Heute Morgen war ich mit dem Rad unterwegs, erst in die City und dann zum Coworking Space. Und als ich da so durch die Straßen radelte, musste ich an ganz viele Szenen denken, in denen Menschen super glücklich Fahrrad fahren – und dann passiert etwas ganz, ganz Schlimmes. Meistens sind das so Szenen, in denen gerade alle Schwierigkeiten überwunden sind, die Liebenden haben sich gekriegt, die Existenz ist gesichert, die schwierige Lebensphase ist überstanden und die großen Konflikte sind aus dem Weg geräumt. Die Sonne scheint, der Wind fährt durch die Haare, der Fahrrad fahrende Mensch fährt leicht und frei auf Wegen und Straßen, unterlegt von seichter Popmusik. Und dann… Pam! Ein Lastwagen.
Vielleicht denkst du jetzt an „Stadt der Engel“ – ich auch. Und an den Film „Zwei an einem Tag“. Und ein bisschen auch an „Rendezvous mit Joe Black“, obwohl da kein Fahrrad im Spiel ist und die Szene nicht am Ende des Films, sondern am Anfang ist.
Liebe, Verliebtheit, Glück, Freiheit – alles scheint zu stimmen. Umso mehr schockiert dann das plötzliche Ende, das auch noch so endgültig ist. Erzählerische Mittel möchte ich hier auch gar nicht besprechen, das mache ich vielleicht mal an anderer Stelle. Aber dieser Bruch nach der scheinbaren Sicherheit, in der sich die Figuren befinden, das Schicksal, dass das Glück einfach nicht zulässt… Das hat mich beschäftigt.
Denn es widerspricht so sehr dem, was wir mal in den Märchen gelernt haben. Dass es mal einen Punkt gibt, an dem sie glücklich bis an ihr Lebensende sind. Denn durch den Verlust ist der Überlebende schlagartig wieder mit den üblen Seiten des Lebens konfrontiert. Auf das kurze Glück folgt Trauer. Trauer um den geliebten Menschen und ich glaube, auch um das Glück (Ausnahme ist hier wieder „Rendezvous mit Joe Black“, denn hier gibt es keine Trauer, da die andere Person ja gar nichts von dem plötzlichen Tod mitbekommt).
Warum es aber trotzdem passt, ist die Willkür, die in dieser Szene so schmerzlich bewusst wird. Es gibt keine Sicherheit, keine Garantie auf Glück, egal wie hart man dafür gekämpft oder gearbeitet hat. Manchmal ist es einfach vorbei.
Und dabei hatte man es doch so sehr gegönnt. Endlich, endlich (!) ist alles gut. Mitgefiebert, mitgefühlt, mitgelitten. Mitgefreut. Und dann, mit einem Schlag, keine Freude mehr.
Als ich da heute Morgen so durch die Straßen geradelt bin, habe ich darüber nachgedacht. Und nein, ich bin nicht von einem Lastwagen überfahren worden. Aber anderen Menschen ist das passiert, passiert es. Und wenn es kein Lastwagen ist, dann ist es ein Aneurysma, wie bei meinem Vater.
Es ist dann einfach vorbei und alles, was davor passierte, wird zu einem Teil der Geschichte, das Vorher nämlich. Das Nachher müssen wir aus einer anderen Perspektive erzählen oder zumindest berücksichtigen, dass eine Perspektive fehlt.
Diese Sache mit dem Glück ist also sehr fragil. Festhalten können wir es nicht. Aber wir können es genießen, solange es anhält. Jeden Augenblick mit dem geliebten Menschen. Jede Minute, die man sich in die Augen schaut und lächelt und man hofft, dass der andere spürt, wie gut das gerade ist.
Und weil ich es kann, speichere ich solche Geschichten, erlebe sie wieder und wieder. Übrigens auch das Vorher, das mit dem Tod endete. Die schönen Momente bleiben.
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2 Antworten
Ich lese den Blogbeitrag schon zum 3. Mal, weil er mich daran erinnert, wie vergänglich unser Leben ist. Danke fürs Gedanken teilen.
Ja, das klingt immer so makaber, aber letztlich heißt es doch nur: Kann ich heute Abend mit gutem Gewissen sagen, dass ich alle Abenteuer erlebt habe, die es zu erleben gab? Wenn ja, wars ein guter Tag 🙂