Ich schreibe nicht mehr, vielleicht ist es dir aufgefallen. Schon wieder nicht. Ich habe so gut wie alle Textteile fürs Buch geschrieben (bis auf die Einleitung, die besteht noch aus Gedankenfetzen, Screenshots und Stichpunkten) und ich habe auch alles abgegeben. Und danach war ich wie betäubt. Das Projekt ist nicht abgeschlossen, ich muss ja noch eine zweite Runde drehen, Ergänzungen machen, Beispiele einfügen, Übungen, Abbildungen etc. Ich kann keinen Haken dranmachen. Vielleicht kennst du das auch, wenn dein Leben sich anfühlt als hättest du zu viele Tabs offen. Ich habe schon lange aufgehört, Projektlisten anzulegen, denn sie deprimieren mich, wenn ich es dann eben nicht schaffe, sie abzuarbeiten. Das Problem: Sie sind in meinem Kopf. Und sie gehen nicht weg.
Schreiben ist mein Ventil, meine Routine, mein Rahmen. Aber um zu schreiben, zumindest so wie ich es mache, braucht es ein Thema. Ich kann nicht ohne Thema schreiben, daher ist mir auch dieses Konzept der Morgenseiten so unsympathisch. Einfach drauflos – ja, das geht, aber nur mit einem Fokus, mit einer Richtung. Die kann sich dann auch ändern oder drehen, aber ich mixe ganz ungern meine Themen durcheinander. Wenn ich also alles aufschreiben wollte, was in meinem Kopf ist, dann müsste ich ganz viele verschiedene Texte schreiben.
Jetzt gerade beschäftigen mich aber Themen, die ich nicht mit der Öffentlichkeit teilen möchte oder kann. Und nur für mich schreibe ich nicht, da denke ich lieber. Nicht konsequent, ich weiß, ist aber so. Vielleicht bin ich einfach faul.
Somit spüre ich von Tag zu Tag mehr: Mein Ventil geht nicht auf, die Themen und Projekte und Ideen häufen sich, ich jongliere damit und werde handlungsunfähig. Interessant ist das, weil ich doch ne ganze Menge händle, tue, tun muss, damit Juniors und mein Alltag funktioniert.
Gestern habe ich ein längeres Gespräch geführt und am Ende meinte mein Gesprächspartner zu mir: Ich konnte dir über weite Strecken nicht folgen.
Ich glaube, das gehört zusammen. Meine Gedanken sind unstrukturiert, überladen, es gibt keinen roten Faden mehr, weil ich die Themen nicht mehr voneinander trennen kann und mir ständig etwas in die Quere kommt.
Beim Schreiben fällt mir das auf, das ist routiniert und ich habe zu viel Erfahrung damit, als dass ein Text völlig wirr aus mir herausfließen könnte. Und beim Sprechen ist das normalerweise auch so, erst ist noch gar nicht so lange her, da sagte Anne aus meinem Netzwerk, ich würde „reden wie gedruckt“.
Also alles auf Anfang. Ich schreibe jeden Morgen einen Text. Schaue, was passiert. Und sortiere, was da ist. Und wenn ich wahnsinnig werde, merkt es hier vielleicht jemand, der mitliest. Wer weiß das schon.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
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