Es gab eine Zeit in meinem Leben, in dem Tiefkühlpizza das Synonym für müde und überarbeitet wurde. Meine Mutter prägte diese Verbindung, denn in dieser Zeit kam sie oft abends nach Hause, brachte drei Pizzen mit und entschuldigte sich, dass sie zu müde, abgekämpft und schlapp war, um noch zu kochen. Ich muss da so zwischen 10 und 13 gewesen sein und damals fand ich das gar nicht so schlimm. Heute habe ich selbst diesen Drang zur Entschuldigung.

Mein Bruder und ich mochten Pizza, das war also alles kein Problem für uns. Es ging schnell und man wurde satt. Ja klar, nicht besonders gesund und nahrhaft, aber es war warm und es war Essen. Alles okay. Jetzt gerade kommt mir dieser Impuls sehr logisch vor: Keine Zeit, keine Energie, also schnell was warmmachen und fertig. Aber mit dieser Überlegung kommt das schlechte Gewissen (was natürlich total bescheuert ist).

Denn müsste ich mich nicht eigentlich um eine gesunde Ernährung kümmern? Müsste ich nicht jeden Tag frisch kochen, Gemüse und so? Doch gerade an den sehr langen Tagen, wenn Junior und ich erst nach 19 Uhr zuhause sind, fehlt mir einfach jeglicher Elan zum Kochen. Dann denk ich mir: Der hat ja heute Mittag schon warm gegessen, auch Gemüse, eigentlich könnte auch Butterbrot reichen, Abendbrot halt. Das Doofe ist: Ich selbst habe mittags nicht gegessen, eine (fast) richtige Mahlzeit wäre schon gut.

Und der andere (auch total bescheuerte) Gedanke ist: Andere kriegen das doch auch hin. Die schaffen das mit dem Gemüse und dem Kochen und überhaupt. Und wenn die das hinkriegen, dann sollte ich das auch. Klingt wie ein doofes Marketing-Versprechen und in diese Kategorie sollte ich den Satz vielleicht auch einsortieren. Mit solchen Gedanken schlage ich mich herum und dann ärgere ich mich, dass ich mich mit solchen Gedanken herumschlage. Ein bisschen irre alles.

Aber es ist wie bei uns, damals, als ich 10 oder so war: Junior findet Pizza ganz gut. Gab es früher bei uns vielleicht 3 oder 4 Mal im Jahr, eine Ausnahme, genauso wie Pommes. Und wenn, dann gabs auf jeden Fall Salat dazu. Fürs gute Gewissen halt. Jetzt gibt es eben häufiger mal Tiefkühlpizza oder wir laufen zum Dönermann rüber und holen uns da unser Abendessen. Vermutlich wird das niemanden traumatisieren, alles gut. Und trotzdem spukt dieses Thema in meinem Kopf herum.

Da hatte ich letztens noch eine Folge von Dr. Volker Buschs Podcast Gehirn gehört im Ohr, in der er ausführte, wie sehr wir darauf bedacht sind, sozial akzeptiert zu werden – das betrifft mich sicher auch. Vom Boden essen konnte man noch nie, ungewaschene Wäsche macht mir auch keine Kopfschmerzen, aber anständiges Essen… Darauf habe ich schon immer geschaut.

Ich rette mich mit dem Gedanken, dass es nur eine Phase ist, wie alles eigentlich nur eine Phase ist. Und ich rette mich damit, dass wir nicht täglich, sondern alle 14 Tage mal Fast Food essen. Und damit, dass ich an den anderen Tagen koche, manchmal allein, manchmal mit Junior zusammen.

Und solltet ihr mal bei uns zum Essen eingeladen sein und Junior fragt, was an dem Essen am besten schmeckt: Paprika ist fast immer die richtige Antwort. Denn die schnippelt Junior höchstselbst und damit wird sie aromatischer, knackiger und einfach besser. Ist doch klar.

Habt ihr auch solche TK-Phasen? (Und bitte schickt mir keine Rezepte für superschnelle Gerichte, darin bin ich selbst Expertin. Aber selbst superschnelle Gerichte sind manchmal einfach nicht mehr drin.)

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

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