Meine Wahrnehmung spielt mir einen Streich. Schon seit Stunden sitze oder stehe ich in meiner Wohnung in Bielefeld und habe das Gefühl, der Boden schwankt. Keine Sorge, ich habe nichts getrunken und es gibt auch kein Erdbeben oder so. Ich denke, das sind Nachwirkungen von meinem Kurzurlaub auf einem Hausboot.
Sitzen auf dem schwankenden Boot, lesen, Kaffee kochen, essen, schlafen, duschen… was man halt so macht im Urlaub. Das Boot schwankte immer ein bisschen, manchmal aber merkte man es kaum – dachte ich jedenfalls. Denn irgendwie muss sich mein Körper daran gewöhnt haben, dass alles immer ein bisschen hin und her wackelt. Sodass ich auch jetzt noch das Gefühl habe, ich müsste das Schwanken ausgleichen.
Wenn ich laufe, merke ich es kaum. Aber wenn ich sitze oder stehe oder noch besser: mich bücke, dann ist ein bisschen Wellengang, obwohl ich ja schon einen Tag wieder festen Boden unter den Füßen habe. Na ja, sehr viel fahrenden Boden im Zug, aber jetzt sollte doch eigentlich alles wieder fest sein.
Eigentlich kein unbekanntes Gefühl…
Als Seglerin weiß ich, wie sich Seegang anfühlt, auch ein richtig schwankendes Boot. Und dieses, auf dem ich die letzten Tage gelebt habe, hat noch nicht mal stark geschwankt, denn es lag eher ruhig und fest vertäut, war ja auch kein Sturm oder so. Und trotzdem war da natürlich dauernd dieses leichte Schwanken.
Es ist schon ziemlich gemütlich, wenn man abends im Bett sitzt oder liegt und draußen schwappen die Wellen ans Boot. Wenn ich aus dem Fenster der Schlafkajüte schaute, konnte ich direkt aufs Wasser schauen, auf die Wassertaxis, die am gegenüberliegenden Steg an- und ablegten. Gerade abends bei entsprechender Beleuchtung sah das toll aus.
Während ich da war, habe ich kein Schwanken gespürt, auch dann nicht, wenn ich an Land war. Aber heute, als ich dann endlich wieder in meiner Wohnung war, an- und kurz zur Ruhe gekommen, da fing der Phantomwellengang an. Völlig irre.
Ein Urlaubs-Mitbringsel
Ich vermute mal, dass sich mein Körper fix wieder daran gewöhnen wird, dass das hier Bielefeld und nicht mehr Rotterdam ist. Und doch, es ist bemerkenswert, wie er sich wohl in so kurzer Zeit an bestimmte Bewegungen gewöhnt hat. Ein eingebildeter Wellengang, immer ein leichtes Schwanken, das mich an die vergangenen Tage erinnert.
Etwas, das noch da ist, zusätzlich zu all den Eindrücken, die ich gesammelt habe. Und ich habe Zeit gesammelt. Zeit, die ich größtenteils offline verbracht habe, größere Abschnitte ganz still, schweigend, beobachtend. Mich selbst und andere. Vielleicht ist das Schwanken auch eine Art Symbol – muss ich mal drüber nachdenken.
Und nachspüren. Nachspüren, was war und nachspüren, was jetzt ist. Schwankend. Ich sag dann Bescheid, wenn ich wieder fest stehe in meinem Leben 🙂
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