Das erste Mal hab ich gedacht, mein Herz würde stehenbleiben. Beim zweiten Mal habe ich nur darauf gewartet, dass es wieder aufhört. Dieses Hämmern, dieses Stolpern, dieses viel zu schnelle Pumpen. Mein Herz raste. Einfach so. Beim Schreiben oder während ich Junior zur Schule brachte. Und es hörte nicht mehr auf. Nein, ich sterbe nicht. Nein, es ist schon länger nicht mehr vorgekommen. Aber ich weiß: Das möchte ich nicht wieder erleben.

Wenn ich mich eingeengt oder kontrolliert fühle, bekomme ich Panik. Das ist jetzt erstmal nicht so schlimm, kommt ja nicht so oft vor. Aber wenn zu viele Menschen etwas von mir erwarten, ich selbst am besten auch noch und dazu kommt dann das Leben, dann bleibt mir nicht mehr viel Raum und dann bekomme ich diese Panik. Mein Herz ist gesund, sagt der Doc, es tut, was es soll, nur nicht in solchen Situation. Wobei, wenn man bedenkt, was mein Gehirn gerade durchmacht, also mir vormacht, ist die Reaktion gar nicht so verkehrt.

Das gilt für alle meine Lebensbereiche. Gerade erst habe ich in Ute Blinderts Netzwerkbooster-Podcast darüber gesprochen, dass ich selbst gut laufende Projekte wegwerfe, wenn sie sich nicht mehr gut anfühlen für mich. Dass ich die Freiheit brauche, zu tun, was ich will, wann ich will und mit wem – und immer auch die Gegenseite, also eben Nein zu sagen, wenn etwas nicht (mehr) passt. Hört sich ein bisschen nach Willkür an, ist für mich aber so ne Art Psycho-Hygiene.

Der Lebensbereich, der am wenigsten Spielraum lässt, ist Junior. Denn klar, auch da kann ich viel gestalten, abstimmen, verhandeln, aber manche seiner Bedürfnisse und Termine sind eben nicht verhandelbar. Ich bin dafür zuständig, dass das funktioniert, und wir beide, Junior und ich, kommen meist auch gut damit aus. Da aber dieser Bereich vergleichsweise wenig Spielraum lässt, möchte ich den umso mehr in den anderen Bereichen. Vielleicht kennst du das ja auch, dass du dann, wenn du zum Beispiel besonders viele berufliche Termine hast, möglichst wenig feste Termine oder To-dos im Freizeit-Bereich machst. Bei mir ist das so.

Wenn ich also spontan meine Freunde treffe, hier einen kleinen Spaziergang zwischen zwei beruflichen Terminen einbaue und dann ganze Tage lang ohne festen Zeiten und To-dos verlebe und verarbeite, dann ist das gut für mich. Freiheit.

Kein Ausgleich.

Wenn nun also zum Beispiel im beruflichen Bereich grad doch mal viel los ist, weil Termine unglücklich übereinanderfallen oder weil ich schlecht geplant habe und wenn dann zusätzlich in den anderen Bereichen auch viel anliegt, dann bekomme ich Panik, weil ich keinen Raum mehr habe.

Oder wenn mir jemand vorschreiben will, wie ich was zu machen habe oder was ich wann zu machen habe. Das ist für mich echt nicht einfach. Ich pegele das meistens aus, kann es nur dann nicht mehr, wenn zu viele Bereiche meines Lebens betroffen sind. Das ist nicht ganz einfach, denn dass ich für alles selbst verantwortlich bin, schafft mir Freiheit, aber auch große Verantwortung.

Und wenn jemand dann zusätzlich Anspruch auf meine Zeit erhebt oder die Kommunikation so fordernd wird, dass ich mich eingeengt fühle, habe ich wirklich Flucht-Gedanken. Klar, ich brenne nicht durch und lasse mein Kind im Stich oder so, aber dann igele ich mich ein und sage im Zweifel alles ab, was nicht unbedingt sein muss – ganz besonders die fordernden Termine und Menschen.

Vielleicht bin ich da wie ein Esel. Wenn ich Panik bekomme, renne ich nicht weg, sondern bleibe stehen und checke die Flucht-Möglichkeiten ab. Habe ich letztens erst gelernt: Esel sind nicht bockig, sie sind vorsichtig, klug und besonnen. Und ist das nicht die wahre Freiheit?

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2 Antworten

    • Mir wurde mal der Titel „Frau der Klarheit“ verliehen, das hat mir gut geschmeckt. Und hier auf dieser kleinen Bühne kann ich es noch besser als anderswo. Danke für deine Worte und deine Bestärkung – auch drüben.

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