Mein Kopf ist voll mit Dingen, Geschichten, To-dos, Plänen, mit allem Möglichen – ich habe schon an anderer Stelle darüber geschrieben. Aber jetzt ist nicht nur mein Kopf voll, sondern auch mein restlicher Körper. Als hätte jemand, wie im Comic, meinen Kopf aufgeklappt und ganz viel hineingestopft. Und weil es zu groß war nur für meinen Kopf, landete es nicht nur dort, sondern auch im Rest von mir. Und das Ergebnis ist eine Anna, die überquillt. Ich habe noch nicht entschieden, ob das ein gutes oder ungutes Gefühl ist, vielleicht (wie so oft) etwas dazwischen.
Vielleicht kennst du das ja auch, wenn du mit Themen in Berührung kommst, die vielleicht neu sind oder zumindest weiter oder tiefer, als du sie bislang wahrgenommen hast. Oder du hast etwas erlebt, das dich nachhaltig beschäftigt. Und zwar so sehr, dass du nicht davon loskommst, es klemmt irgendwo zwischen Stirn und Herz und du weißt nicht, ob es sich besser lösen oder festsetzen sollte. Da sind Ideen und Gedanken, die sich formen, aber nicht fertig sind. Oder du kannst sie nicht aussprechen, weil du keine Worte dafür hast.
So voll wie gerade war ich lange nicht, und das liegt sicher daran, dass ich nicht auf der Höhe war oder bin. Als hätte ich mehr Energie aufwenden müssen, um all das aufzunehmen, was da war. Und ich sage hier absichtlich nur vage „das, was da war“ – denn selbst wenn ich es wollte (und das will ich nicht), könnte ich es gar nicht benennen.
Eine Woche ohne Alltag
Woher dieser Zustand kommt, fragst du dich vielleicht, denn ich war doch eigentlich gar nicht da, war kaum online, habe so wenig quergelesen zum Beispiel auf Mastodon oder LinkedIn, also eigentlich sollte ich leer sein. Aber Wochen ohne Junior sind deswegen so füllend (oder erfüllend?), weil ich abseits meines normalen Lebens unterwegs bin. Ich tue Dinge anders, ich denke Dinge anders, ich stelle andere Fragen, manchmal treffe ich andere Menschen.
Und in diesem speziellen Fall war ich auch an anderen Orten, habe also andere Dinge gesehen und andere Themen durchdacht. Andere Dinge gespürt. Und vor allem: Alles, was ich sonst mitdenken muss, habe ich nicht gedacht.
Wenn also mein Arbeitsspeicher nicht gefüllt ist mit Terminen, Abholen, Bringen, Nachrichten schreiben, Playdates vereinbaren und so weiter, dann sollte doch eigentlich Platz sein für das andere?
Vielleicht habe ich zu viel gewollt, mich übernommen am anderen, mich leiten lassen, immer weiter einzusteigen in diese Welt, die ich sonst nur aus der Ferne sehe. Zu tief getaucht, Trauma, jetzt Dekompression. Bis die Fülle wieder abgebaut ist.
Schweigen und denken
So impulsiv ich manchmal bin, so still kann ich auch werden, wenn meine Gedanken nicht zu Ende gedacht sind. Dann nehme ich auf und auf und auf… und komme nicht recht dazu, die eigenen Gedanken in Worte zu packen. Nicht im Gespräch mit anderen, auch nicht mit mir selbst. Nicht mündlich, nicht schriftlich.
Ganz langsam sickern die Worte durch irgendwelche ordnenden Membranen in meinem Körper, rutschen an ihren Platz, bis sie formuliert werden können. Bis ich sie aussprechen kann, dauert es. Und bis dahin schweige ich. Und sage: Ich denke darüber nach.
Manchmal mache ich das sogar im Streit, das kam in der Vergangenheit mitunter gar nicht gut an. Aber ich mag es nicht, halbgare Gedanken auszusprechen, die dann missverstanden werden. Denn wie könnte ein Gegenüber mich verstehen, wenn ich mich selbst noch nicht verstehe? Ein merkwürdiger Zustand, ein stiller Zustand. Ein zuhörender Zustand.
Wie lange mein Körper wohl braucht, um all diese Eindrücke wegzusortieren? Die Sätze, die ich gehört, die Bilder, die ich gesehen und die Ideen, die ich aufgenommen habe? Und die Reaktionen darauf, meine. Eigene Ideen, halbe Sätze, Gefühle, Bilder, Reize.
Wenn sich alles an einen Platz begeben hat, dann kommen sicher die Worte. Und dann werden aus halben Sätze ganze Sätze. Aussagen, Fragen, Aufforderungen, Bekundungen, Zustimmung, Ablehnung, Versprechen, Wünsche, Vorschläge. Und dann weiß ich vielleicht auch, ob dieses „Voll“ ein gutes oder ungutes Gefühl ist… Vielleicht kennst du ja auch dieses Gefühl, als müsstest du überquellen? Schreib mir doch mal, wie lang dieser Zustand anhält!
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