„Nicht auf jeder Bühne lässt sich alles spielen“, schreibt mir ein Freund, mit dem ich auf verschiedenen Kanälen verschiedene Themen diskutiere. Ein bisschen Messenger, ein bisschen Blog, ein bisschen telefonisch, ein bisschen face-to-face – nur E-Mail haben wir ausgelassen. Und es stimmt: Manches passt nicht in einen beliebigen Kanal, sondern braucht einen ganz bestimmten. Eine Reaktion auf einen Gedanken, eine Frage, bei der ich nicht weiß, wohin sie überhaupt führen soll – da braucht es eine spezielle Bühne.

Zu wenig Austausch?

Dieser Gedanke bringt mich ins Grübeln, denn erst vor ein paar Tagen las ich bei Gerhard Schröder seinen Text darüber, warum er Mastodon nach 16 Monaten wieder verlässt. Er schreibt (unter anderem):

„Ich mag keine Kurznachrichten – Zu wenig Austausch oder: Zu viel Zuspitzung wegen kurzer Texte. Und wenn ich dann einen Thread aus mehreren Postings machen soll, dann kann ich auch eine andere Fedi-Plattform nehmen, oder?“

Ich kann das total gut nachvollziehen. Als ich bei Twitter startete, fand ich die Zeichenbegrenzung ganz schrecklich. Ich mag es, Platz zu haben, damit Gedanken sich entwickeln können, damit ich überhaupt in die Tiefe komme.

Aber viele wollen ja gar nicht in die Tiefe, sie wollen schnell konsumieren und kommunizieren. Das finde ich vollkommen legitim, bloß bleibt die Frage: Wohin mit den Texten und Gedanken, die mehr verlangen als 280 Zeichen (die ursprünglichen 140 habe ich nicht erlebt, da war ich noch nicht auf Twitter)?

Bühne für Diskussionen

Nun habe ich diesen Blog angefangen und es freut mich total, dass schon einige Leute auch hier kommentiert haben. Direkt unter dem Beitrag werden die Kommentare nämlich zu einer dauerhaft sichtbaren Ergänzung des Artikels.

Kommentare und Diskussionen, die irgendwo auf Social Media geführt wurden, sind dann nur noch schwer nachvollziehbar. Und es sucht ja auch keiner danach. Leider haben sich viele daran gewöhnt, eher auf Social Media zu kommentieren, daher werde ich nicht müde, immer wieder zu betonen, wie sinnvoll es ist, die Kommentare direkt auf dem Blog abzugeben.

Auf meinem Hauptblog habe ich schon mal darüber geschrieben, wie du es schaffst, dass mehr Leser*innen auf dem Blog kommentieren.

Mehr Diskussionen wirst du sicher auch dann führen, wenn du selbst bei anderen aktiv kommentierst. Das zumindest empfehle ich allen, die Lust auf Tiefe und Austausch haben. Diskutiere auch auf anderen Blogs mit, stell Fragen, antworte und zeig dein Interesse. Es ist ein Geben und Nehmen.

Und so teste ich weiter verschiedene Bühnen für verschiedene Themen. Und für verschiedene Anlässe. Hier hätte ich gern mehr, aber ich bin ja auch noch ganz am Anfang…

Wie machst du das denn? Kommentare auf Social Media? Oder sogar beides? Bin gespannt auf deine Meinung – am besten gleich hier in den Kommentaren 😉

6 Antworten

  1. Liebe Anna,
    ich kommentiere auf Social Media wenn ich in Resonanz gehe und auf Blogs.
    Was ich vermisse: Ich bekomme vom Blogbetreiber keine Rückmeldung auf meinen Kommentar, z.B. ….hat auf deinen Kommentar geantwortet. Ich müsste mir tatsächlich eine Liste der Blogs anlegen, auf denen ich aktiv kommentiere. Was sagst Du dazu?

    • Liebe Margaretha,
      ja, das stimmt. Es gibt Plugins, mit denen man sich per Mail über eine Antwort informieren lassen kann, aber das ist immer so eine Sache mit dem Datenschutz und so. Daher haben viele die Plugins gelöscht und sind zu den Basics zurückgekehrt. Ich denke, wenn du eine wirklich wichtige Frage gestellt hast, gehst du einfach am kommenden Tag wieder dort vorbei und schaust nach. Und ansonsten vielleicht dann, wenn du den Blog wieder besuchst, weil du einen anderen Artikel gelesen hast? Es gibt immer Wege!

  2. Also die Verdichtung ist in der Tat ein Problem bei Social-Media-Plattformen. Man kann sich darüber streiten, ob die Plattformen Auslöser oder nur Bühne sind, aber dass dem so ist, ist unstrittig. Ich weiß nur nicht, ob Blogs die Alternative für einen Diskurs sind. Ich liebe Blogs, ich liebe es zu schreiben und RSS ist für mich immer noch die wichtigste Technologie.

    Aber Blogs sind auch Inseln, die oftmals nicht mehr so vernetzt sind, wie es früher einmal war. Pingback und Trackback als Hinweise auf eine Kommentierung oder Verlinkung andernorts haben nicht immer geklappt und wurden durch SPAM zerstört. WebMentions sind tolle Technologie, aber haben nie die Traktion bekommen.

    Blogs sind leider mittlerweile sehr isolierte Entitäten, die erst durch Newsletter, Social Media, etc. eine Vernetzung erfahren. Und dennoch träume ich immer noch von einer Welt mit Blogs, großen Gedanken, die besten miteinander vernetzt sind und wo man ohne Anstrengungen Verbindungen zwischen Blogs schaffen kann.

    • Ich stimme dir in allem zu – nur nützt es doch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Daher gehe ich voran und schreibe auch immer wieder über dieses Thema, daher habe ich Initiativen wie die #Netzwerkliebe ins Leben gerufen und daher teile ich meine Ideen zum Thema nachhaltiges Netzwerken. Ich glaube, dass es langfristig die beste Option ist, daher teile ich deine Träume und gebe noch ein bisschen Aktionismus dazu. Es erreicht jetzt schon Menschen, die Bewegung ist längst angestoßen – sie darf jetzt größer werden 🙂

  3. Mein erster Blog-Kommentar seit (gefühlt) Jahren!

    Ja, es gibt verschiedene Bühnen. Mein Ansatz ist halt das auf den „Kurzen Bühnen“ Gedanken aus technischen Gründen (140/280 Zeichen etc.) verkürzt / überspitzt werden müssen. Und wenn ich auf einer Kurznachrichtenplattform mehrere Beiträge „verketten“ muss für meinen ganzen Gedanken, dann… schreib ich lieber direkt einen ganzen Blogbeitrag.

    Ist auch besser für unsere (politische) Debattenkultur…

    • Ich glaub, da spielen gleich mehrere Dinge eine Rolle: Die Schnelligkeit und die Verkürzung. Eine Debatte auf Social Media schaukelt sich dann schnell mal hoch, weil ein Missverständnis das nächste jagt und keine Zeit bleibt (nicht genommen wird), um angemessen zu reagieren. Ein Teufelskreis. Daher: Ja, ich bin total bei dir. Die kleinen, flüchtigen Gedanken auf Social Media, die anderen auf andere Bühnen. Und ja, dann kann man vielleicht auch wieder mehr „in die Tiefe diskutieren“ – wobei ich mich da auch wieder frage, ob das überhaupt gewollt ist. Denn viele wollen ja nicht so lang reden, sondern lieber gleich zur Sache kommen, also zum Kauf. Danke für deine Gedanken hier!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert