Meine Selbstständigkeit ist nicht gerade gut gelaufen. Die Startbedingungen waren so gar nicht ideal, die Ressourcen, die ich zur Verfügung hatte, reichten gerade mal zum Überleben. Klingt jetzt reißerisch, war aber ne Zeit lang so. Und es ist jetzt gerade mal drei Jahre her, dass ich auf meinem Blog geschrieben habe: „Ich bin angekommen.“ Das war im 6. Jahr meiner Selbstständigkeit.

Falls du sie nicht kennst, kannst du hier die ganze Geschichte nachlesen: Einfach war es nicht: Selbstständig machen als Ausweg aus der Not

Was mich jetzt beschäftigt, ist dieses „angekommen sein“. Ich weiß ja, dass viele sich das wünschen, nicht nur beruflich, auch persönlich. Dieses Modell klingt nach „hier bin ich richtig, so soll es sein“. Aber ich selbst finde das gar nicht so attraktiv.

Übrigens habe ich das auch im Artikel geschrieben. Denn da steht nicht „Ich bin angekommen und so darf es jetzt bleiben“, sondern da steht „Ich bin angekommen. Von hier aus geht es nur weiter nach vorn“.

So ist es übrigens auch gekommen. Es geht immer weiter und wenig Dinge und Projekte wiederholen sich. Ein Versuch, regelmäßiges Einkommen mit einem Mitgliederbereich zu erzielen, ist grandios gescheitert. Ich habe da von Anfang an auf der Bremse gestanden, wollte die Verbindlichkeit nicht – schon gar nicht über Jahre.

Wenn ich mir vorstelle, etwas immer wieder zu machen, bekomme ich Angst. Selbst dann, wenn die Themen variieren, wenn ich die Abläufe verändern kann, wäre dieses Langfristige furchtbar für mich. Stillstand ist der Tod. Unplanbarkeit ist auf der einen Seite anstrengend, auf der anderen Seite empfinde ich es als große Freiheit.

Lässt sich nur nicht so gut skalieren, ich weiß.

Mach doch mal Pause.

Verschnauf doch mal, du hast es dir verdient, sagen dann Menschen zu mir. Du hast so viel gearbeitet, genieß es doch mal. Komm mal runter.

(Ich hatte an anderer Stelle schon darüber geschrieben, weil es grad auf vielen Ebenen einfach gut läuft: Ich mache mir das Leben schwer)

Aber ich möchte nicht ankommen, ich mag die Ungewissheit, das Spiel, das Ausprobieren. Routine ist nur Mittel zum Zweck, damit ich den Kram auch schaffe, den ich mir vorgenommen habe. Dinge, die ich ständig tun muss, langweilen mich ganz fürchterlich.

Und daher mache ich auch keine Pause, sondern gehe den Projekten nach, die mich rufen. Natürlich habe ich Ja gesagt, als der Verlag auf mich zukam und mich fragte, ob ich ein Buch schreiben möchte. Hab ich noch nie gemacht, ist herausfordernd, klaro.

Eine meiner liebsten Kundinnen sagte neulich zu mir: „Das ist genau das, was die Leute noch brauchen, um zu verstehen, was du kannst.“

Denn so ein Buch scheint noch mal mehr zu bedeuten als ein Blog. Oder zwei. Oder drei. Mal von den vielen Blogs abgesehen, die ich aufgebaut habe, ohne dass mein Name druntersteht. Manchmal schaue ich, was aus ihnen geworden ist und freue mich, wie es sich entwickelt.

Vielleicht mag ich den angekommen-sein-Gedanken auch nicht, weil ich das Gefühl habe, dass das auch so etwas wie ein Ende von Entwicklung bedeutet. Möglicherweise liegt es am Wording.

Aber ich mag mich nicht einschränken (müssen). Weder im Angebot, noch in der Positionierung, noch in meiner Ausrichtung und meinen Kanälen. Für mich bedeutet meine Selbstständigkeit, dass ich immer wieder meinen verrückten Ideen nachgehen kann. So lange, bis sie nicht mehr zu mir passen.

Ich komme nicht an. Oder ist das nur Attitüde?

4 Antworten

  1. „Ankommen“ verwende ich meist im Kontext Reisen. Ich bin am Zielort angekommen und in diesem Moment beginnt etwas. Ich entdecke den Ort, die Möglichkeit, stürze mich in das Abenteuer.

    Vielleicht kannst du dein Ankommen auch als Beginn deines Abenteuers betrachten?
    Was ist jetzt möglich, was in der schwierigen Anfangszeit nicht möglich war?

    Ich bin sicher, du findest deinen Weg

    • Hier in diesem Fall hat das ein Freund gesagt, der meine Unzufriedenheit nicht so stehenlassen wollte. Er meinte: „Was, wenn du genau jetzt angekommen bist?“ Ich glaube, wenn man die unsichere Situation gewohnt ist, dann ist alles andere erstmal bedrohlich, weil unbekannt. Mit dem anderen komme ich besser zurecht. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es irgendwie weitergeht, aber vielleicht muss ich erst mal wieder stolpern.

    • Ja, Mismatcher mit Leib und Seele – nicht beliebt, aber wertvoll. Nur bei meinen eigenen Prozessen find ich es schwierig ^^

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