„Wow, du hast ja viele Briefe in deinem Kasten – so richtige – so etwas hätte ich auch gern mal wieder. Ja, das muss ein schönes Gefühl sein! Damals, ja damals hatte ich auch Brieffreunde, aber jetzt nicht mehr. Hätte ich auch gern wieder, aber…“ Wenn ich etwas will, dann suche ich einen Weg, wie es haben kann. Tue ich das nicht, also, gehe ich nicht los für etwas, dann ist es mir meist auch nicht so wichtig. Da bin ich recht klar mit mir, mit meinen Wünschen und Ideen. Ich mag es nicht, wenn man redet, aber einfach nicht loslegt. Ja, aber. Ja, aber. Ja, aber.
„Ach, du backst jetzt dein Brot selbst? So, du sparst Geld, es schmeckt besser und du weißt genau, was drin ist? Das ist ja cool! Und es geht schnell? Ach, das ist ja noch besser! Gib mir das Rezept, das mache ich auch!“ – Frage ich dann ein, zwei Wochen nach, wie das Brot denn geschmeckt habe, kommt nicht viel. „Ach, keine Zeit gehabt. Hm, falsches Mehl, hätte ich extra kaufen müssen. Ja, die Form war irgendwie nicht passend. Und dann hab ich halt doch wieder das teure vom Bäcker geholt.“
Versteh mich nicht falsch: Jeder und jede soll bitte das tun, was er oder sie will. Ist nicht mein Problem, wenn jemand „keine Zeit“ hat, um sich um etwas zu kümmern. Bloß mag ich diese Ausreden nicht mehr hören. Meistens, wenn es um solche Kleinigkeiten geht, ist es ja schnell erledigt, man muss sich nur etwas Zeit nehmen und loslegen. Und dranbleiben.
Ich nehme auch selten die kompliziertesten, aufwendigsten Wege, sondern suche mir einen, der umsetzbar ist – auch immer wieder umsetzbar, eine Routine. Wäre die anstrengend und ich müsste mich immer wieder neu überwinden, könnte ich das vermutlich auch nicht durchziehen. Aber was ich immer tue: Ich probiere Dinge aus! Erst danach kann ich sagen, ob es wirklich stressig ist, welche Vorteile es bringt und ob ich es weitermachen will. Aber tun muss ich es doch!
Selbst zum ja, aber geworden
Jetzt am Wochenende ist es mir wieder mal klar geworden: Ich selbst bin manchmal Opfer von diesem Phänomen geworden. Im Kontrast fiel es mir auf: Ich habe Freunde, die Monate im Voraus Verabredungen mit mir planen. Wir haben alle keine Zeit, aber dann muss man halt die Kalender nebeneinanderlegen und planen (und sich dann dran halten – Vorfreude, Leute!).
Und dann gibt es die, die ich immer wieder anschreibe. Frage, wie es geht, frage, ob wir nicht mal wieder, wir wollten doch noch… „Wolltest du mich/uns nicht mal einladen? Wir haben die neue Wohnung ja noch gar nicht gesehen! Und war da nicht was mit Geburtstag nachfeiern? Das fiel ja auch aus wegen Krankheit – und wir haben gar keinen Nachholtermin gemacht! Und hey, wollen wir nicht mal frühstücken? Ich kann dir Samstage im März, April und Mai anbieten – wollen wir? Ich würd mich sooooo freuen!“
Die Antwort ist etwa so: „Ja klar, voll gern. Aber es ist sooooo viel gerade! Und überhaupt. Schön, dass wir voneinander hören, ja die Frühstücke waren toll, stimmt. Es ist nur immer so wuselig hier bei uns…“
Die gleichen Leute schicken dir kleinlaute Sprachnachrichten über den Messenger, wenn du mal wieder anfragst: „Hey, voll schön dass du dich meldest, hatte mich gar nicht getraut, dir noch zu schreiben, weil ich mich so lang nicht gemeldet habe…“
Ja nun… Ich beiße nicht, habe für jedes wuselige Leben Verständnis – meins ist auch so! Aber ich kann doch entscheiden und handeln, wenn ich was will, oder?!
Hey Leute, ich sag ja nicht, dass es morgen sein muss. Ich sag auch nicht nächste Woche. Nicht mal diesen Monat. Aber irgendwann in den kommenden 6 Monaten? Sich einfach mal verbindlich festlegen, um etwas Schönes zu erleben? Ja sagen und es so meinen? Wäre das nicht mal was? Einen Plan machen und ihn umsetzen – auch wenn das Leben manchmal voll ist? Weil es wichtig ist? Weil ich wichtig bin? Nein?
Ich denke, ich bin nicht wichtig (genug) für die ja, aber – Menschen. Die ja, aber – Menschen machen bestimmt Verabredungen, mit anderen, nicht mit mir. Oder aber sie reden so viel davon, was sie gern tun wollen, dass sie keine Zeit haben, mit echten Menschen zu sprechen.
Es ist doch verrückt: Wenn ich etwas will, dann setze ich alles daran, es zu erreichen. Dann nehme ich Zeit aus Ecken, die vorher nicht existierten. Ich organisiere alles, um Menschen zu treffen, die mir wichtig sind – trotz eines vollen Lebens. Was ist denn nur falsch mit euch, ihr lieben ja, aber – Menschen? Und wollt ihr nicht mal schauen, ob eure Prioritäten möglicherweise falsch liegen? Oder aber – wenn alles andere wichtiger ist – hört auf zu reden. Ja, aber… Ich mags nicht mehr hören.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
6 Antworten
Jetzt habe ich ganz spontan, nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, einen Ausflug nach Dresden organisiert. Mit dem 49,- Euro Ticket ist das heute ja so spontan möglich. Mich hat der Artikel daran erinnert, dass mein Leben gar nicht so voll ist und ich durchaus öfter mal ein paar Leute treffen könnte.
Oh wie schön ist das denn?! Ja, es ist gar nicht so voll und wir können entscheiden, wie wir die Leerstellen füllen. Das finde ich großartig, wirklich. Ich hoffe, dass ich auch eine schöne Begegnung am Wochenende haben darf, steht noch nicht ganz fest. Aber ich bin nicht die mit dem Aber 😉
Ja. Ich frage mich das ja auch so sehr und so oft.
„Vor Weihnachten? nein, da ist alles voll.“
„Dann Anfang Jänner?“
„Ja, vielleicht.“
Es passiert …. nichts.
Verbindlichkeit wäre mal wieder was.
Und wer sich darauf nicht festlegen mag – nun, es gibt noch andere Bekanntschaften.
Genau. Terminvorschläge für zwei Monate hingeschickt… Nichts passiert. Dann noch mal nachgefragt: Oh, ja ist so viel los gewesen, blablabla, aber wir müssen UNBEDINGT was machen! – und dann wieder von vorn. Ich finde das so unfassbar nervig!
es ist nicht nur nervig, sondern beleidigend, weil Wertschätzung fehlt. Komplett.
nach 2 oder 3 Mal gehe ich dann von kein Interesse aus und melde mich auch nicht mehr.
es gibt noch andere Leute auf der Welt.
Ja, ich versteh den Impuls. Bloß mag ich manche Menschen nicht so einfach loslassen. Ich bin oft die, die zieht, das ist auch okay so. Und klar, irgendwann geh ich dann auch und frag nicht mehr nach. Aber traurig ist das schon…