Ich habe mir nachts in die Wange gebissen, normalerweise mache ich das nicht. Seit ich aufgestanden bin, denke ich jetzt darüber nach, was mich so beschäftigt, dass ich auf meiner Wange kaue. Das ist ein bisschen irre: Mich beschäftigt etwas, ich kenne den Grund nicht, also beschäftige ich mich noch mehr damit. Loslassen wäre bestimmt besser, aber was denn loslassen? Manchmal wäre ich gern sorgloser, würde mir gern weniger Gedanken machen.
Immerhin kann ich darüber schreiben. Und meinen Kopf so weit aufräumen, dass es vielleicht klarer wird. Welche Themen sind da denn nun gerade in meinem Kopf?
Neulich habe ich geträumt, dass mir jemand für einen kleinen Textauftrag 9.000 Euro zahlen wollte. Meine Reaktion war, erstmal eine 3-monatige Pause von allem einzulegen. Kund*innen, Social Media, E-Mails, Projekte – einfach abschalten. Allerdings ist das für mich eine völlig unrealistische Vorstellung. Denn irgendwas ist immer zu tun und irgendwas ist immer unklar, muss noch weitergeführt werden.
Offene Vorgänge: Finanzen geklärt?
Da ist zum Beispiel diese ungeklärte Sache mit der Steuer, die ist so lange ungeklärt, bis ich den Bescheid vom Finanzamt bekomme.
Es ist auch eigentlich nichts Schlimmes, aber als Selbstständige kommen da jedes Jahr noch die Folgekosten auf mich zu. Die Krankenkasse möchte die genauen Zahlen haben, um mir dann zu sagen, wie viel Geld ich nachzahlen darf. Die Stadt Bielefeld möchte dann auch Geld von mir, weil mein Junior die Ganztagsbetreuung nutzt.
Alles kein Drama, das Geld ist ja da. Es ist nur alles noch nicht festgeschrieben. Der Austausch steht noch bevor, ich habe die Zahlen „nur“ selbst ausgerechnet, aber sie liegen nicht schwarz auf weiß vor mir. Eine merkwürdige Art von Unklarheit.
Anspannung nicht nur bei mir?
Junior kam gestern mit Kopfschmerzen aus der Schule nach Hause – der erste Tag Schule nach den Sommerferien und schon Kopfschmerzen? Das kann kein gutes Zeichen sein, finde ich. Irgendwie wirkte er gar nicht glücklich, dabei ist er doch eigentlich recht zufrieden mit der Situation in der Schule.
Unklarheit jedenfalls, denn ich weiß nicht, was genau los ist und wie es sich entwickelt. Vielleicht ist es auch einfach nur der ungewohnte Rhythmus und alles ist eigentlich gut. Kann ja sein.
Projekte und Kund*innen: Noch nicht in den Rhythmus gefunden
Seit die Schule wieder angefangen hat, habe ich zwar wieder annähernd „normale“ Bürozeiten, aber so richtig angekommen bin ich nicht. Vielleicht ist das auch ein Faktor, der mich anstrengt oder verunsichert oder mir Druck macht.
Veränderung ist ja immer auch Anstrengung, daher ist dieser ständige Wechsel in den vergangenen sechs Wochen sicher nicht förderlich gewesen für meinen Kopf. Das Unverständnis, das mir entgegengebracht wird, wenn ich über solche Zustände unzufrieden bin, kommt noch obendrauf. Denn wenn ich was sage, heißt es allzu oft: Du hast doch Glück, du kannst dir schließlich alles so einteilen, wie es passt, andere Eltern können das nicht und so weiter.
Ja, andere Eltern können das nicht. Andere Eltern teilen sich aber auch nicht nur die Zeit, in der sie betreuen, sondern auch die Aufgaben, die Organisation, die Besorgungen… ach ja: Und die Verantwortung. Also solche Rhythmus-Wechsel sind anstrengend. Punkt.
Druckabbau über Nacht
Ich beiße mir nachts auf die Wange, andere Menschen knirschen mit den Zähnen. Eine Freundin von mir hat sich so ihre Schneidezähne kaputtgemacht, denn wie wir wissen, kann der Kiefer einen enormen Druck aufbauen. Wenn er verspannt ist, ist das nicht gut für die Zähne. Oder eben, wie in meinem Fall, für meine Wange.
Zum Glück ist das bei mir meistens nur vorübergehend, daher gehe ich davon aus, dass es auch diesmal wieder aufhört. Wenn sich alles entspannt und ich hier meinen Rhythmus wiedergefunden habe. Und wenn ich vorhabe, 3 Monate Pause zu machen, sage ich dir Bescheid, versprochen.
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