Es gibt ein paar Menschen, die sich mir gegenüber so unmöglich benommen haben – rücksichtslos, unehrlich, ungerecht und so weiter – dass ich sie wirklich kaum noch ertrage. In den meisten Fällen kann ich es vermeiden, ihnen im Alltag zu begegnen, aber manchmal ist es unumgänglich. Was macht man dann in so einer Situation? Nett lächeln. Und das fühlt sich einfach nur falsch an.

Normalerweise fällt es mir kaum auf, wenn so eine Situation eintritt, denn sie ist ja auch schnell wieder vorbei, ich kann sie abschütteln und weiter im Text. Aber in der letzten Zeit passiert das so oft, dass ich diesen bitteren Geschmack und das Unbehagen nicht mehr loswerde. Das ist nicht schön.

Eine dieser Personen lief mir vergangene Woche auf einer Feier über den Weg und ich hätte sie am liebsten ignoriert. Ging aber nicht, denn sie fiel mir überschwänglich in die Arme und flötete: „Schön dich zu sehen, Anna!“

Nein. Nichts daran war schön. Mir kam die ganze Story in diesem Moment wieder hoch, diese Falschheit, dieser Verrat, wenn man so will. Und ich frage mich ernsthaft: Wieso muss man da so tun als sei alles okay? Egal wie lange das schon her ist, ich möchte mit solchen Menschen nichts mehr zu tun haben und schon gar nicht von ihnen umarmt werden. Alles daran ist falsch.

Und weil sich solche Begegnungen gerade häufen, reagiere ich immer abweisender. Kann man vielleicht verstehen, ich habe keine Lust mehr auf dieses Lächeln, auf die freundlichen Worte, auf die Höflichkeit.

Ich glaube auch, dass jede andere Person im Raum merkt: Hier stimmt etwas nicht. Und in diesem speziellen Fall wissen die meisten dieser Personen auch, was nicht stimmt, denn sie kennen die Story auch. Aber man redet nicht drüber. Nicht, dass man sich noch positionieren müsste, das will ja keiner.

Ist vielleicht das Alter, keine Ahnung, aber ich habe wirklich keine Lust mehr auf diese scheinheilige Scheiße. Ich habe keine Lust mehr auf Ausreden und vorgeschobene Erklärungen, die eigentlich keine sind. Aus so einer Situation gibt es meiner Meinung nach nur einen Ausweg: Eine ehrliche Entschuldigung. Und die wird es nicht geben, das kann ich mir bei diesen Personen nicht vorstellen.

Warum also weiter so tun, als sei alles in Ordnung? Nur um für alle anderen die Situation nicht unangenehm zu machen? An dieser Frage bleibe ich hängen. Soll ich mich selbst unwohl fühlen, nur um den Frieden zu wahren? Und „unwohl“ trifft es auch nicht mal ansatzweise. Es ist eher ein Gefühl von Ekel, von Verachtung. Ich wundere mich, dass jemand das so weit ignorieren kann, dass diese Person mich sogar umarmt. In dem Moment übrigens, da wette ich drauf, ist es ihr aufgefallen. Gut so, denn so hielt sich diese wirklich eklige Situation wenigstens so kurz wie möglich.

Mich muss nicht jeder mögen, echt nicht. Ich muss auch nicht jeden mögen. Aber wenn eine Geschichte so unsauber endet, dass nur noch Ablehnung bleibt, dann ist vielleicht nicht einmal mehr Höflichkeit drin. Bei mir jedenfalls.

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