Da dudelte wieder dieses Lied im Radio vor sich hin, hach, wie romantisch, er macht einfach alles für sie, ist ihm alles egal, „Hauptsache du bist da“. Ich hab das nie so wahrgenommen, ist halt ein Popsong, ein Liebeslied, es ist niedlich und eingängig. Aber dann, als ich über den Text nachgedacht hatte, fand ich das gar nicht mehr romantisch.

Gemeint ist der Song „Ich lass für dich das Licht an“ von Revolverheld. Es geht darum, was er alles für sie machen würde, obwohl es für ihn nicht gut ist. Er lässt das Licht an, obwohl es ihm zu hell ist, er hört Platten, die er nicht mag, er rennt für sie zum Kiosk, „ob Nacht oder Tag“, er schaut sich Bands an, die er nicht mag, geht mit ihr in die „schlimmsten Schnulzen“ (also mag er die wohl auch nicht). Und es wird noch schlimmer: Er würde seine Lieblingsplatten sofort verbrennen. Meine Güte!

Ja ja, ich weiß, das ist Popmusik und es reimt sich ja auch so hübsch. Und in der Kunst muss man ja immer ein bisschen übertreiben. Aber hey, ein bisschen! Das hier klingt doch arg ungesund. Wieso kann sie nicht mit ihren Freunden die Musik hören und die Filme schauen, die sie mag? Und er kann in der Zwischenzeit seinen eigenen Kram machen, zack, beide glücklich, ganz ohne was zu verbrennen.

Versteh mich nicht falsch, ich finde schon, dass man MAL was für den anderen machen kann, auch Dinge, die vielleicht nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen gehören. Wenn das beide MAL machen, könnte man es mit „Kompromiss“ überschreiben. Aber mich stört diese Idee in dem Song, dass es wahre Liebe ist, wenn er bereit ist, sich völlig zu verbiegen. Und auf der anderen Seite: Wo ist denn das Liebe, wenn sie das von ihm verlangt (oder es auch nur mitmacht)?

Ist mir alles egal, Hauptsache du bist da. Na ja. Vielleicht ist das eine Idee von Liebe, die ich einfach nicht teilen kann. Diese Symbiose, dieses „wir machen ab jetzt alles zusammen, denn wir können nicht mehr ohneeinander“.

Witzig ist jedenfalls, dass Junior die gleiche Idee hatte, dass das nämlich gar nicht clever von ihm ist, sich so zu verhalten. Junior meinte nur: Sie sollten überlegen, was sie machen, das für beide gut ist. Und ja, das finde ich auch. Wie in guten Freundschaften. Warum sollte es in romantischen Verbindungen anders sein?

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