Aus verschiedenen Gründen habe ich mir am Wochenende mal wieder verstärkt Gedanken über Verbindungen gemacht. Bekannte, die mir verlorengegangen sind, Freunde, die so sehr mit (mit, nicht um!) dem Leben kämpfen, dass sie keinen Blick mehr für früher nahestehenden Personen haben. Und Menschen, in denen ich so viel sehe, das sie selbst nicht sehen. Junior, Freunde, Partner. Ich dachte also über Verbindung nach und an diesen Text, den ich mal geschrieben hatte. Im Newsletter hatte ich ihn veröffentlicht (er ist vom 18.11.2022) und da war Vieles noch ganz anders – ich war anders. Und trotzdem: Die Kernaussage von diesem Text passt ganz wundervoll auf diesen Blog, daher kannst du ihn jetzt auch hier lesen:


“Ich schaffe das alles!”, sage ich zu mir selbst, als ich durch die Küche laufe, auf dem Weg zu meiner nächsten Aufgabe. Ich will mir Mut machen. Mein Kopf ist voll mit To-dos, mit Ideen, mit Wünschen, mit Träumen. Gut, dass sie noch Platz haben darin, denn das ist eine große Angst für mich: Dass der Alltag so groß wird, dass kein Platz mehr für Spinnereien und Träume ist.

In diesem Moment tönt es aus dem Flur zu mir rüber: “Hab ich dir doch gesagt! Du kannst ALLES, Mama!”

Junior. Er hat mich gehört. Und er hat dieses unerschütterliche Vertrauen in mich, wie wundervoll. Manchmal weiß ich nicht, wie ich das geschafft habe. Aber es kann nur von mir kommen. Er hat dieses Vertrauen, weil ich es habe.

Dabei war ich nicht immer überzeugt davon, dass ich “das alles” schaffe. Am Anfang war ich es gar nicht.

Selbstständigkeit? Nicht meine Idee…

Über den Start meiner Selbstständigkeit habe ich schon auf meinem Hauptblog geschrieben, das war keine leichte Zeit für mich. Was ich aber beeindruckend fand und was ich hier hervorheben möchte, ist das Verhalten meines Bekannten, der mich überhaupt erst auf die Idee gebracht hat, mich in dieses Abenteuer zu stürzen.

Ich hatte damals kein Geld, war noch im Studium, alleinerziehend, hatte keine guten Aussichten und keine Ahnung, was ich als nächstes tun sollte. Junior war keine 6 Monate alt. In dieser Situation war mein Selbstbewusstsein nicht sehr stabil.

Mein Bekannter aber glaubte an mich, wo ich es selbst nicht konnte. Er meinte: “Mach dich selbstständig, schreib für mich – du kannst doch schreiben!” Und diese Idee, dieses Bild von mir bestätigte er mir immer wieder. Bei jedem Text von mir, den er gut fand, sagte er: “Ich wusste doch, dass du das kannst!”

Das, was er in mir gesehen hatte, konnte ich nicht sehen. Heute kann ich es, aber vorher nicht. Er hatte etwas in mir gesehen, das ich mal werden könnte. Mein zukünftiges Ich. Kein Zweifel.

Wer könntest du sein?

­Immer, wenn es ruckelt bei mir, wenn ich unterwegs bin zu neuen Abenteuern, neuen Herausforderungen, neuen Stationen, dann schaue ich nicht auf mich, sondern höre anderen zu. Weil sie etwas in mir sehen, das ich (noch) nicht sehe.

Ich frage mir wohlgesonnene Menschen und höre ihren Ideen über mich zu: Meinem Sohn, der unerschütterlich an mich glaubt. Meinen Kund*innen, die meine Arbeit mehr schätzen als ich es denken kann. Meinem Freund, der mein zukünftiges Ich heute schon sehen kann.

Vor ein paar Tagen hörte ich dann den schlauen Gedanken der Philosophin Philosophin Federica Gregoratto zu. Sie sprach darüber, warum wahre Liebe ein Prozess der Emanzipation und der Transformation sei.

Und ich erkannte mein Thema wieder: Federica Gregoratto sagt, dass Liebende nicht nur das Wesen des anderen erkennen können, sondern auch das, was die Person in der Zukunft mal sein kann. Diese Idee von vorhergesehener Transformation fand ich so spannend, dass ich dir dieses Interview empfehlen möchte.

Für mich wurde klar: Es ist ein Akt der Liebe, etwas in anderen freizulegen, was sie nicht sehen, woran sie (noch) nicht glauben. Es ist Verbindung.

Zeigen wir anderen, was wir in ihnen sehen

­Ich mag die Idee, dass wir andere Menschen mit unserer Idee von ihnen oder von ihrem zukünftigen Ich supporten können. Ich versuche das mit meinem Text-Feedback zu tun und wenn ich mit anderen im Gespräch bin.

Denn vielleicht können sie das, was ich so erstaunlich finde an ihnen, einfach (noch) nicht sehen. Wüssten sie es aber, könnten sie möglicherweise daran wachsen. Stärke daraus ziehen und Selbstzweifel loslassen. Das ist Kommunikation, da geht es um Wertschätzung und gute Verbindungen.

(Danke an dieser Stelle an alle, die mich supporten – mal direkt, mal indirekt. Danke an Ingo, Margaretha, Peter, Andrea, Carina, Daniel, Markus, Annemarie, Fabian, Christian, Beate, Jörg und all die anderen – ich fühle mich sehr geschätzt und geliebt.)

Was sehen andere in dir, das du (noch) nicht sehen kannst? Und glauben an dich, wo du es nicht kannst? Und wen kannst du selbst supporten?

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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