Junior sitzt jetzt im Bus und fährt in sein großes Abenteuer, er ist die kommenden 4 Tage auf Klassenfahrt. Erst am Freitagvormittag kommt er zurück, ich habe also bis dahin sturmfreie Bude. Und was macht man mit so einer Luxus-Situation? Ein Buch schreiben natürlich.

Ich habe schon an anderer Stelle darüber geschrieben, was mit mir passiert, wenn Junior mal nicht da ist. Das ist jedes Mal ein bisschen wie eine Zeitreise, ich bin dann wieder um die 20, wie zu Beginn meines Studiums.

Und so gestalte ich auch meine Tage. Klar, wenn ich Termine habe, dann halte ich die auch ein. Aber sonst gibt es keinen festen Tagesrhythmus, keine geregelten Abläufe, keine Essens- oder Schlafzeiten. Ich lebe so vor mich hin, wie es meine Energie und auch meine Lust zulassen.

Weil es keine festen Abläufe und Zeiten gibt und ich für niemanden außer mir selbst sorgen muss, gehe ich selten einkaufen, esse das, was die Vorratskammer noch hergibt – im Zweifel auch mal Cornflakes. Also ich verwahrlose immer ein bisschen.

Schreiben im Schlafanzug

Was ich mir dann oft erlaube: Morgens im Bett bleiben. Nur einen Kaffee holen, meinen Laptop und einfach drauflos schreiben. Für mich ist das perfekt, mich so treiben zu lassen wie es sich gerade richtig anfühlt.

Manche Menschen behaupten ja, man könne nur erfolgreich werden oder sein, wenn man diszipliniert lebt und seinen Routinen folgt. Das sind diese „er macht jeden Morgen als erstes sein Bett (und daher ist er so erfolgreich)“ – Menschen. Oder die, die sagen, wenn man sich nichts Schickes angezogen hat, kann man nicht ernsthaft arbeiten. Ich glaube das nicht.

Ich glaube, dass Kreativität unabhängig davon ist, ob man einen grünen Smoothie getrunken und Yoga gemacht hat. Es mag Tage geben, da funktioniert das auch für mich. Ein Kaffee, ein kleines Frühstück, eine kleine Runde joggen, Dusche und dann ran an die Tasten.

Aber wenn ein Leben so durchgetaktet ist wie meins und normalerweise geprägt ist von einem durch Junior bestimmten Tagesablauf, dann ist ein Ausbruch aus diesen Strukturen wie Urlaub. Oder wie Revolution. Oder wie ein Trip ins Unbekannte beziehungsweise ins längst vergessene Single-Leben ohne Kinder und Verpflichtungen.

Abenteuer und Flow

Heute Morgen, als ich mit den Mit-Eltern am Bus stand und auf die Abfahrt wartete, da wurde mir klar, dass es auch ein bisschen Luxus ist, was ich habe. Denn viele haben (Ehe-)Partner und auch ein paar mehr Kinder, das heißt, an deren Alltag verändert sich so gut wie nichts. Dieses Abenteuer von Verwahrlosung und vor sich hinleben bleibt also vielen verwehrt.

Aber hey, alles hat seine zwei Seiten. Wenn ich mich an die ersten Jahre mit Junior erinnere, dann habe ich mir diese kleinen „Urlaube“ sowas von verdient! Lebensentwürfe haben ja immer auch ihre Macken – meiner ist da keine Ausnahme. Aber ich mache das Beste draus.

Also sitze ich und schreibe. Und in der Mittagspause (wann immer sie sein sollte nach meiner inneren Uhr) gehe ich spazieren. Und vielleicht höre ich einen Podcast. Oder ich lausche meinen Gedanken. Oder ich denke an gar nichts. Weil Junior ja erst am Freitag wiederkommt.

Was ich sonst noch tue: Mich einigeln und schreiben. Wie eine Irre. Denn jetzt ist die Zeit dafür. Raus aus dem Trott, rein ins Schreiben. Flow kommt ja bekanntlich im Tun. Auf in eine produktive Woche!

4 Antworten

  1. Ich kenne das Gefühl und lasse mich in solchen „sturmfrei“ Zeiten gerne treiben. Schön für niemanden da zu sein, niemanden zu erklären Wohin man geht oder was man gerade tut.

    Ich wünsche dir viel Flow beim kreativen Schreiben

    • Lieber Sebastian, danke für deine guten Wünsche. Ich glaub, das ist für mich wirklich ein Stück Freiheit und so koste ich sie aus. Ich könnte auch mit der Sonne aufstehen, 10 Kilometer laufen, nen Bulletproof Coffee trinken, ne kalte Dusche nehmen und dann den ganzen Tag mit Timeboxing strukturieren. Aber ich denke nicht, dass mich das weiterbringen, geschwiege denn glücklich machen würde… 😉

      Ich danke dir und wünsche dir eine ebenso Flow-volle Woche!

  2. Hallo Anna,

    ich mache zwar morgens vor der Arbeit mein Bett, dusche kalt, meditiere und mache etwas Frühsport, doch ich sehe den Link zwischen disziplinierter Morgenroutine und Erfolg auch nicht.

    Bei mir ist es die Struktur, die ich am Morgen brauche und weil ich abends zu sehr im Eimer bin, weshalb ich das alles frühs mache.

    Ich folge solchen Leuten, die das „Morgenroutine=Erfolg“-Mindset haben, nicht, weshalb ich nicht fragen kann, wie man mit ner Morgenroutine Kunden gewinnt oder Aufträge abarbeitet.

    Viele Grüße
    Jan

    • Hi Jan,
      spannend, danke für deine Perspektive! Das klingt ja schon sehr routiniert bei dir. Diese Leute, die das propagieren, sagen ja gern mal, dass wir nur durch Strukturen überhaupt den Kopf für unsere wichtigen Arbeiten hätten. Und dass man so ne Morgenroutine auf Biegen und Brechen einrichten und einhalten sollte. Für mich ist das einfach nicht vorstellbar und auch nicht logisch, daher danke, dass du deine routinierte Perspektive in den Ring wirfst, ohne das mit Produktivität zu koppeln.
      Vielleicht fragen wir sie mal, wie sie mit Morgenroutine Kunden gewinnen (und gerne experimentell belegt) ^^

      Viele Grüße
      Anna

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