Ich scrolle durch meine Timelines, durch meine liebsten Blogs, klicke einen der wenigen Newsletter an, die ich noch abonniert habe. Es waren mal so viele – damals, als ich jede banale Information noch für mich nutzen konnte. Als ich Challenges auf Facebook mitgemacht habe, mir anschaute, wie andere ihre E-Mail-Listen füllen und ihr Online-Business führen. Als ich noch dachte, ich müsste es nur machen wie all die anderen, dann werde es schon klappen.

Das Internet schien mir voll mit neuen, inspirierenden Gedanken und Geschichten. Ich empfand es als positiv, da herumzuwuseln und mich berieseln zu lassen. Heute ist das nicht mehr so, ich empfinde eher eine gähnende Langeweile oder aber ich merke, wie ich zunehmend ärgerlicher werde. Das gefällt mir nicht.

Von LinkedIn habe ich mich daher schon eine ganze Weile zurückgezogen und tue jetzt auch, was ich früher nie gemacht habe: Ich blocke Profile, die mir mehr als einmal auf die Nerven gehen. Es scheint, als habe ich keine Geduld mehr für aufdringliche und langweilige Menschen und Inhalte.

Nun kann man sich fragen: Warum erst jetzt? Oder aber man fragt sich: Was inspiriert mich und wo finde ich es?

Auf der Suche

Ich glaube nicht, dass es daran liegt, wo ich mich herumtreibe. Es liegt an der Form der Inhalte, daran, dass sich viele Kreatoren mit ihrem Content an Zielen wie Reichweite und Klicks orientieren. Was „funktioniert“ wird wiederholt – natürlich, das empfehle ich auch meinen Mentees. Aber für mich passt es derzeit nicht, weil ich das Gefühl habe, alles irgendwie schon mal gelesen zu haben. Das stimmt natürlich nicht, aber so ist mein Gefühl.

Ich glaube, ich muss für neue Ideen und Gedanken wieder zurück ins Analoge. Die kleinen Häppchen, die geteilt werden, reichen mir nicht mehr aus. Ja, darauf wurden viele trainiert: Snack-Content – wegen der kurzen Aufmerksamkeitsspanne. Bloß möchte ich nicht mehr snacken. Ich möchte dinieren, mit vielen Gängen und ganz viel Zeit.

Eigentlich sind Blogs aus diesen Gründen genau richtig für mich. Mal kurz, mal lang, mal persönlicher, mal fachlicher, mal so, mal so. Es ist aber selten geworden, dass ich über neue Blogs und Autoren stolpere und mich festlese. Vielleicht liegt das daran, dass viele so bloggen, wie sie glauben, bloggen zu müssen, um ganz viele Leser zu gewinnen (und mit dem Bloggen Geld zu verdienen).

Sie reproduzieren dann aber oft auch nur das, was sie bei anderen gelesen haben. Nett, nicht inspirierend.

Was gerade funktioniert

Ich stelle für mich fest: Mich bewegen Gespräche. Und zwar solche über tiefergehende Gedanken. Gespräche, die einfach entstehen und sich nicht scheuen, auch mal emotional zu werden. Natürlich liegt das nicht in den Gesprächen selbst, sondern in den Menschen. Ich liebe es, wenn Menschen Dinge anders machen, anders beschreiben, wenn ich merke: Da ist Haltung dahinter und nicht der Wunsch, alle anderen zu belehren oder zu überzeugen.

Wie wohltuend es ist, wenn zwei Meinungen einfach stehenbleiben können, ohne dass einer der Gesprächspartner beleidigt ist. Ich spreche also mit Menschen, nein, ich bin im Gespräch. Wir springen in den Themen, lassen uns ein auf alle Gedanken, die kommen wollen. Und freuen uns daran, dass wir Dinge miteinander teilen. So darf es sein.

Zusätzlich zu den Gesprächen kehre ich wieder zurück zu den Büchern. Lange habe ich nicht mehr konzentriert gelesen, ich habe damit aufgehört, als ich Junior bekommen habe. Denn ich konnte mich nicht mit zusätzlichen Dingen beschäftigen, war ausgelaugt und müde, hatte nicht die Ressourcen, Gedanken länger zu folgen. Und ich schlief um mein Leben. Jede Sekunde zählte.

Heute habe ich wieder mehr Luft, vielleicht war es längst fällig. Denn ich habe es vermisst, das Lesen. Hatte einfach nicht mehr hineingefunden, nichts packte mich längerfristig. Aber jetzt langweilt mich der Snack-Content. Ich möchte länger folgen, Gedanken aus verschiedenen Richtungen denken (und dann darüber sprechen).

Vielleicht kennst du ja diese Form von Inspirationslosigkeit? Und vielleicht hast du Content oder Autoren, die aus der Masse herausstechen? Ich freue mich sehr über Empfehlungen (gern direkt hier als Kommentar) – ein Blick raus aus meiner Bubble würde mir sehr gut tun. Und falls du dich fragst, welche Themen, dann möchte ich sagen: Alle. Ich möchte nicht vorsortieren, sondern mich auf Themen und Gedanken einlassen. Danke!

Ein Kommentar

  1. Hallo Anna,

    Ihren Gedanken kann ich sehr gut folgen, gibt es m.M. im aktuellen Social Media Kosmos wenig, dass mich aufhorchen lässt: Es war alles schon mal da oder kommt wieder, wie Cord am herbstlichen Modehorizont.

    Wenn man sich dazu professionell mit dem Verfassen von Beitrag beschäftigt, ist man schneller gelangweilt, meiner Meinung zu viel gleich klingende Masse statt witzig-spritziges. So bin ich immer schneller durch mit online und leg das Smartphone weg.
    Da mein Umfeld sehr divers ist, finde ich in der Tat persönliche Gespräche und Diskussionen sinnstiftender, selbst wenn wir „Social Media“ diskutieren.

    Vielleicht ist es auch eine geänderte Sicht aufs Leben, die nach anderen Inhalten dürsten lässt. Warum waren manche Serien und Filme fürs Teenie-Ich das Größte, bei denen das aktuelle Mitvierzieger-Ich die Augen rollt?

    Dieser Tage folgte ich einem Insta-Account zum Thema Kunstgeschichte, weil interessant gestaltet (finde ich leider gerade nicht).
    Interessant finde ich Web-Formate, wo Personen ein Sujet diskutieren, Kommentare aufnehmen, das Publikum sich beteiligen kann. Ist aufwändig in der Orga, man kann wenig gut abschätzen, wer „zu schaltet“.

    Für Inspiration: Sich von Fach-Fremden drei Worte sagen lassen, zu den man recherchiert, sich ein Oberthema geben und dann Unterbegriffe von A bis Z suchen, sich ein How To von Null an überlegen oder mal wieder malen. Ich hab letztes Weihnachten meine Blöckflöte wieder aktiviert und gespielt ( ob das gut war, naja, spaßig für mich allemal).

    Viele Grüße
    Nathalie

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