„Es war Freitag, der 31. Dezember, und ich musste noch was erledigen. Also alles.“ – So beginnt der Roman Kleine Probleme von Nele Pollatschek. Ein Buch, das noch mehr Wumms hat, wenn man es zum Jahresende liest, und das habe ich getan. Was für eine Vorstellung. Zum Jahresende einfach alles erledigen, was bisher liegengeblieben ist. Endlich all die Dinge angehen, die man aufgeschoben hat. Weil dann endlich alles gut sein wird. Weil man ein neuer Mensch sein wird. Und weil man es dann allen gezeigt hat, die Zweifel hatten.
Ich will hier aber keine Buchbesprechung machen, das ist nicht mein Metier, nicht mehr, und das überlasse ich gern den Buchblogger*innen unter uns. Nur ganz kurz: Sprachlich finde ich es sehr interessant und wer Geschichten mag, die zwischen Alltag und Wahnsinn, Tragik und Witz hin und her wabern, der wird hier definitiv fündig. Zum Vorlesen ist dieses Buch übrigens wirklich gut geeignet, denn man kann so viel reingeben in diesen Text, variieren mit Lautstärke und Tempo, auch oder gerade in die völlig absurden Szenen.
Warum ich aber hier schreibe: Mich fasziniert der Gedanke, Dinge bis zum Jahresende erledigt zu haben. Denn ich darf sagen, ich bin nicht frei davon. Nur dass auf meiner Liste natürlich andere To-dos stehen als auf Lars´ Liste, also die der Hauptfigur im Buch. Da stehen nämlich Dinge wie endlich das Bett für die Tochter zusammenschrauben, die Wohnung putzen, die Steuererklärung machen, Geschenke einpacken, Nudelsalat machen, mit dem Rauchen aufhören und natürlich das Lebenswerk schreiben. Was man halt so machen muss, damit endlich alles gut wird. Es stehen noch ein paar mehr Dinge auf der Liste von Lars, aber ich lass das mal so wirken.
Auf meiner Liste stehen Briefe an liebe Menschen, Überweisungen geschäftlich wie privat, Geschenke einpacken, eine Podcast-Episode produzieren, einkaufen, Rechnungen schreiben, Reste von Kundenprojekten, und – du ahnst es vielleicht – das Buch. Mein Buch. Das, das doch schon längst hätte fertig sein sollen. Das Buch, das mich ein bisschen wahnsinnig gemacht hat und immer noch macht. Vielleicht kein Lebenswerk, sicher nicht, aber doch ein großes Stück Arbeit.
Und vielleicht, nur ganz vielleicht, kannst du ja auch die Parallelen erkennen zwischen den Listen. Es ist ja auch nicht völlig abwegig, dass Menschen, die Dinge aufschieben, die Buchhaltung eben nicht ANFANG Dezember, sondern eher gegen ENDE erledigen. Und wenn sie von miesen, ekligen Schreibblockaden heimgesucht werden, dann ist besonders diese Sache mit dem Schreiben sehr wahrscheinlich.
Guter Druck?
Ich habe es schon ein paar Mal erzählt: Druck macht mich produktiv. Nicht schlampig-schnell-bloß-erledigen-produktiv, sondern gut produktiv. Ich weiß, das ist nicht für alle Menschen gut, es gibt auch Schreibende, die das echt nicht abkönnen, wenn sie eng liegende Deadlines haben, aber für mich ist das gut. Sofern ich gesund bleibe und mich nicht quälen muss.
Denn das ist das Gefährliche an den engen Deadlines. Dass dann eben doch was passiert. Die Schniefnase, die erst nur ein bisschen nervig war, wächst sich zu einer schlimmen Erkältung aus, mit Husten und Fieber… macht nicht kreativ, kann ich dir sagen. Oder die Kinderbetreuung bricht völlig zusammen und wenn man dann, wie ich, die letzte Instanz ist, hängt man drin. Klingt jetzt wie ein großes Ärgernis, oh nein, Zeit mit dem Kind verbringen. So ist es natürlich nicht. Aber für kreative Prozesse ist es nicht gut, wenn alle 15 Minuten ein Kind ankommt und umarmt werden will – so schön das auch ist. Und ja, das kenne ich zur Genüge.
Aber dieses Jahr, dieses Jahr wird alles anders. Denn ich habe – im Gegensatz zu Lars, der ja nur EINEN EINZIGEN Tag hat für seine Liste – ganze drei Tage für all das, was liegengeblieben ist. Für das Lebenswerk, nein, für einen Abschluss. Also wünsch mir Glück, dass mein Schnupfen ein Schnupfen bleibt und dass keine weiteren Katastrophen auftauchen 😉
Damit endlich alles gut wird. Wobei ich sagen darf, dass die Geschichte mit Lars nicht ganz glatt läuft – aber ich will hier auch nicht zu viel verraten…
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
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