… fragt er mich und ich möchte ansetzen, um einen Vortrag darüber zu halten, warum die Frage doof ist. Ich mache es aber nicht, sondern schreibe diesen Text. Vielleicht liest er ihn ja.

Also: Lohnt es sich, eine Stunde im Zug zu sitzen, um dann drei, vier Stunden miteinander Zeit zu verbringen und dann wieder eine Stunde im Zug zurückzufahren? Und die Zeit, die man von meiner Wohnung aus zum Bahnhof braucht? Kommt ja auch noch oben drauf. Lohnt doch nicht, dieser Aufwand!

Für mich ist das gar nicht die Frage. Die Frage ist, ob ich etwas will oder nicht. Ob ich jemanden sehen will oder nicht. Dann ist die Zeitspanne gar nicht mehr so entscheidend.

Mein Freund Jan hatte auch mal diesen Satz gesagt. „Es wird aber spät. Und ich bin müde. Dann könnte ich fast nur zum Schlafen vorbeikommen. Lohnt sich das denn?“ Und ich sagte ja, mach das bitte. Weil auch eine Stunde quatschen und ein Kaffee am Morgen gute Gründe sind, den Weg zu machen.

Ich habe auch mal sechs Stunden im Zug gesessen, um zu einem Bekannten nach Bayern zu fahren. Für zwei Nächte und eineinhalb Tage. Und dann wieder zurück.

Oder gute drei Stunden bis Göttingen. Für einen Spaziergang und einen Kaffee und ein Gespräch über Backgammon. Und wieder zurück.

Also was ist das für eine Frage, lohnt sich das… Es lohnt sich immer, wenn dabei eine tolle Begegnung, ein Abenteuer, ein Austausch oder ein gutes Gefühl entstehen. Und seien wir doch mal ehrlich: In der richtigen Gesellschaft lohnt es sich immer, egal wie lang oder kurz.

Und dann ist da ja noch die Vorfreude. Die Vorfreude, wenn du im Zug sitzt und dir vorstellst, dass du gleich eine schöne Begegnung haben wirst. Gute Gefühle, schöne Gedanken, vielleicht auch solche, mit denen du gar nicht gerechnet hattest. Aufregung.

Die Schwester der Vorfreude übrigens, die Nachfreude, kommt noch obendrauf. Die Freude, sich Zeit genommen zu haben für etwas Schönes. Für einen Menschen, für ein Treffen, für geteilte Zeit. Egal wie lang oder kurz. Das ist das, was dich auf der Rückfahrt lächeln lässt. So schön!

Also… Es ist nicht die Frage, ob sich etwas lohnt. Es ist die Frage, ob ich etwas will. Ob ich jemanden will. Ob ich den Weg gern mache, einfach so, weil ich dich sehen will. Egal wie lang oder kurz.

Übrigens: Diese Menschen, für die sich ein Weg immer lohnt, die solltest du festhalten. Die, bei denen es einfach gut tut, sie zu sehen, zu merken: Es entsteht Energie, für beide, und es ist ganz egal, in welcher Verfassung du bist. Festhalten und liebhaben. Lohnenswerter geht gar nicht.

Daher nimm dir die Zeit. Wenn’s auch nur kurz ist. Mach Termine, sag nicht irgendwann, sag nicht ja, aber… Triff diese Menschen. Denn es lohnt sich. Immer.

Dieser Beitrag ist in der 45. Blognacht zum Impulsthema entstanden. War einfach, ich geb’s zu.

Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.

3 Antworten

  1. Liebe Anna,

    dein letzter Satz: Denn es lohnt sich. IMMER. So wertvoll.

    Danke für diese Blognacht und die Frage und die Gedanken.

    Ich hoffe er liest diesen Beitrag, diese Erklärung, wie wichtig er dir ist.
    Und zu deinem aller letzten Satz: es darf auch einfach sein, vor allem, wenn so viel Gefühl mitschwingt und die Botschaft so klar und wertvoll ist.

    • Liebe Stephanie,
      es ist tatsächlich nicht nur dieser eine Mensch, ich habe mehrere, für die diese Sätze gelten. Und dafür bin ich sehr dankbar. (Und ich bin mir sehr sicher, dass er den Text lesen wird…)

      Danke, dass du mitschreibst und mitliest, ich lieb das sehr, dass meine (unsere) Community so stabil und loyal ist.

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