25 Jahre ist es jetzt schon her, dass mein Vater starb. In 25 Jahren passiert eine ganze Menge. So viele Dinge hat er verpasst, die ich erlebt habe. Als ich geboren wurde, war mein Vater 33. 12,5 Jahre später ist er gestorben, einen Großteil seines Lebens war ich also gar nicht präsent. Seine Enkelkinder hat er natürlich verpasst.
Ich kann nicht viel über meinen Vater sagen, denn ich kannte ihn nicht richtig. Ich kannte ihn nur als Vater, nicht als Mensch. Ich hatte keine Ahnung, was ihm wichtig war – von seinen Kindern mal abgesehen. Und vielleicht dem 1. FC Köln und „seiner“ Literatur, James Joyce vorneweg. Und Musik – Bob Dylan – daran erinnere ich mich auch.
Ich habe also keine Ahnung, ob wir uns heute verstehen würden, worüber wir reden könnten. Das hätte sich sicher ergeben, denk ich mir. Vielleicht über das, was wir im Studium gelernt haben. Immerhin haben wir beide an der LiLi-Fakultät in Bielefeld Linguistik studiert.
Was ich von ihm gelernt habe? Ich weiß es nicht. Es gibt nicht diese grandiosen Erinnerungen, die manche Menschen haben, wenn sie an ihre Eltern denken, vielleicht, weil ich ihn nur knapp 12 Jahre kennenlernen durfte.
Ich weiß aber, was mich sein Tod gelehrt hat. Nämlich, dass die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, wertvoll ist. Wir hatten nicht viel davon, daher war diese Zeit besonders kostbar. Und die Erinnerungen daran.
Und ich habe gelernt, dass Verzeihen wichtig ist. Auch oder gerade den Toten, denn nur so findet man Ruhe.
Vor allem aber habe ich gelernt, dass Angst keinen Sinn macht. Was passiert, passiert. Und wir können nichts daran ändern. Ich weiß noch, dass mein Bruder am Anfang Sorge hatte, unseren Vater zu vergessen. Aber das passiert nicht. Es bleiben die Geschichten, die wir erlebt haben.
Dieser Tag im November lässt mich immer ein bisschen melancholisch werden. Ich denke an Orangen und an alberne Spiele. Herrlich albern.
Heute ist der 25. Todestag meines Vaters. 2 Tage nach seinem 71. Geburtstag.
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