Sprache kann verbinden. Kommunikation kann verbinden. Text kann es auch. Es war wohl Anfang 2021, als ich das Thema Verbindung vertiefen wollte. Themen, Menschen, Ideen, Träume verbinden, mich selbst neu verbinden mit der Welt, andere mit mir – und mit weiteren. Ich wollte nicht mehr über Sichtbarkeit schreiben, über Follower-Zahlen. Stattdessen wollte ich von Wirkung erzählen, von Resonanz. Denn das ist doch der wahre Zauber an Sprache und Kommunikation. Wir können etwas erschaffen, das verbindet. Langfristig. Aber was, wenn man die Verbindung verliert?
Wie oft habe ich geschrieben, dass es verbindet, wenn Menschen die gleiche Sprache sprechen. Wie oft habe ich betont, dass es wichtig ist, welche Worte wir nutzen, welche Fragen wir stellen, welche Antworten wir finden – und welche nicht. Aber was passiert, wenn du merkst: Du hast einen Großteil deines Lebens, deines Erlebens, nicht geteilt? Mit niemandem? Weil es gar keine Gelegenheit gab, es in Worte zu fassen?
Junior und ich sind zu zweit, von Anfang an. Alles, was wir zu zweit erleben, hier in unserer Familie, unserem kleinen System, unserem Team, das erleben nur wir. Letztens habe ich eine Serie gesehen, in der sich Eltern darüber austauschen, wie sie die ersten Jahre mit ihren Kindern erlebt haben. Was sich verändert hat, was toll war, was außergewöhnlich. Viele meiner Erlebnisse sind nur meine. Es gibt niemanden, der es mit mir teilt. Das ist auf gewisse Weise traurig.
Und es gibt noch mehr Themen, die ich nicht teile, weil es keine gemeinsamen Ereignisse gibt, keine gemeinsamen Referenz-Erlebnisse. Ich kann diese Dinge nur als Geschichten erzählen, für ein Publikum. Nicht aber kann ich mich austauschen darüber: Wie hast du das erlebt? Erinnerst du dich noch an…?
Heute war ich mit meiner Freundin Miriam frühstücken. Wir kennen uns seit Ende 2008, haben gemeinsam beim Radio gearbeitet, zusammen moderiert, Themen gestaltet, viele gemeinsame Tage in der Redaktion verbracht. Und ich sagte ein paar Mal: Weißt du noch…?
Das fehlt mir bei vielen Dingen, was meine kleine Familie angeht. Und es fehlt mir auch, was meine Arbeit angeht. Denn klar, es waren immer Menschen um mich herum, ich habe erzählt, Storys also, Zusammenfassungen. Aber niemand hat mich abends gefragt, wie mein Tag war, was ich erlebt habe, womit ich mich auseinandergesetzt habe.
Und klar, damit bin ich nicht allein, wer hat schon jemanden, der wirklich versteht, was in den verschiedenen Lebensbereichen so abgeht? Aber heute kam es mir vor, als hätte ich viele Gefährten unterwegs zum Schicksalsberg verloren. Es ist immer irgendwer da, aber niemand ist neben mir gelaufen und kann sich mit mir erinnern. Kein Sam, der bis zum Ende mitgeht, weil für ihn Loyalität mehr als ein Wort ist.
Klar, diese, meine Geschichte ist eine Heldenreise. Und da habe ich das allermeiste mit mir selbst ausgemacht, wie echte Helden das so machen. Nur manchmal wird mir klar: Das macht einsam.
So eine Mission, die nur meine ist, keine geteilten Erinnerungen, das lässt keinen Austausch zu – egal in welcher Sprache. Die vielen Dinge, die ich gern erzählt hätte, aber es war niemand da, blieben oft einfach ungesagt. Wurden überschrieben.
Und dann wurde mir klar: Es ist nicht nur die gleiche Sprache. Es sind die gleichen Themen, der gleiche Background, die gleiche Richtung. UND die Sprache. Ich schreibe, sortiere meine Gedanken. Laut gedacht. Aber nicht laut gesagt.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
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