„Bei dir sind Gedanken in guten Händen“, hatte Peter mir in der Jubiläumsfolge von Schokolade fürs Ego gesagt. Das fiel mir jetzt wieder ein, obwohl die Aufnahme schon fast einen Monat her ist. Es fiel mir wieder ein, weil mir eine Kundin sagte: „Ich freu mich immer so darauf, die von dir überarbeiteten Texte zu lesen. Es sind noch meine, aber sie klingen dann einfach so gut in meinem Kopf!“ Bei mir sind Gedanken und Texte in guten Händen. Das ist ein wirklich schönes Kompliment. Denn viele Schreibende haben Sorge davor, einen Text aus der Hand zu geben – ich übrigens auch.

Es ist ein Identitäts-Problem, denke ich. Ein Text, den wir geschrieben haben, in den unsere Gedanken und Schöpfungskraft hineingeflossen sind, der ist wie ein Teil von uns selbst. Und wenn nun jemand kommt und sagt „Wir machen das anders, wir machen das besser“, dann kann es sein, dass das Gefühl aufkommt, es sei nicht mehr der eigene Text.

Bei meinen Kunden und Kundinnen braucht es meist auch eine Weile, bis sie sich voll und ganz auf das Ergebnis dieser Zusammenarbeit freuen. Wenn sie merken: Es geht nichts verloren, es ist einfach nur besser zu verstehen, es sieht besser aus, es ist leichter aufzunehmen. Das mache ich mit Text.

Und ich finde es großartig, wenn sich meine Kundinnen und Mentees dann auch noch gut fühlen, wenn sie sagen: Ja, meine Worte sind bei dir in guten Händen.

Ich selbst merke seit einer Weile, wie es ist, wenn jemand Anmerkungen zu den eigenen Texten macht, denn meine Lektorin bearbeitet meine Textentwürfe und macht mir Vorschläge, wie sie noch besser werden. Bei einigen Anmerkungen denke ich gar nicht nach, klar, sie weiß es besser, wenn sie mir sagt: Streich diesen Satz, kürz hier den Absatz, füge hier noch eine kurze Erklärung hinzu.

Aber wenn sie sagt „Nimm hier besser diesen Begriff anstelle von xyz“, dann regt sich Widerspruch in mir. Mein Wording, meine Überlegungen, meine Gedanken. Ich habe das ja nicht einfach so geschrieben, sondern seit Jahren im Austausch mit meiner Community die Worte erarbeitet, die am klarsten rüberbringen, was ich sagen will. Da möchte ich nicht, dass mir jemand „reinredet“.

Ich verstehe aber auch: Diese Lektorin hat mehr Erfahrung als ich, was Bücher angeht. Ich habe vielleicht mehr Erfahrung, was Blogs angeht, aber das hilft mir hier nicht. Und so sitze ich jetzt hier, denke bei jeder Anmerkung sehr genau nach: Ist das berechtigt oder nicht? Wie gehe ich damit um?

Letztlich ist es ja meine Entscheidung. Ich muss die Vorschläge nicht annehmen. Müssen meine Mentees auch nicht, sie können auch ihre ursprünglichen Texte stehenlassen und veröffentlichen. Aber wir haben doch die Experten, weil sie es eigentlich besser wissen, oder?

Daher fühle ich noch mal nach und prüfe: Mein Text ist doch in guten Händen. Das Ergebnis wird gut sein. Und auch wenn ich viel Zeit und kreative Energie hineingesteckt habe in dieses Projekt, heißt das nicht, dass es nicht noch besser geht.

Keine voreiligen Schlüsse, keine Reaktionen, die vielleicht nach Kurzschluss-Handlung aussehen. So wie ich auch mit anderer Leute Gedanken umgehe (Peter, ich tu mein Bestes!), so dürfen andere auch mit meinen umgehen. Ich vertrau jetzt einfach mal darauf, dass wir alle das gleiche wollen: Richtig gute Texte und gute Gefühle. Ich bin gespannt, wie sich das am Ende liest. Echt irre.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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