„Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt.“ Das hat der Dalai Lama mal gesagt und ich finde es sehr eingängig, das fiel mir jetzt am Wochenende wieder auf. Diskussionen, kleine Kämpfe, große Kämpfe – irgendwie kam ich nicht recht zur Ruhe. Dann gestern Abend noch mein wöchentliches Gespräch mit meiner Mastermind-Kollegin, wir sprachen über unsere Ziele und Pläne für die kommende Woche und auch über Blockaden und Störgefühle bzw. störende laufende Prozesse.

Da denken wir immer auch an unsere Kinder – natürlich sind sie selbst nicht das, was stört, es sind die Begebenheiten drumherum, die To-dos, die Entscheidungen, die Abläufe, in die sie sich einfinden müssen, ohne das passende Rüstzeug dafür zu haben. All das anzunehmen, erscheint mir derzeit wirklich schwierig.

Was besonders nervt, ist die Unsicherheit. Da liegen Umbrüche vor uns, wir wissen beide nicht so genau, wo es für unsere Kinder hingeht ab Sommer. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, immer im jeweiligen System. Diese Ungewissheit ist bei allen Beteiligten spürbar und das führt zu neuen „Problemen“. Wäre das alles bereits „fertig“, dann wäre doch die Zeit zum Annehmen, so aber bleiben wir noch im Prozess stecken und reiben uns mehr und mehr auf.

Und dann sind da noch die großen Themen in Politik, Gesellschaft und Umwelt. Annehmen klingt diesbezüglich irgendwie falsch und richtig zugleich. Falsch, weil man doch etwas tun muss dagegen, sich positionieren, aktiv werden. Und richtig, weil der einzig logische Gedanke ist, dass es irgendwie gut werden wird. Es gibt die guten Nachrichten, sie gehen nur unter in all den anderen. Und wenn wir nicht daran glauben, dass es gut wird, dann lässt es sich nicht gut weiterleben, finde ich. Also: Es gibt Lösungen, die Zeiten sind nur so rau, dass wir sie noch nicht sehen können.

Annehmen, dass Verbindungen enden, dass Missverständnisse entstehen, dass Druck da ist und wieder geht. Dass alles in Wellen kommt und geht. Annehmen, dass es manchmal hart ist. Und annehmen, dass wir uns selbst vielleicht mal nicht leiden können. Etwas ändern (wollen) daran, aber gleichzeitig auch wissen, dass es okay ist, eine Phase.

Es stimmt ja schon, wir können eh nicht ändern, was passiert, wir können nur jeweils entscheiden, wie wir damit umgehen wollen. Wenn ausreichend Ressourcen da sind, ist das ja auch meist kein Problem, nur wenn der Druck zu groß wird, zu viel los ist, zusätzlich, dann ist das mit dem Annehmen echt so ne Sache.

Dann ist da Ärger oder Frust, oft können wir nicht klar denken. Und dann ist Annehmen kein Gedanke, der verfügbar ist. Ich weiß nicht, was der Dalai Lama in einer solchen Situation macht, vielleicht hat der das nicht, weil sein Kopf immer aufgeräumt ist, aber ich spüre, dass in sehr stressigen Situationen bei mir alles nur noch auf Reserve läuft.

Annehmen ist zwar attraktiv, es klingt wie ein Versprechen nach Ruhe, nach Sortierung, nach Klarheit. Oder, um noch einmal auf das Zitat zu kommen, nach Entspannung. Die Spannung geht raus, die Ruhe kommt.

Ich nehme also an, dass Junior derzeit unter Druck steht, dass ich sein Blitzableiter bin. Das ist ja eigentlich ein Kompliment, bei mir traut er sich das, bei anderen passt er sich an. Nicht so einfach, das anzunehmen, wenn man niemanden hat, der das mitträgt. Aber ich bemühe mich.

Und ich nehme an, dass ich wieder nicht so schnell war mit allem. Mit dem Schreiben, mit meiner Arbeit, mit meinen To-dos im Haushalt. Mit den Vorbereitungen für Weihnachten. Immerhin habe ich 4 Kerzen gekauft. Yay!

Ich nehme an, dass ich nicht alles schaffe. Also Kekse backen diesmal vielleicht in abgespeckter Form, alles was man auf dem Blech machen kann – ohne ausstechen. Das gilt ja zum Glück auch für Nussecken. Ganz sicher werde ich keinen Kuchen für das Winterfest in der Schule spenden, zu dem ich eh nicht gehe. Und ich finde nicht mal, dass ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben muss.

Ich nehme an, dass mein Körper gerade mit mir meckert, dass die Stress-Themen einen Einfluss auf mich haben. Und ich nehme an, dass ich auf manche Fragen keine Antwort habe. In allen Bereichen meines Lebens.

Was mich freut: Es gibt auch Positives anzunehmen. Vielleicht schreibe ich dazu mal eine Liste. Denn auch das ist ja manchmal gar nicht so einfach. Komplimente annehmen, kleine Gesten und Geschenke, gute Anlässe einfach genießen, auch wenn die Welt da draußen nicht gut aussieht.

Annehmen und entspannen. Vielleicht ganz besonders die guten Dinge. Bis es sich so richtig, richtig gut anfühlt.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

Keine Kommentare bislang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert