Schreiben mit oder ohne Musik? Diese Frage wurde schon so oft gestellt, dass wir mittlerweile sicher alle denkbaren Antworten gehört und gelesen haben. Für mich zeigt diese Frage, wie so viele andere auch, wie unterschiedlich wir alle schreiben, wie verschieden wir kreativ und produktiv sind. Und das finde ich großartig!

Ich persönlich schreibe total gern zu Musik, aber auch zu anderen Geräuschkulissen. Schon im Studium habe ich sehr gern in der zentralen Halle der Uni Bielefeld gesessen, wo man ständig alles mögliche hört: Gespräche, Kaffee-Geräusche aller Art von Kaffee-Maschine bis klirrende Tassen, knallende Hörsaal-Türen und anderes. Dort war ich lieber als in der Bibliothek, wo es ruhig und „störungsfrei“ war.

Dann, zum Start meiner Selbstständigkeit, war ich gern in Cafés unterwegs, habe geschrieben und dazwischen den anderen Gästen zugeschaut – und manchmal auch zugehört; das ist in manchen Fällen kaum zu vermeiden.

Und wenn ich zuhause arbeite oder im Büro, dann gern mit Musik. Keine Kaffeehaus-Musik, keine Fahrstuhl-Musik, sondern Rock oder Pop, Radio-Musik eben. Das darf ruhig auch mal richtig laut sein, „schräbbelig“ würde meine Oma sagen. Aber ich höre es gern, es entspannt mich, macht kreativ… Nur nicht bei meinem Buch-Projekt.

Strategie? Alles in die Tonne getreten

Was bei meinen Blogtexten, bei meinen Kundenprojekten und bei meinen Geschichten früher immer funktioniert hat, funktioniert bei diesem Buchprojekt nicht. Das habe ich festgestellt, als es um die Routinen und den Schreibprozess ging, und auch, als es um die eigenen Erwartungen und die Planung dieses Projekts ging. Meine üblichen Strategien waren nicht passend, um dieses Buch zu schreiben.

Ich kam mir vor wie meine eigenen Mentees, die gerne mal mit einer Ja-aber-Mentalität an ihre eigenen Schreibprojekte gehen. Dies geht nicht, das auch nicht und immer ist alles ganz furchtbar schwierig.

So war es auch bei mir. Alles war ganz furchtbar schwierig, obwohl das Feedback auf alles, was ich machte, gut war. Mein Kopf wollte nicht so wie ich und ich kam mir vor wie die größte Idiotin, dass ich überhaupt daran gedacht hatte, dass ich (ausgerechnet ich!) ein Buch schreiben wollte.

Als ich mich in den einzelnen Schreibphasen wie üblich von meiner Musik begleiten lassen wollte, stellte ich dann fest, dass ich abgelenkt war. Von meinen Gedanken, aber vor allem auch von der Musik. Das kannte ich so nicht, aber es hinderte mich am Schreiben. Und das ist nicht gerade förderlich, wenn man mehrere hundert Seiten füllen will.

Über das Piano gestolpert

Ich konnte also auch hier nicht auf meine übliche Strategie, auf die altbewährte Playlist zurückgreifen. Stattdessen versuchte ich es erst mit Ruhe, aber das war nicht gut für mich. Diese Stille beim Schreiben rauscht dann so laut in meinem Kopf, dass ich mir Geschichten erfinde und erzähle, um das Vakuum zu füllen.

Also doch wieder Musik. Zuerst stieß ich auf Playlists für Deep Work, für die ultimative Konzentration. Ich hörte rein, aber das funktionierte auch nicht für mich (das mag für andere gehen, aber doch nicht für mich!). Und irgendwann stolperte ich dann über den Pianisten und Komponisten Yiruma. Das war mein Durchbruch.

Ich weiß ja, es ist völlig daneben, beim großen A zu kaufen und erst recht, dort Videos zu streamen oder gar Musik. Ich mache das aber trotzdem. Und dieses große A kennt meine Musik-Hör-Gewohnheiten recht gut. Nachdem ich also erstmal Yiruma entdeckt hatte, gab es ganz viele alternative Künstler, die eine ähnliche Stimmung erzeugten. So verliebte ich mich dann in Florian Christl und in Jiří Horák (also in ihre Musik natürlich) und legte mir eine neue Playlist an.

Und ab da lief es besser. Ich schreibe. Und schreibe. Und schreibe. Eigentlich müsste ich eine Danksagung in dieses Buch schreiben, denn ein paar Menschen sind an diesem Entstehungsprozess beteiligt und sollten vielleicht auch dafür geehrt werden. Mal sehen, ob ich das darf oder sie wenigstens im Vorwort erwähnen kann. Yiruma gehört definitiv dazu – auch wenn er mein Buch sicher niemals lesen wird 😀

Die richtigen Strategien, die passende Umgebung, die Einstellung, die sich richtig anfühlt – für ein Schreibprojekt dieser Größenordnung unverzichtbar. Und so bin ich froh über meine neu gewonnene Liebe zur Piano-Musik. Und werde ganz sicher beim nächsten größeren Schreibprojekt wieder neu auf die Suche gehen. Nach dem passenden Gefühl, der passenden Musik, den passenden Zeiten und der passenden Motivation. Sollte vielleicht ein Buch darüber schreiben… Aber definitiv nicht im kommenden Jahr!

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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