Ich weiß ja nicht, wie das bei anderen ist, aber dieser Monat macht mich immer traurig, müde und ein bisschen melancholisch. Vielleicht bin ich auch ein wenig depressiv verstimmt (nein, ich hatte noch nie eine Depression, glaube ich, obwohl man mir nach dem Tod meines Vaters eine andichten wollte, weil sie vielleicht meine Arbeitsverweigerung in der Schule damals für die Lehrer gut erklärt hätte). Aber wie auch immer: Es reihen sich die Tage, an denen ich wirklich missgelaunt bin und dadurch noch angestrengter als sonst schon. Während andere sich auf Weihnachten (und in meiner Bubble auch auf die große Verkaufsphase im Business) vorbereiten, möchte ich mich am liebsten im Bett verkriechen und schlafen, bis die schlimmen Tage vorbei sind.

Und ich möchte jammern. Das macht man ja nicht, denn das ist nicht sexy und nicht vorzeigbar nach außen. Das kann auch nicht gut als Story auf LinkedIn verkaufen, nicht mal, wenn man ein schickes Strand-Selfie von 2018 dazu postet (warum machen Menschen das?!!!).

Jetzt gerade habe ich allerdings kaum Zeit zum Jammern, denn die Wochen sind voll mit Tagen der offenen Tür, mit Info-Abenden, mit Eltern-Sprechtagen, mit Unterrichts-Hospitationen. Das Blöde ist: Für jeden Info-Abend unter der Woche brauche ich irgendwen, der Junior „verwahrt“ (fragen wir lieber nicht, wie Junior das findet, denn das ist wirklich nicht schön). Es gibt ein wundervolles, unterstützendes Netzwerk, dennoch muss das alles organisiert werden (ich schreibe jetzt hier nicht, wer easy zu all diesen Terminen gehen könnte, weil er kein Kind betreuen muss, aber es macht mich so wütend!).

Wenn ich so etwas schreibe, dann melden sich gern mal die Dieters und Susannes dieser Welt und erklären mir: „Aber das hast du dir doch ausgesucht, beschwer dich also nicht!“ Stimmt. Ich habe mir das ausgesucht. Es ist mein Sohn, um den es geht, und ich kümmere mich. Und stimmt, ich habe mir auch ausgesucht, das allein zu machen. Nicht aber, weil ich das so super finde, sondern weil es einfach nicht funktioniert hat.

Auch nicht ausgesucht habe ich mir die kurzfristigen Terminänderungen, die unflexiblen Veranstalter, denen alles abseits der Standard-Familie egal ist, die Pflichttermine, die genau in die zu-Bett-bring-Phase fallen, die sich überschneidenden Termine und – gestern erst wieder erlebt – die Nutzlosigkeit dieser Info-Abende, wenn man die paar Informationen auch in einem Bruchteil der Zeit hätte lesen können.

Aber nein, anstatt die Informationen clever aufzubereiten, zwingt man alle in die Schule, pfercht sie in der Aula zusammen (ach ja, Corona ist nicht weg übrigens) und lässt sie sich dort langweilen. Traurig. Aber vielleicht ist das die Vorbereitung auf eine weiterhin frustrierende Zeit, solange die Kinder in die Schule gehen müssen. Leidensfähigkeit immer wieder prüfen, yay!

Zu diesen Zusatz-Terminen kommen wie immer Sport, sonstige Termine, Playdates und To-dos (alles Junior natürlich). Mir fällt meistens erst Ende Oktober auf, dass Junior neue Schuhe braucht und eine wärmere Jacke, das ist vielleicht dumm, aber letztlich kommt man mittlerweile hier in Bielefeld auch mit Sneakers über den Winter. Diese Besorgungen liegen natürlich auch bei mir.

Ach, und in der Klasse soll gewichtelt werden, aber die Organisation ist so schwierig, man kann noch nicht auslosen, weil so viele Kinder krank sind… Also auch das wird wieder ne spontane Aktion – liebe ich ja besonders. Vielleicht in der Wartezeit noch schnell Waffeln backen fürs Winterfest, wir haben doch Zeit.

Und merkst du, was da noch gar nicht bedacht ist? MEINE Aufgaben und Termine. Im Business gibt es einige Projekte, die abgeschlossen werden wollen, einige Kunden und Kundinnen, die noch große Sprünge machen wollen bis zum Jahresende (Weihnachtsgeschäft, ich sagte es bereits). Vom Buchprojekt rede ich besser nicht…

Dann der Haushalt, der gerade nur so nebenbei läuft, weil wir ja an den Wochenenden, an denen Junior und ich das sonst erledigen, an den Bielefelder Gymnasien rumhängen, um uns ein Bild zu machen, wohin es ab Sommer dann für ihn gehen soll.

Wenn sich dann die 13-Stunden-Tage häufen, wird man irgendwann müde. Also, ICH werde müde. Immerhin: Einen schönen Termin pro Woche plane ich für mich ein. Das ist eine gute Sache, auch wenn ich mich derzeit etwas schwertue mit dem Abschalten. Dann möchte ich wieder ins Bett, mich unter der Decke verkriechen und fest daran glauben, dass die Welt da draußen es nicht bemerkt, wenn ich nicht mehr da bin.

Vielleicht dürfen wir doch jammern. Weil es ätzend ist, wenn die Welt sich gegen Ende des Jahres noch schneller dreht als sonst. Weil der November ein mieser Monat ist, voll mit Todestagen. Weil es anstrengend ist, den besten Weg für alle zu finden. Weil zu viele Leute sagen, wir müssten das alles mit links schaffen („Ich habe das auch geschafft, mit einem Lächeln auf den Lippen!“). Weil da draußen so viele schlimme Dinge passieren. Weil wir uns lange genug zusammengerissen und gelächelt haben. Weil Vieles ungerecht ist.

Und auch wenn ich weiß, dass ich privilegiert bin und ein schönes Leben habe: Es gibt Phasen, die schwer sind. Und in denen möchte ich manchmal nur in den Arm genommen werden (würde ich natürlich nie sagen, das zeugt ja von Schwäche). Also: Ich jammere. Und ich schreibe einen Text über das Jammern und die Schwere. Und danach setze ich mich hin und erledige meine Arbeit. Der nächste Tag der offenen Tür kommt bestimmt und bis dahin müssen noch so viele To-dos abgehakt werden…

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

2 Antworten

  1. Ich finde ja, jammern darf auch mal sein und tut manchmal einfach gut. Das hat nix mit Depression zu tun. Das ist auch Selbstmitleid und so, wie du es reflektierst auch Selbstfürsorge (eine schöne Sache in der Woche machen!).
    Und wenn dann genug gejammert ist und hoffentlich einen jemand mal in den Arm genommen hat, kanns weiter gehen.
    P.S. Der November geht auch rum, so wie die anderen Monate im Jahr auch.

    • Ja, es gibt ja eben diese Verstimmungen und die „richtige“ Depression. Mir war es nur wichtig, das zu notieren. Ich denke, es ist gar nicht schlimm, wenn man zeitweise mal verstimmt ist, auch wenns mal heftiger, düsterer und mutloser ist. Ich mache mir schon darüber Gedanken, weil ich diese Zeit ja gut kenne (und mich auch), bin da ja doch sehr reflektiert. Diese schönen Erlebnisse, die ich mir bewusst vornehme und am besten auch in Begleitung, die helfen mir über die Zeit hinweg. Es ist auch Ablenkung, sehr simpel. Und ich glaub, es tut gut, wenn man Menschen um sich hat, bei denen es okay ist, wenn man jammert. Das stärkt zusätzlich.

      Schön, hier von dir zu lesen!

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