Es war ein Kreuzworträtsel. Gesucht wurde ein Synonym zu „sorglos, unbekümmert“. Die Lösung ist gar nicht so interessant, es ergab sich, dass es nur „leichtherzig“ sein konnte. Und „leichtherzig“ ist zwar ein schönes Wort, aber letztlich beschäftigt hat mich „unbekümmert“. Also ein Zustand, der den Kummer in sich trägt. Und ein „un“. Und wenn man Synonyme sucht, dann kommt man auf noch mehr „un“ und „nicht“: unbeschwert, nicht bedrückt, nicht mit Sorgen belastet. Wäre ja auch zu einfach, wenn man sagen würde: leicht, heiter, beschwingt, frei im Denken und Fühlen. Also warum der Kummer?
Klar, unbekümmert ist das Gegenstück zu bekümmert. Etwas bekümmert mich, belastet mich, besorgt mich. Und dieses „etwas“, das diesen Zustand auslöst, verschwindet, wenn ich nur leicht, heiter und frei schreibe.
In meinem Gehirn wird „Kummer“ nicht aktiviert, wenn ich mich für „leicht“ entscheide. Dann ist mein leichter Gemütszustand nicht das Fehlen (oder die Überwindung) von Kummer, sondern ein allgemein positiver Zustand.
Sage ich also „unbekümmert“, dann ist das viel mehr als leicht oder entspannt. Es ist das Fehlen von Sorgen. Und wer weiß, wie schwer Sorgen bedrücken können, der weiß, dass eine Auflösung davon vielleicht mehr Power braucht, mehr Vorstellung. Ein Zustand, in dem man leichtfüßig durch Pfützen springt, ohne Bedenken loszieht, sich keinen Kopf macht – denn es gibt keinen Anlass dazu.
Machen wir uns nicht zu viele Sorgen? Bedenken?
Ja, ich weiß – es schützt uns, dass wir Situationen und Entscheidungen einschätzen, abwägen, genau durchdenken. Dass wir uns Sorgen machen und eben nicht völlig blauäugig durch die Welt laufen, ist auch was Gutes. Und doch: Wäre es nicht gut, ab und zu mal völlig unbekümmert agieren zu können? Zumindest dann, wenn uns nichts akut belastet?
Der Sprung von „bedenkenlos“ zu „gedankenlos“ ist ja nicht so weit, aber den mache ich hier heute nicht. Kindern würde man das doch auch nicht unterstellen, wenn sie gedanklich leicht und unbekümmert in eine Situation hineingehen, ohne alle Konsequenzen bis ins Detail durchdacht zu haben. Vielleicht, weil sie schon mal Kummer in einer ähnlichen Situation erlebt haben und das vermeiden wollen. Verständlich ist das ja, aber auch bedrückend. Also nein. Wir wollen unbekümmert sein, aber nicht gedankenlos.
Wann sind wir unbekümmert?
Hier und heute ist das so. Denn diese Blognacht ist ein sicherer Raum. Hier kann ich quatschen, lachen, mit einem Augenzwinkern kommentieren, moderieren wie ich das will. Und auch mal flapsig sein in meiner Unbekümmertheit.
Ich mag den Gedanken, dass hier eine Gelegenheit entsteht, um unbekümmert den Abend zu verbringen. Wir schließen die Sorgen und die lauten Menschen und Pöbler aus – und schreiben einfach. Unbekümmert. Ohne zu streng auf die Regeln zu achten, einfach so. Über das, was da ist.
Wenn etwas entsteht, dann freuen sich alle mit. Lesen, loben, wertschätzen. Und wenn ein Text nach einer knappen Stunde getippt und veröffentlicht ist, dann finden wir zwar dreieinhalb Tippfehler, aber wir haben in unserer Unbekümmertheit etwas erschaffen, was andere nicht geschafft haben.
Die mit den Bedenken. Oder die, die auf dem Sofa liegen und netflixen. Sie haben diesen Raum verpasst und die Gelegenheit, einen kleinen Impuls in die Welt zu senden. Gute Gefühle, ein bisschen positives Denken. Der Kummer bleibt draußen.
Und das ist fast immer so in der Blognacht. Auch für mich. Selbst dann, wenn ich mal dasitze und nicht vorankomme. Nicht so leicht alles, aber die Einladung, unbekümmert und kreativ diesen Schreibraum zu nutzen, die bleibt.
Hast du Momente, in denen du unbekümmert bist? Und kannst du dieses Gefühl in andere Situationen mitnehmen? Ich glaub, diese spezielle Leichtigkeit, das Fehlen von Kummer, die dürfen wir wieder mehr bei uns im Leben etablieren. Nicht gedankenlos oder rücksichtlos, aber leicht. Unbekümmert. Froh.
Dieser Beitrag ist in der 56. Blognacht entstanden. Das Impulsthema: „Unbekümmert“
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12 Antworten
Liebe Anna
Wofür Kreuzworträtsel doch gut sind 🙂 … Ein sehr schöner Impuls! Ich freue mich mega, auf deine Blognacht gestossen zu sein. Auf diesen unbekümmerten Schreibraum.
Liebe Grüsse aus der Schweiz,
Edith
Liebe Edith,
wie schön, danke dir für dein lobendes Feedback. Die Blognacht ist ja eine der wenigen guten Sachen, die durch Corona entstanden sind – irgendwie auch cool, oder? Ich freu mich, wenn du wieder mal reinschaust bei uns – die nächste ist am 27. Juni 🙂
Liebe Grüße
Anna
[…] Mein eigener Artikel soll wie immer diese Liste abschließen – natürlich schreibe ich den Impuls. Und ich erzähl dir auch, wie ich auf das Impulsthema gekommen bin: Unbekümmert […]
[…] https://anna-livia.de/unbekuemmert/ […]
Es war schön, endlich mal unbekümmert und freudig aufgeregt auf den Start, den Impuls zu warten.
Erinnerung an Kinderzeiten. Keine Termine, kein logistisch perfektioniertes Projekt und kein durchgeplanter Content- Beitrag.
Hat richtig Spaß gemacht.
Danke, Anna!
Ja, ich hab mir sagen lassen, so ginge das am besten, dieses produktiv bloggen. Unbekümmert. Einfach mal so. Anders als üblich. Schön, dass du dich wieder drauf eingelassen hast.
Liebe Grüße
Anna
Liebe Anna,
der Cliffhanger ist dir wunderbar gelungen und ich war so neugierig zu lesen, woher der Impuls kam, auf ein Kreuzworträtsel wäre ich nie gekommen.
Danke für den Impuls und deine inspirierenden Zeilen dazu!
Danke auch, dass du uns Impulse gibst, ohne die Geschichte dahinter zu erzählen, damit wir wirklich frei sind zu assoziieren.
Ich bin nicht sicher, ob ich mich da so zurückhalten könnte.
Kometenhafte Grüße
Stephanie
Liebe Stephanie,
manchmal schaffe ich es ja auch nicht, wenn ich gerade in ner komischen Stimmung bin 😀 – Am besten ist es vielleicht, wenn Impulse schon länger bei mir liegen und ich gar nicht mehr weiß, woher ich den mal hatte oder wo er mich angeflogen hat. Ich freu mich einfach immer daran, euch dabei zuzusehen, was ihr damit macht, wenn ihr den Impuls bekommt. Manchmal fällt jemandem alles aus dem Gesicht… und am Ende steht da ein wunderbarer Text. Das ist schon magisch…
Liebe Grüße
Anna
Wieder eine sehr inspirierende Blognacht. Danke dir dafür.
Ich bin unbekümmert an die Sache herangegangen – habe der Kummerklärung aus der 50. Blognacht endlich ein Zuhause gegeben und gehe nun frei und unbeschwert weiter. Die Beiträge der anderen Teilnehmenden zu lesen, bringt mich auf Ideen, wie sich ein Thema, ein Begriff noch auf andere Weise als meine sehr persönlichten Geschichten aufgreifen lässt. Das macht es anregend und … ja, auch unbekümmert als Synonym für leicht.
Liebe Ulrike,
ich bin froh, dass du die Impulse so für dich umsetzen kannst. Das ist ja auch ne Kunst, sich darauf einzulassen und „einfach“ zu schreiben, unbekümmert sozusagen. Und ja, es ist erstaunlich, was dabei herauskommt. Mich überrascht es auch immer wieder, wenn ich mich dann daranmache, die Zusammenfassung zu schreiben. So viele unterschiedliche Gedanken – aus meinem kleinen Impuls. Mag das sehr! Schön, dass du wieder dabei warst.
Ich bin froh, dass es Dich gibt, liebe Anna! Und die Blognacht! Und all die Inspiration, die Du in die Welt schickst! DANKE!
Danke. Mir bedeutet das wirklich viel, auch, dass du so oft an den verschiedensten Stellen über mich sprichst und meine Formate erwähnst 🙂