Perfektionismus? Kann ich. Alles fünfmal prüfen? Kann ich auch. Nie zufrieden sein mit dem, was ich abliefere? Darin bin ich Profi. Aber in den vergangenen Wochen mache ich Fehler, vergesse manche Kleinigkeit, tippe falsche Namen oder E-Mail-Adressen, verdrehe Buchstaben. Was ist da los, frage ich mich, und schaue noch kritischer auf meinen Output. Im Dezember vergesse ich sogar, eine Rechnung zu bezahlen. Richtig doof: Das betrifft mein Mailhosting. Kurz bleibt mein Herz stehen, dann schlägt es wieder. Und ich höre schon, wie sie mir alle zurufen: „Mach doch einfach weniger, Anna! Entspann dich mal! Mute dir nicht zu viel zu!“

Ich soll gut auf mich achten, ja klar, sollen wir alle. Ständig über dem Limit ist nicht gut, auch klar. Die Frage ist nur: Was ist, wenn ich auf dieser Betriebstemperatur besonders gut laufe? Ein bisschen unter Druck, ein bisschen mehr vielleicht sogar. Kurz vor dem zu viel. Gefährlich, wenn man das weiß und ständig an dieser Grenze kratzt.

Anzeichen

Es gibt immer diese Anzeichen für zu viel. Dann schneide ich mir beim Gemüse schnippeln in den Finger, verbrenne mich an der heißen Pfanne oder lasse vermehrt Dinge fallen. Oder aber ich mache Fehler. Mir fällt das dann auf und es macht mir noch mehr Stress. Vielleicht kennst du das auch. Du weißt, dass es „eigentlich“ zu viel ist, aber es ist auch gut, es ist unfassbar, wie viele Dinge du in diesem Tunnel-Modus wegschaffst.

Besonders jetzt zum Beginn des Jahres ist das bei mir so, weil jetzt schon alles auf meine Aktion 28 Tage Content zuläuft. Da gibt es viel zu tun: Die Aktion bewerben und verkaufen, die Inhalte vorbereiten, alle anderen Aufgaben so weit wie möglich vorausplanen und auch schon abarbeiten, damit ich im Februar genug Raum für meine Gruppe und mein Schreiben habe. Bestandskunden wissen, dass ich im Februar immer etwas kürzertreten möchte, aber nicht immer gelingt es, dass ich vorarbeiten kann.

Dann merke ich es immer am deutlichsten: Ich stehe am Ende der Kette. Andere machen die Themen, schreiben die Vorlagen. Und ich führe aus. Wenn der Input spät kommt, gerät mein Zeitplan ins Wanken, ich unter Druck. Und ja, jetzt kommen wieder die, die sagen: Erzieh deine Kunden halt besser, bestrafe sie mit Eilzuschlägen, wenn die Eingaben zu spät kommen und und und. Aber das mag ich überhaupt nicht. Ansprechen ja, drohen nein. Und die Frage ist ja: Wie viel zusätzliche Energie kostet es, solche Gespräche zu führen? Und lässt man es nicht vielleicht doch besser sein?

Die Lösung für alles! Nicht.

„Wieso delegierst du nicht Aufgaben an eine Assistenz, Anna?“, höre ich dann immer von anderen Selbstständigen, die den Aufbau eines „Teams“ aus Freelancern als heiligen Gral für Wachstum verkaufen. Mich würde das so sehr stressen, da könnte ich gleich Urlaub nehmen. Denn ich würde dann nicht aufhören, an alles zu denken. Im Gegenteil. Ich würde prüfen, ob auch wirklich alles erledigt worden ist – und zwar so, wie ich mir das vorstelle.

Ich weiß, ich wäre eine schreckliche Chefin. Daher bin ich ja auch so froh, dass ich allein arbeite. Dann hat mein Wachstum eben natürliche Grenzen, aber das ist auch okay so. Denn auf niemanden achten zu müssen und nicht auch noch selbst Deadlines für andere planen zu müssen, hat auch seine Vorteile. Für mich allemal, denn mein Leben hat so viele Dimensionen, dass ich das doch lieber selbst verbocke.

Was ich mir in diesem Jahr als Belohnung vorgenommen habe: Mehrere Wochen „Urlaub“, diesmal aber ohne dafür wegzufahren. Denn die paar Tage Nordsee zu planen hat mich im vergangenen Jahr echt an meine Grenzen gebracht. Dann lieber nur einen Lebensbereich erschüttern. Ist auch weniger fehleranfällig.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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