Social Media wird sich nicht ändern. Nicht LinkedIn, nicht Facebook, nicht Instagram, nicht mal Bluesky. Den Anbietern geht es nicht darum, dass wir dort verkaufen, stabile Netzwerke aufbauen oder schöne Texte und Gedanken teilen – sie wollen, dass wir unsere Zeit dort verbringen und Werbung sehen, sie wollen unsere Daten.
Sie wollen, dass wir baden in Herzchen, dass wir uns verstricken in sinnlosen Diskussionen, die nicht nachhaltig sind. Aber kurzfristig geben sie uns das Gefühl, wir seien wichtig. Wir würden gehört, gesehen. Schon lange geht es nicht mehr ums „Social“, es geht um Aufmerksamkeit, um Likes, um Selbstdarstellung. Wie viel wir mitspielen wollen, liegt bei uns.
Klingt gar nicht so positiv, findest du? Ich finde doch.
Denn an dieser Stelle meiner Überlegungen kam die Sache mit dem Träumen. Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir selbst etwas ändern.
Traumtänzer träumen laut
Es ist schon ein paar Monate her, da bin ich über den Song „Dreamers“ von Jack Savoretti gestolpert. Und dann habe ich ihn immer wieder im Ohr gehabt.
Und ich hab mich gefragt: Warum haben wir denn aufgehört, zu träumen? Warum folgen wir selbsternannten Experten, kopieren deren vermeintliche Erfolgsstrategien, obwohl wir doch wissen, dass wir unsere eigenen Themen so viel besser kennen und dass sie sich gar nicht gut in eine Vorlage pressen lassen?
Warum lassen wir uns ködern von polarisierenden Texten, die eigentlich nichts aussagen? Und ich meine echt „nichts“: Ein Post darüber, wie gefährlich Brokkoli ist, bekommt seine Reichweite. Weil wir uns bemüßigt fühlen, den Verfasser zu berichtigen, uns über ihn lustig zu machen, uns selbst zu profilieren.
Und letztlich wissen wir doch, dass das alles kalkuliert ist, oder? Wir lassen uns also ein auf schlechte Gefühle ohne Inhalt. Wegen der Reichweite.
Ich sag dir, wovon ich träume:
Eine Rückkehr des Social
Ich träume von Menschen, die ihre Stimme finden – ob Audio, Video oder Text ist mir dabei egal – und sie auch benutzen. Ich träume davon, dass wir wieder verstehen, wie wir miteinander umgehen wollen, dass da Menschen an den Bildschirmen sitzen. Menschen mit Gefühlen.
Ich träume davon, dass alle Menschen sich wohlfühlen können mit ihrer Kommunikation, mit ihren Themen. Und dass niemand Angst haben muss, ausgelacht, beschimpft oder herabgesetzt zu werden.
Erscheint wie Träumerei? Ja, das ist es auch! Mit Ankündigung sogar. Aber weißt du was? Einer muss ja anfangen. Und ich habe Glück, denn ich bin nicht allein. Ich hab euch.
Social Media ist immer noch ein Ort, an dem auch Menschen versammelt sind, die wertschätzend und wohlwollend kommunizieren.
Das Blöde ist nur: Sie sind oft still, lesen nur mit, halten sich zurück.
Und jetzt stell dir vor, sie alle, wir alle, könnten verstehen, dass wir viele sind. Stell dir vor, wir würden nur noch gute Gedanken teilen, nur noch unterstützende Kommentare abgeben oder fragende. Und die anderen, die lauten, leeren Themen einfach überlesen. Keine Reichweite mehr für die, keine schlechten Gefühle mehr für uns.
Klingt esoterisch? Ist echt nicht so gemeint.
Ich meine nur: Wir sollten radikal aussuchen, wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Und wer unsere Themen finden soll. Denn nein, wir wollen nicht, dass die lauten, rüpeligen unter-der-Gürtellinie-Kommentierer uns lesen. Die brauchen wir nicht.
(Wenn du sie willst: Kannst du haben. Ich hatte sie schon. Schreib mich an und ich zeig dir, wie das geht. Aber willst du gar nicht, oder? Eben.)
- Warum achten wir immer mehr darauf, was wir essen, wie wir leben und arbeiten, aber nicht so sehr, wer unsere Zeit bekommt?
- Warum glauben wir, Posts mit vielen Likes wären besser als Posts mit wenig?
- Warum bauen wir unsere Netzwerk so auf, dass uns unsere Kontakte möglichst viel Gewinn einbringen (und nicht so, dass wir möglichst viel inspirieren und helfen können)?
Gute Gefühle
Deine Gedanken sind wertvoll. Sie können andere anstiften. Sie können neue Gedanken entzünden, Kraft spenden, unterstützen, inspirieren, verbinden.
Und ja, vielleicht müssen wir dafür ein bisschen träumen. Uns freimachen von all dem „du musst“. Denn es geht immer um beides. Information UND Unterhaltung.
Die guten Gefühle bei informativen Texten sind Erleuchtung, Aha!, Verständnis, Weiterkommen, Lernen, Transformation, Sicherheit und so weiter.
Und die guten Gefühle bei unterhaltenden Texten? Freude, Spannung, Mitgefühl, Erleichterung, Zugehörigkeit, …
Schreib über das, was dich bewegt. Es wird auch andere bewegen. Und entscheide dich für ein radikale Auswahl, was du unterstützen willst, wo du dich einbringen willst, wo du deine Zeit, deine Aufmerksamkeit, deine Energie, deine Herzchen investierst.
Je klarer du in deiner Kommunikation bist, umso attraktiver bist du für andere. Keine hidden agenda, sondern echtes Interesse.
Davon träume ich.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
Ein Kommentar
[…] Laut geträumt – Anna Koschinski […]