Ich glaub, ich habe eine hohe Schmerztoleranz. Im Austausch mit anderen kommt es mir so vor, als seien viele Schmerzen für mich erträglich, wo andere bereits Tabletten nehmen, nicht mehr arbeitsfähig sind oder Schlimmeres. Aber gestern bin ich dann doch in die Knie gegangen. Ein Hexenschuss, aber was für einer. Vor Schmerz wurde mir schwarz vor Augen, mehrmals sogar. Und als ich dann auf Knien in die Küche krabbelte, um doch eine Schmerztablette zu nehmen, da hatte ich Zweifel, ob ich überhaupt würde aufstehen können. Völlig irre.
Das ist wohl dieses Alter. Dass ich vier Tage nach meinem 39. Geburtstag erstmal Rückenschmerzen bekomme, aber eben nicht so ein bisschen Nacken steif oder irgendwie verlegen, sondern so, dass ich mir sehr genau überlegen muss, wie ich die Aufgaben des Tages bewältigen kann. Geht nicht ohne Hilfe. Passt mir zwar nicht, aber was soll ich tun? Das ist ein bisschen wie damals, als Junior noch klein war und ich wegen der heftigen Migräne-Attacken manchmal vor Schmerz nicht laufen konnte.
Gestern war es dann auch so, dass Junior ohne mich frühstücken musste, weil ich es nicht mal in die Küche geschafft habe. Irgendwann kam er dann zu mir und meinte: „Kann ich dich denn hier allein lassen, wenn du so bist?“ Berechtigte Frage irgendwie. Ich meinte nur „klar, geh schon, viel Spaß, ich komme dich nachher abholen“ – ohne zu wissen, wie ich das bewerkstelligen sollte.
Aber irgendwie geht es ja immer. Und als ich dann erstmal mit meinem Kaffee am Tisch saß, nahezu schmerzfrei – zumindest solange ich mich nicht bewegte – da hatte ich schon wieder Hoffnung, es werde sich irgendwie hinruckeln. Weil das ja immer so ist.
Hilfe annehmen. Kein leichtes Thema
Ich konnte also nicht wie üblich nachmittags auf mein Rad steigen, um Junior abzuholen. Und ich wusste nicht genau, ob Auto fahren so eine gute Idee gewesen wäre, davon mal abgesehen, dass ich das Auto hätte abholen müssen. Also Menschen fragen, ob sie mich fahren können. Ob sie ihre wertvolle Zeit einsetzen können, um mir zu helfen.
Dass meine Anfrage sofort beantwortet wurde, ist auf der einen Seite toll und beruhigend, aber auf der anderen Seite auch schwer. Ich merke: Ich schaffe bestimmte Dinge nicht allein und bin darauf angewiesen, dass mir jemand hilft. Ist für mich echt nicht leicht.
Was mich dann aber doppelt berührt hat: Auch ohne zu fragen, wurde mir Hilfe angeboten. Einfach so. Mit dem Hinweis: „Wenn’s mal drauf ankommt, melde dich gerne“. Das ist doch auch wieder ein gutes Gefühl, dass da Unterstützung ist, wo ich sie gar nicht erwartet hätte. Denn es gibt immer wieder Situationen, wo es nicht ganz allein geht. Trotz hoher Schmerztoleranz. Gut, wenn es dann ein aktives und unterstützendes Netzwerk gibt. Danke!
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
Keine Kommentare bislang