Manchmal sprechen mich Menschen darauf an, wie ich dies und das geschafft oder was ich gemacht habe, dass etwas geklappt hat, oder wie ich bestimmte schwierige Situationen überwunden habe. In vielen Fällen weiß ich das selbst nicht so genau und antworte oft: War Glück. War zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Hab die richtigen Leute getroffen. Hatte Unterstützung. Und so weiter. Was ich selten sage: Stimmt, ich habe etwas Außergewöhnliches geschafft. Das war harte Arbeit und ich habe wie eine Wahnsinnige dafür geschuftet. Es hat mir viel abverlangt und ich habe all meinen Willen aufbringen müssen, um bis hierher zu kommen.

Warum sagen wir nicht gern „Ja, das war krass und ich habs geschafft!“? Ist Tiefstapeln bei außergewöhnlichen Leistungen besser? Wenn Sportler*innen außergewöhnliche Leistungen erbringen, dann bekommen sie Auszeichnungen, dann sagen die Menschen: „Wow, der oder die hat alles gegeben für diesen Erfolg.“ Aber wenn wir im Alltag oder im kleineren Rahmen Erfolge haben, dann reden wir es klein. Also, ich mache das.

Schaue ich auf die vergangenen 9 Jahre, dann müsste ich doch anerkennen, dass ich nicht nur ein Kind bis zum Gymnasium gebracht, sondern auch noch ein Studium abgeschlossen und ein anderes nahezu fertig gemacht, eine Lebensgrundlage für uns geschaffen und viele kleine und größere Krisen gemeistert habe. Aber da sagen wir: „Na ja, ging ja nicht anders.“ Ich sage das auch: „Wenn man es schaffen muss, dann schafft man es auch.“ Bloß mindert das doch nicht die außergewöhnliche Leistung.

Warum also diese sprachliche Verkleinerung? Um nicht arrogant zu wirken? Ich glaub, der Zug ist eh abgefahren. Es gibt einige Menschen, die mich für arrogant und eingebildet halten, weil ich weiß, was ich kann und es auch sage. Bloß in manchen Bereichen tu ich das halt nicht. Ist das Angeberei, wenn man sagt: „Ja, ich habe das richtig, richtig gut gemacht. Ich habe Außergewöhnliches geschafft!“

Es ist das Nicht-erklärbare daran

Wenn der Alltag so vorüberzieht und man täglich hunderte kleiner Entscheidungen trifft, auf Geschehnisse reagiert, einfach nur seinen Kram wegarbeitet, dann merken wir nicht, was das eigentlich alles bedeutet. Die Goldmedaillen-Gewinner*innen können sicher auch nicht rückblickend sagen, an welchem Tag sie den Schub bekamen, das letzte bisschen Willenskraft, um das harte Training durchzustehen. Letztlich ist ihr Erfolg genauso vage wie meiner.

Aber dort können wir sagen: Der oder die hat jahrelang 10 Stunden Training hinter sich – auch am Wochenende, Wettkämpfe jeden Monat, erste kleine Erfolge, dann immer größere. Der Weg lässt sich anhand der Auszeichnungen nacherzählen. Und es ist der Wettbewerb, der das Außergewöhnliche markiert. Dieser Mensch hat etwas geschafft, das in diesem Moment niemand so gut gemacht hat wie er.

Ich habe keine Auszeichnungen, keine offiziellen. Nur die Liebesbekundungen von Junior, meine beste-Mama-Abzeichen, die er mir verleiht und die kleinen und großen Basteleien. Im Business kann ich über meine Umsätze reden, im Studium meine Urkunde und meine Noten präsentieren. Alles in allem gar nicht übel, aber vielleicht nicht so vorstellbar wie die harte Schule des Leistungssports. Und natürlich gibt es keinen Wettkampf, der anzeigt, wie gut oder toll das war, was ich gemacht habe.

Es bleibt wohl dabei: Mein täglicher Schweiß und meine Tränen scheinen nicht so außergewöhnlich zu sein. Dabei sind sie es, sind es auch die Ergebnisse, die Erfolge. Und ich habe mir vorgenommen, das nächste Mal nicht so leichtfertig zu antworten, wenn mich jemand fragt, wie ich das eigentlich gemacht habe.

Ich werde sorgfältig wählen, welche Geschichte ich erzähle. Denn ich habe nicht einfach nur Glück gehabt. Ja, ich habe Außergewöhnliches geschafft. Habe die richtigen Entscheidungen getroffen, habe durchgehalten und mich wer weiß wie oft wieder hochgerappelt. Ich habe clevere Ideen gehabt, sie umgesetzt und bin dabei trotz allem bei mir geblieben. Nichts davon ist gewöhnlich.

Es geht nicht um Glück oder um Schicksal, es geht um ein Leben, das wir uns schaffen. Das ist Erfolg. Haben viele von uns. Wir stellen es nur nicht dar. Schade eigentlich, oder?

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

Keine Kommentare bislang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert