„Warum schickst du so viel Geld an diese Leute?“, fragt mich Junior, denn auch er weiß, dass ich normalerweise im Alltag mit anderen Summen hantiere. Ich hatte gerade 7.100,10 Euro an die Bundeskasse Halle geschickt. Und es hat nicht mal ein cooles Geräusch gemacht, war gar nicht besonders markiert, es flog auch kein Konfetti herum oder so…
Der Brief vom Bundesverwaltungsamt kam Ende Juni, darin die offiziellen Zahlen, die ich aber schon kannte, hatte ja bereits alles ausgerechnet, als die Förderung für mich endete. Es gab für mich vier Semester lang Zahlungen nach dem BAföG. Ich bekam den Höchstsatz, elternunabhängiges BAföG. Und auch den Kinderbonus, denn es gab Junior damals schon, er war 2 Jahre alt. Das ist sehr komfortabel, wir hätten sogar davon leben können, wenn man Kindergeld und Unterhalt mit dazurechnet. Aber ich wusste, dass dieses Geld nicht ewig fließen würde und dass ich es zurückzahlen musste – zumindest einen Teil. Daher habe ich nicht nur studiert, sondern auch immer weiter an meiner Selbstständigkeit gearbeitet.
Dieses Geld vom Staat hat es mir erlaubt, das Masterstudium überhaupt in Erwägung zu ziehen. Ohne die Förderung hätte ich alle Energie ins Geld verdienen stecken müssen – und in Juniors Erziehung natürlich. So konnte ich studieren, konnte mich mit Dingen beschäftigen, die ich später auch für mein Business nutzen konnte, konnte mein Gehirn wieder fordern nach einer Phase, in der ich nicht viel Zeit hatte, über wissenschaftliche Themen nachzudenken.
Ich habe also mein Leben dreigeteilt, die Größe der Anteile veränderte sich immer mal wieder, je nachdem, was gerade mehr meiner Aufmerksamkeit brauchte. Klausurphase in der Uni, irgendeine schwierige Phase bei Junior, ein großes Kundenprojekt – ich war immer da, wo ich gerade am meisten gebraucht wurde. Das habe ich eine ganze Weile lang so gemacht.
Als dann im Sommer der Bescheid über meine „Darlehensschuld“ (was für ein Wort!) bei mir ankam, wusste ich: Es ist okay. Denn das Geld lag schon auf meinem Konto. Für jemanden, der noch ein paar Jahre vorher Stress bekam, wenn Junior neue Winterschuhe brauchte, ist das ne große Sache.
Über Geld spricht man ja nicht, sagt der Volksmund, aber ich finde es wichtig, auch mal die Geschichten zu erzählen, die nicht nach amerikanischem Traum klingen. Wobei… wenn man die Geschichte aus heutiger Perspektive erzählt, könnte ich da schon irgendwo anknüpfen.
Schuldenfrei. Was das bedeutet, können vielleicht nur Menschen verstehen, die wissen, wie es ist, mit (sehr) wenig Geld auszukommen. Die beide Seiten kennen. Ich habe Kommilitonen, die immer noch ihre Raten abbezahlen und manchmal, wenn größere Investitionen anstehen, schmerzt das sogar.
Es gibt immer Umstände im Leben, die es schwerer oder leichter machen. Und ich finde, darüber sollten wir erzählen. Heute denke ich: Ich bin doch der beste Fall für diese Förderung gewesen. Denn ich habe dieses Geld damals wirklich gebraucht und bin jetzt, fünf Jahre später, in der Lage, es einfach zurückzuzahlen. Im Grunde soll es doch genau so laufen.
Was man heute nicht (mehr) sieht, sind die Kämpfe, die in der Story drinstecken. Und das ist vielleicht auch okay so. Wer weiß, vielleicht erzähle ich ein andermal davon. Heute werde ich mich freuen. Ich habe eine Chance gesehen, sie ergriffen und das Beste draus gemacht. Nicht schnell, sondern in meinem Tempo. Dafür bin ich überzeugt: Es ist nachhaltiger als viele andere Modelle. Ich hab schon ne ganze Menge richtig gemacht.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
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