„Es ist so leicht, ehrlich zu dir zu sein. […] Es ist leicht, weil dir so wenig reicht“, singen AnnenMayKantereit in „Vielleicht Vielleicht“ und ich nicke nur. War im Radio drüber gestolpert und fühlte mich erinnert an Dinge, die ich mit verschiedenen Personen in verschiedenen Abschnitten meines Lebens besprochen hatte. Da wurde mir gesagt, es sei so leicht, mir Dinge zu erzählen, auch solche, die man sonst lieber verschweigt. Geschichten, aber auch spontane Äußerungen, Gefühlsbekundungen, Eindrücke, die vielleicht vor anderen Menschen Überwindung kosten würden. Ich habe das immer als großes Kompliment empfunden, mir aber nie weitere Gedanken darüber gemacht. Das war einfach so.

Es gab eine Zeit, da habe ich regelmäßig ganze Nächte lang in meiner Küche gesessen und geredet. Über Dinge, die ich sonst nicht erzählen konnte oder wollte. Und im Gegenzug habe ich mir Geschichten und Probleme und schöne, manchmal auch ärgerliche Erlebnisse angehört. Ich habe diese Nächte als unglaublich bereichernd empfunden, denn allein durch das Erzählen haben sich bei mir (und auch bei meinem Gesprächspartner) viele Themen und Dinge hingeruckelt.

Und es ist eine außergewöhnliche Nähe entstanden, was für mich vielleicht noch spannender war, denn ich bin nicht gut in diesem Nähe-Thema. Eine Nähe übrigens, die nicht körperlich war, eine ganze Zeit lang nicht. Diese Offenheit und Vertrautheit hatte eine Qualität, die für mich zwar herausfordernd, aber auch sehr wertvoll war. Und es war leicht. Alles ergab sich wie von selbst. Ich musste nicht nachdenken, was ich teile und was nicht, weil ich wusste, es ist in jedem Fall gut aufgehoben.

Vor ein paar Wochen habe ich etwas ähnliches gelesen: Keine Überwindung in der Kommunikation, es war ganz leicht. Und auch darüber habe ich nachgedacht.

Es gibt diese Menschen, mit denen man spricht, aber die ganze Zeit auf der Hut ist, weil man nicht weiß, wie die Worte aufgenommen und genutzt werden. Weil da Interpretation und Wertung ständig mitlaufen und zwar nicht wohlwollend. Gefährlich also.

Und dann gibt es diese Menschen oder Situationen, da ist alles okay. Es ist okay, zu erzählen, es ist okay, nicht zu erzählen. Ich darf mich freuen und überschwänglich, impulsiv und kindisch sein, aber auch still und sogar so, dass es als unkommunikativ interpretiert werden könnte. Wenn du merkst: Dein Gegenüber nimmt einfach auf, was da ist und hat Freude daran, egal was passiert. Es braucht keine Ablenkung, Stille ist okay, Schweigen ist okay. Es ist leicht.

Dass das sogar online geht, habe ich auch schon erlebt. Als ich so angestrengt und enttäuscht war, dass ich spontan in Tränen ausgebrochen bin und es war okay. Oder als ich in einer ausgeprägten „ja, aber-Phase“ war und auch das okay war. Keine Wertung, keine Interpretation, nur Wahrnehmung. Danke Carina, dass es dich gibt.

Was ich eigentlich sagen will: Wenn du merkst, dass es leicht ist und du schmeißt deine Bedenken weg, lässt Neugier und Offenheit den Raum, den sie verdienen, dann passiert etwas Magisches. Dann musst du dich nicht überwinden, dann musst du keine Masken aufsetzen, egal welche Rolle du gerade spielst. Und dann hast du vielleicht die Chance, dass du noch mehr entdeckst im Gegenüber – selbst dann, wenn du gar nicht sprichst. Und vielleicht entsteht eine besondere Form von Verbindung, vielleicht vielleicht, wie in dem Song von AnnenMayKantereit.

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