Manchmal gehen Dinge verloren. Der kleine Elefant, der so wunderbar weich war und den Junior zur Geburt geschenkt bekommen hatte, war nach einem Besuch in der Kita nicht mehr da. Juniors Trauer hielt sich damals in Grenzen, wir diskutierten darüber, ob der Elefant vielleicht die Welt entdecken will – so wie der Hase Felix in dem Buch, das wir gelesen hatten. Aber es kam nie ein Brief von diesem kleinen Elefanten, wir wissen nicht, wie es ihm heute geht. Ist auch nicht schlimm, Junior hat ihn vergessen. Manchmal aber gehen nicht Dinge, sondern Menschen verloren, und das ist vielleicht schlimmer, denn da sind Fragen, die gar nicht so leicht zu beantworten sind.

Junior hat einen Freund verloren, ich auch. Aber ich kann es ganz anders betrachten, habe bereits mehrere Situationen wie diese erlebt. Junior nicht. Er hat das Gefühl, man habe ihm etwas weggenommen, über seinen Kopf hinweg. War ja auch so. Nur gehen Verbindungen manchmal auseinander, und wenn das passiert, bleibt oft nichts anderes übrig als Stille und Schmerz.

Denn wenn in meinem Leben Verbindungen enden, dann enden sie auch für Junior. Das tut mir total leid, aber ich weiß auch nicht, wie ich es ändern kann. Insbesondere dann, wenn ich diejenige bin, die die Verbindung gelöst oder den Status geändert hat. Dass solche Entscheidungen nie leichtfertig getroffen werden: Egal. Dass es keine Alternative gibt: Egal. Schmerzt trotzdem. Es bleibt ein Verlust, wir haben jemanden verloren, und darüber dürfen wir traurig sein. Ich hoffe, dass Junior einen guten Umgang damit findet, denn jetzt, nach mehreren Wochen, realisiert er erst die Auswirkungen.

Wenn alles auf einmal passiert

Nun fällt dieser Verlust in eine Zeit, die sowieso unübersichtlich, hektisch und auch irgendwie traurig ist. Junior wird gerade klar, dass seine Grundschulzeit bald vorbei ist, wir suchen jetzt die weiterführende Schule aus und merken: Da wird sich eine ganze Menge verändern. Und auch wenn er es sich nicht anmerken lässt: Ich glaube, das beschäftigt Junior doch ganz schön.

Ich selbst bin im November nie so richtig gut drauf, es gibt so eine Art Novemberblues, was nicht nur damit zu tun hat, dass es dunkel und kalt ist, sondern auch mit meiner Vergangenheit.

Und auch in meiner Selbstständigkeit bewegt sich zu dieser Zeit immer so manches, da enden Projekte, Kundenbeziehungen und Aufgabenbereiche lösen sich auf oder verändern sich, Pläne werden reflektiert, Ideen verworfen, für manches ist keine Energie oder kein Budget mehr da. Das ist okay, aber auch hier fühlt sich dies oder das wie Verlust an.

Es ist also vielleicht keine gute Zeit dafür, dass bestehende, verlässliche Verbindungen enden, aber letztlich kann man sich das nicht immer aussuchen. Und die Leere oder Lücke, die entsteht, darf bleiben. Stille, Schmerz und Zeit, mehr nicht.

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2 Antworten

  1. So ist wohl das Leben. Nicht viel ist für die Ewigkeit. Dinge, Beziehungen, Momente sind endlich. Dies zu verstehen ist im Einzelfall echt schwer, gerade für Kinder. Man mag einfach nicht akzeptieren, dass die Welt keine Rücksicht auf unser Befinden nimmt. Um so schöner und wichtiger ist es gerade für Kinder, wenn sie einen lieben Menschen (hier du) haben, der sie einfühlsam durch diese Zeit des Vermissens/des Abschiednehmens begleitet.

    • Ja, ich fürchte es ist diese Ungerechtigkeit, die es besonders schwer macht. Denn es ist auch seine Verbindung, die gekappt wird, dabei hat er ja gar nichts mit diesem Verlauf zu tun. Bloß ist es schwer, einen solchen Kontakt fortzuführen, wenn da gerade frische Verletzungen entstanden sind. Zusammen finden wir sicher eine gute Lösung, einen Umgang damit, das stimmt. Immerhin: Endgültig ist dieser Abschied ja eigentlich nicht, das ist ja noch mal ein härteres Thema und das hat ihn bislang verschont…

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