Junior kommt gestern Abend nach seinem Papa-Wochenende zurück mit der Information, es wäre nicht so gut gewesen, denn sein Vater hatte ab Samstagmittag Schüttelfrost, Fieber und Kopfschmerzen. Und anstatt mich sofort anzurufen und den Besuch abzubrechen, hat man das Wochenende „durchgezogen“, alle Zeit genutzt also, damit Junior sich anstecken kann. Mich macht das alles nur noch unfassbar traurig.

Anderthalb Tage also, in denen man in trauter Zweisamkeit darauf wartete, dass die Viren sich auch in dem kleinen Menschen ausbreiten können. Wunderbar. Bei den Symptomen noch mal besser, denn hey, was ist schon eine zweite Runde Corona, wo wir doch alle immer noch nicht genau wissen, was das langfristig mit uns macht? Klar, da setze ich lieber mein Kind der Ansteckungsgefahr aus, als das Papa-Wochenende abzubrechen. Was stimmt denn nicht mit dem?!

Folgekosten

Was das langfristig bedeutet, wenn Junior krank wird, ist hier noch gar nicht mitgedacht. Denn wer hat das kranke Kind zu pflegen? Genau. Und wer wird im Zweifel dann auch krank? Genau. Und wer kann sich nicht mal eben ne Woche krankschreiben, weiterbezahlen und von seiner Ehefrau pflegen lassen? Genau.

Jeder Ausfall für mich ist MEIN Problem. Ich werde auch nicht bezahlt, wenn ich zu krank zum Arbeiten bin oder wenn ich weniger Zeit zum Arbeiten habe, weil mein Kind krank ist und mich mehr braucht als sonst. Und der Berg an Arbeit, den ich zu erledigen habe, ganz speziell jetzt zum Jahresanfang mit Blick auf 28 Tage Content, wird immer größer. Also: Mehr Druck, mehr Stress, mehr Kopfschmerzen.

Das ist der anderen Seite ja schon immer egal gewesen. Aber das jetzt ist wirklich eine neue Stufe von Rücksichtslosigkeit. Denn es wäre so leicht vermeidbar gewesen. Ein Anruf. Und selbst wenn es nicht Corona ist oder wenn Junior nicht krank wird – was bitte ist erstrebenswert daran, das Wochenende mit einem fiebrigen und schüttelfrostigen Elternteil zu verbringen? Denkt eigentlich überhaupt noch jemand nach, was die eigenen Handlungen zur Folge haben?

Gestern Abend war ich auf einen Schlag nur noch müde, mutlos und traurig. Denn so ein Verhalten ist für mich völlig unverständlich. Was soll mir das sagen?

Abwarten und Tee trinken

Jetzt können wir alle hoffen, dass Junior nicht krank wird. Dass anderthalb Tage inklusive kuscheln und im gleichen Bett schlafen nicht ausreichten für eine Ansteckung. Ich frage mich die ganze Zeit, ob das ein übliches Verhalten ist. Würde er das mit seiner Ehefrau auch machen? Komm, rücken wir noch näher zusammen, damit du es auch bekommst, yay!

Aber sicher übertreibe ich nur. Ist ja alles nicht so schlimm und es ist ja schließlich gar nichts passiert… Also warte ich ab, teste und trinke Tee. Vielleicht geh ich noch mal einkaufen, in weiser Voraussicht. Für zwei Wochen.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

2 Antworten

  1. Oh, liebe Anna! Auch wenn das inhaltliche Thema zum Heulen ist, so musste ich doch darüber herzhaft lachen. Dein Ex ist kein Einzelfall.
    Ich hatte früher eine Patientin, die sich bei Husten einfach ein Bonbon in den Mund schob. Mir dann erzählte, dass dieses Bonbon nun ihre Bazillen abtötet und sie somit nicht mehr für mich ansteckend sei. What ?
    Yeah! Als freiberufliche Physiotherapeutin ja auch kein Problem: ich krank, meine weiteren Patienten krank. Kein Umsatz. Aber scheissegal, Hauptsache man selbst hat seine Lymphdrainage bekommen.
    Ich drück die Daumen, dass das Immunsystem stark ist .

    • Danke dir, du Liebe. Vor allem anderen war ich erschüttert, dass es wohl egal ist, ob das Kind krank wird. Also, dass es ihm egal ist, dass ICH krank werde, war mir klar, aber das… Da bleibt nur Kopfschütteln, echt. Und klar ist das kein Einzelfall, bloß in dieser Form war ich einfach nicht drauf vorbereitet. Danke dir fürs Daumendrücken, noch sieht es gut aus…

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