„Date doch einfach einen Handwerker!“, sagte eine Freundin letztens zu mir, als ich ihr erklärte, dass sie bitte den Wasserhahn nicht bewegen sollte, denn dann verliert er gern mal Wasser an Stellen, an denen er das nicht tun sollte. Wenn man sich dann weiter in meiner Wohnung bewegt, muss man bestimmte Dinge wissen, zum Beispiel muss man eine der Schubladen immer in einem bestimmten Winkel schließen, sonst verkantet sie sich. Und man muss damit leben, dass einige Küchenschranktüren schief in ihren Angeln hängen, andere haben keine Griffe. Das Laminat in meinem Schlafzimmer wellt sich und es gibt nicht überall Fußleisten. Viele Dinge in meiner Wohnung sind Provisorien. Und zwar schon lange.

Manchmal denke ich über diese Provisorien nach und darüber, sie zu beheben, die Dinge einfach zu reparieren (den Wasserhahn) oder aber sie fertig zu machen (die Fußleisten). Dann aber merke ich wieder: Es ist mir total egal.

Die beiden Menschen, die mit diesen Provisorien zurechtkommen müssen, sind Junior und ich. Wir kennen natürlich die Baustellen in unserer Wohnung, für uns ist das normal. Andere finden es merkwürdig, nervig, schrecklich. Und wieder andere sitzen bei mir in der Küche, trinken ihren Kaffee und irgendwann ringen sie sich dazu durch, zu fragen: „Hast du einen Schraubendreher? Dann stell ich dir die Schranktüren grad ein…“

Es gibt so viele Dinge, die ich tun könnte, wenn ich denn wollte. Ich bin keine Handwerkerin und perfektionistisch bin ich schon gar nicht, aber ich könnte die Dinge beheben (bis auf den welligen Schlafzimmer-Boden, denn um das zu tun, müsste ich den Raum erstmal leer räumen, auch die Schränke und so). Aber für mich ist das einfach nicht wichtig genug.

Perfektionistisch kann ich bei meinen Projekten sein, bei Texten, bei Konzepten. Aber nicht, was meine Wohnung betrifft. ICH schließe ja die Schubladen automatisch im richtigen Winkel, mache einen großen Schritt über die Stelle, an der sich der Boden wellt und ich stütze mich auch nicht auf die Stelle meines Bettes, wo der Lattenrost kaputt ist. Daher gibt es keinen Druck, etwas daran zu ändern.

Nur ganz manchmal, wenn Gäste da sind und ich sie briefen muss, damit sie nicht etwas noch kaputter machen als es eh schon ist, dann denke ich wieder darüber nach.

Ich werde aber keinen Handwerker daten. Das ist ja, als würde ich einen Mechaniker daten, weil mein Auto kaputt ist (oder mein Fahrrad, ein Auto habe ich gar nicht). Oder einen Steuerberater, weil ich den Fehler in meiner Steuererklärung nicht finde. Oder nen Schreibcoach, wegen der Blockade. Also mal davon abgesehen, dass ich Männer nicht aufgrund ihrer Tätigkeit oder ihrer Fähigkeiten date: Nee nee, das ist mir zu kompliziert, da mache ich es lieber selbst… Oder aber ich warte halt, bis ich den Druck verspüre, an meinen Provisorien was zu ändern.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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