ist ein Urlaub gar nicht so gut, wo man sich nicht nur auf neue Eindrücke und neue Erlebnisse einstellen, sondern auch die Sprache wechseln muss. Im Dialog also letztlich noch langsamer.

Meine Konzentration ließ zusätzlich zu wünschen übrig; dem Gespräch folgen war anstrengend, mitdenken schwerer als üblich, die eloquente, brillante Antwort wollte mir natürlich erst recht nicht über die Lippen. Und: Ich machte Fehler, war unaufmerksam, habe sogar Informationen falsch weitergegeben. Mir passierten Dinge, die mir sonst nicht passieren. Denn normalerweise speichere ich Zahlen, Daten, Fakten und dann sind sie verfügbar. In diesem Zustand aber nicht.

Und wenn ich das nur mit mir ausmachen und auch nur meinen (und Juniors) Alltag managen muss, dann fällt diese Langsamkeit vielleicht nicht so auf. Zumindest mir selbst nicht. Aber so… Selbst zu merken, dass man angestrengt ist und gleichzeitig so sehr zu wollen, dass man locker und entspannt rüberkommt – in langsam. Schwierig.

Kleiner als sonst

Ich war also kleiner als sonst, schwächer. Ich weiß ja, es ist noch gar nicht so lange her, dass ich mich darüber beschwert habe, nie schwach sein zu dürfen. Mich unter der Decke zu verkriechen, mich anzulehnen, zu schrumpfen.

Aber im Urlaub? In meinem Urlaub, der doch von Energie und Neugier und Sexyness geprägt sein sollte? Na ja.

Ich habe also alles mit halber Energie erlebt, langsam und müde. Gleichzeitig bin ich voll von den Eindrücken, die ich ja trotz allem gesammelt habe. Und auch ein bisschen voll von mir, die so war, wie sie nicht sein wollte. Und trotzdem so gut war, wie es eben ging. Ich bin ja immer irgendwie so gut wie es gerade geht. Auch etwas, das ich lernen musste. Es geht nicht immer alles nach Plan und auch nicht nach meinem Kopf.

Nun würde ich gern sagen: Beim nächsten Urlaub wird es besser, da plane ich anders. Aber letztlich kann ich das gar nicht. Ist ne Frage von Timing. Und von Terminen. Von Zeiten und von Absprachen, geteilten Schulferien und so weiter. Und ich weiß ganz genau: Ich könnte noch so gut planen, mein Körper würde eine Möglichkeit finden, mich trotzdem auszuknocken. Vielleicht, um mich dazu zu bringen, ein bisschen Energie bei mir zu behalten. Leben halt.

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