Junior wurde für ein Begabten-Förderprogramm vorgeschlagen, das begleitend zum 4. Schuljahr an der Uni angeboten wird. Nun kam die Absage – und der Grund: Die Klassenlehrerin hatte die Anmeldung nicht an die Programm-Koordination weitergeleitet.

Das Programm Kolumbus-Kids ist für Kinder, die gute Leistungen erbringen und Lust haben auf wissenschaftliches Arbeiten und Forschung. Die Vorauswahl erfolgt über einen Vorschlag der Klassenlehrer, die lassen sich dann die Daten von den Eltern (natürlich in Papierform!) geben und leiten sie dann an die Verantwortlichen beim Förderprogramm weiter.

Als zweiten Schritt müssen die Kinder einen Test absolvieren und anhand der Ergebnisse werden die Gruppen zusammengestellt. Ich hätte wirklich sehr gut damit leben können, wenn Junior einfach nicht so gut bei dem Test abgeschnitten hätte und dadurch nicht dabei sein könnte.

Nun aber darf er nicht mitmachen, obwohl sein Testergebnis gut war. Und das nur, weil die Klassenlehrerin vergessen hat, die Anmeldungen weiterzugeben. Es gibt keine Möglichkeit, das nachzuholen, sagen die Koordinatoren des Programms, alle Plätze sind besetzt, das Verfahren abgeschlossen.

Wie sage ich’s meinem Kind?

Das frage ich mich jetzt, seit ich die Absage per E-Mail erhalten habe. Denn ich bin wirklich traurig – es tut mir leid für die drei Kinder aus Juniors Klasse, die einfach nicht berücksichtigt wurden.

Es tut mir leid, dass sie jetzt lernen: Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Dinge funktionieren, auch wenn ich mich selbst rechtzeitig darum gekümmert und eine gute Leistung erbracht habe. Und es tut mir leid, weil diese Chance nicht wiederkommt. Ganz sicher wird keines dieser Kinder die 4. Klasse wiederholen.

Ich kann verstehen, dass Dinge mal durchrutschen. Auch, dass es nicht leicht ist, verschiedene Belange zu berücksichtigen, verschiedene Interessen. Aber es fällt doch immer wieder auf, dass die guten Schüler*innen in dieser Klasse eben nicht zählen.

Das war schon seit der 1. Klasse (2020) so, als klar wurde, dass die Arbeitsaufträge nicht für alle Schüler funktionierten. Diejenigen, die Unterstützung von ihren Eltern bekamen waren frustriert, weil sie nicht weiterarbeiten durften. Und die, die keine Unterstützung bekamen, wurden immer mehr abgehängt.

Die Lehrerinnen aber setzten ihre Energie nur für die Förderung der Schwachen ein, für Forder-Aufgaben war keine Zeit, keine Energie, keine Lust – was auch immer. Immer wieder habe ich die gleichen Sätze gehört: Darum müssen Sie als Eltern sich kümmern.

Habe ich dann auch. Ich habe Junior mit Forderheften und zusätzlichen Knobelaufgaben versorgt, habe ihn unterstützt und ihm passenden Lese-Stoff besorgt.

Aber hier, bei dieser Anmeldung, konnte ich nichts tun, außer die Daten pünktlich an die Lehrerin abzugeben. Es ist traurig, dass nicht mal an dieser wirklich wichtigen Stelle auf unsere Interessen geschaut wurde. Wie gesagt: Diese Chance gibt es nur einmal.

Ich kann Ungerechtigkeit nicht gut ab

Nun habe ich schon nachgehakt, es gibt wirklich keine Chance, die Anmeldung noch nachträglich zu machen. Und das geht mir gerade echt gegen den Strich. Diese Ungerechtigkeit! Selbst Auslosen wäre fairer gewesen.

Gerechtigkeit ist bei meinen Werten immer ganz vorn mit dabei. Er ist, neben Freiheit und Unabhängigkeit, einer der großen drei, die mir so wichtig sind.

Was stelle ich jetzt an? Ich weiß es noch nicht.

Wenn Junior morgen wiederkommt, versuche ich, es ihm beizubringen. Aber auch er wird so enttäuscht sein – von seiner Lehrerin. Das fühlt sich gerade an, als wären wir ganz böse hängengelassen worden.

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