In der vergangenen Woche habe ich viel gelesen und das tut mir so gut! Hatte ich das Lesen doch verloren, als ich Junior bekam, denn da schien es mir, als sei jegliche Vorstellungskraft in mir ausgelöscht, alles nur noch bestimmt von diesem kleinen Wesen und dem Alltag, den ich zu überstehen hatte. Ich hörte einfach auf zu lesen, schaute vielleicht mal eine Serie, wenn ich nicht zu erschöpft war und einfach nur schlafen wollte. Ich fand lange nicht wieder rein in diese Welten von Autoren, die mir die schönsten Geschichten erzählten. Immer wieder fing ich etwas an, legte es wieder weg, versuchte etwas anderes. „Buch-Hopping“ nannte die Publizistin und Literaturkritikerin Sigrid Löffler das in einem Interview, das ich mit ihr mal in meiner aktiven Radio-Zeit führen durfte.

Schon vor längerer Zeit dachte ich, jetzt müsse es doch wieder gehen, immerhin ist Junior jetzt in der Schule, ich habe wieder mehr Luft und mein Leben ist viel sortierter als zu Beginn unserer Reise. Aber mich packte lange Zeit nichts so, dass ich dranbleiben wollte. Jetzt lese ich. Etwas Seichtes, etwas Schönes und etwas Gruseliges – und Sachbücher, klar.

Was mich beschäftigt, ist das Seichte. Denn es verstärkt mein Gefühl, dass schreiben auch einfach nur schreiben sein darf.

Ich bin nicht Goethe 2.0

Geschichten dürfen auch seicht sein, das ist nicht schlechter als tiefgehende Gedanken, nur anders. Das Seichte erinnerte mich daran, wie ich auch über das Bloggen denke. Ich meine nicht, dass Bloggen seicht sein soll, besonders im Vergleich zu DEN großen Geschichten der Weltliteratur. Aber es darf.

Es muss nicht DER EINE brillante Gedanke versteckt sein in jedem Text, auch nicht DIE EINE krasse Erkenntnis (mindblowing!).

Manchmal ist Text einfach nur schön. Und leicht zu lesen. Damit gewinnt man keinen Nobelpreis, aber Herzen. Text darf leicht sein. Leicht lesbar, leicht konsumierbar. Ja, ich weiß – manche mögen diese Wort-Kombi gar nicht, aber ich glaube, dass mancher Text einfach nur konsumiert wird. Und ich denke, das ist gut so. Nicht jeder Text brilliert, meine schon gar nicht. Ich bin nicht Goethe, auch nicht Jane Austen oder Virginia Woolf oder Ernest Hemingway.

Ich schreibe und ich erreiche damit Menschen. Mein Text darf leicht sein, er darf Spaß machen und manchmal steckt ein Impuls, ein kluger Gedanke oder ein Stückchen Inspiration darin. Das muss nicht zu Tränen rühren oder bis ins Mark erschüttern, manchmal darf es einfach konsumiert werden. Und leicht verdaubar sein.

Das reicht doch.

Woher nur kommen die (ja, viel zu hohen) Ansprüche?

Wenn ich jetzt an meinem Buch-Projekt sitze, dann möchte ich so viele kluge Gedanken wie möglich unterbringen. Ich möchte nicht nur ein gutes Buch schreiben, sondern eins, das die Menschen von vorn bis hinten mit Freude lesen. Es soll mich zeigen, mein Thema, meine Liebe zum Schreiben, zu Geschichten. Es soll perfekt sein.

Und das, obwohl ich weiß, dass es das nicht wird. Zusätzlich weiß ich, dass ein paar Menschen es so oder so lesen werden, weil sie mich eben gern lesen und meine Gedanken schätzen. Die Erwartungen sind also auf der eine Seite hoch, denn man kennt mich und meine Texte, auf der anderen Seite sind sie aber niedrig, weil der Vertrauensvorschuss schon ausreicht, um zu wissen, dass es nicht absoluter Schwachsinn ist, den ich da zusammenschreibe.

Warum also nicht etwas Seichtes schreiben, anstatt zu versuchen, das nächste große Ding zu erschaffen? Einfach ein gutes Buch. Das reicht doch, oder?

5 Antworten

    • So ging es mir wenn ich die Geschichten aus Italien geschrieben habe.

      Es ist ein so tolles Gefühl, wenn du merkst, dass die Buchstaben und Wörter nur so fließen. Kann auch zur Sucht werden. Zu einer angenehmen natürlich.

    • Liebe Jutta, schön dich hier zu lesen! Ich finde ja: Alles hat seine Leser. Gerade bei Schreibenden wie uns ist doch eigentlich klar, dass es nie völlig unlesbar wird, egal ob wir gerade nur so strotzen vor Kreativität oder eben mal ne Phase haben, in der man erst den nächsten Gang suchen muss, bevor es wieder richtig genial wird. Daher: Auf die Sucht. Auf das Schreiben.

  1. Ja, liebe Anna, einfach ein gutes Buch schreiben! Genau, das reicht. Das machst Du ganz bestimmt gut und ich warte sehnsüchtig darauf, natürlich mit Widmung, Ehrensache, gell!
    Zum Seichten: Das habe ich mir neulich auch gedacht und einfach mal einen „ganz leichten“ Artikel geschrieben, einfach so, weil es mir in dem Moment so viel Spaß gemacht hat. (Natürlich schreibe ich immer mit Freude!)
    Wie gut, dass ich auf dein BLOGROLL geschaut habe.
    Ganz herzlichen Dank für die Nennung meines Lebensschatzkistenblogs. Doch Buch und Hawaii, ich glaube, dafür brauche ich noch eine Inkarnation.
    Ganz liebe Grüße
    Dein Superfan

    • Ach Margaretha, klar doch! Du bist die Erste, die ein Exemplar bekommt. Oder nein, vielleicht die Zweite, weil eins einfach einen kürzeren Weg hat als bis zu dir 🙂

      Mit Widmung, mit Karte und mit Liebe. Und hey, wer weiß was noch alles passiert und ob wir Hawaii nicht doch noch machen. Nichts steht fest, alles ist im Fluss – das hat seine guten und seine bedenklichen Seiten. Wenn es so weit ist, werden wir es wissen. Ob nun seicht oder nicht.

      Danke für dein Sein und deinen Support
      Anna

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