„38, das ist doch kein Alter!“, sagen die Leute, und das stimmt. Und doch merke ich, dass bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren wie mit 20. Beim morgendlichen Blick in den Spiegel stelle ich fest, dass sich die Abdrücke vom Kissen über mein ganzes Gesicht verteilen. Das allein wäre ja nicht so bemerkenswert, das war auch schon so, als ich 20 war, als Bauchschläferin habe ich das eben. Aber früher waren diese Falten nach 10 Minuten verschwunden. Ein Kaffee und weg waren sie. Heute sind die manchmal auch nach ner Stunde noch zu sehen. Verrückt.
Also ich stelle fest, dass meine Haut nicht mehr so elastisch ist wie früher. Ich stelle das schon länger fest, das ist für mich der markanteste Unterschied zu früher. Es fällt halt auf. Ich habe auch mehr Falten auf der Stirn, um Mund und Nase, so ist das eben, das hat ja auch was Schönes.
Als mich also neulich jemand für Mitte 20 hielt, da erzählte ich lächelnd von den Kissenfalten. Und dass mir durchaus klar ist, nein, aus dem Alter bin ich raus. Und ich erzählte es völlig wertneutral, so ist das eben, sagte ich. Ich merke mein Alter daran, wie lange die Kissenfalten in meinem Gesicht sichtbar sind.
Die Männer, denen ich das erzählte, interpretierten nun: „Oh nein, die Arme! Dass sie sich über solche Dinge Gedanken macht, typisch Frau.“ Und ich hatte Mühe, sie davon zu überzeugen, dass ich nicht weine deswegen. Dass ich nicht jeden Morgen panisch versuche, meine Haut zu glätten. Dass ich nicht mit dem Gedanken spiele, mir die Haut straffen zu lassen, sie mir nach hinten zerren und hinter den Ohren vernähen zu lassen. Oder aufspritzen, um wieder auszusehen wie mit 20. Nein nein, wer will das denn bitte?
Ich stelle lediglich fest. Das ist nicht schlimm, es ist eben so. Aber die Herren glauben nun, ich hätte ein Problem mit meinen Kissenfalten. Wollten mich aufbauen und meinten, ach, ich solle ganz beruhigt sein, ich sei doch ne attraktive Frau…
Ja, Leute. Und das bin ich auch mit Kissenfalten. Was ihr nicht versteht, ist, dass ich sehr klar sehe, wie sich mein Körper verändert. Aber ich finde das nicht schlimm, es gehört doch dazu zum Leben. Die Lachfalten, die Grübchen. Und auch die Kissenfalten. Irgendwann gehen sie ja auch wieder weg, ist ja nichts Dauerhaftes.
Diese Sache mit der ewigen Jugend… das ist nicht mein Konzept. Ich wäre gern weiterhin fit, ja. Aber die Fältchen sind doch egal, oder?
Was also mein Punkt ist: Nicht alle Frauen haben ein Problem mit dem Älterwerden (ich habe übrigens auch keine Angst vor der 40). Und können wir uns darauf einigen, dass wir über unsere Körper sprechen können, ohne dass uns gleich unterstellt wird, wir seien unzufrieden damit? Bitte? Es sind nur Körper. Und diese ganze Scheiße, die da drumrum aufgebauscht wird, hat wirklich schlimme Auswirkungen, darüber habe ich auf meinem Blog über das Leben als Alleinerziehende schon mal geschrieben: Zwischen MILF und Wahnsinn.
Und was die Kissenfalten angeht. Ich habe nicht nur einmal gehört, dass mein Gesicht morgens definitiv einen Blick wert ist. Ob nun mit oder ohne Kissenfalten. So anders als tagsüber sieht es übrigens gar nicht aus 😉
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
2 Antworten
Kissenfalten. Herrlich. So habe ich meine Falten noch nie genannt. Und die sind schon seit einigen (vielen) Jahren auf meinem Gesicht zu sehen. Ok. Morgens sehe ich sie ohne Brille sowieso nicht, wenn ich in den Spiegel gucke. 🙂
Ha, das ist doch eine gute Taktik, sie einfach nicht zu sehen. Das geht bei mir nicht, denn ich sehe auch ohne Brille gut, jedenfalls auf die kurze Distanz. Aber weißt du was? Ich komm damit klar. Mit diesen Falten, die ja wieder weggehen, und auch mit den anderen, die bleiben. Die um Mund und Augen, die uns doch eigentlich erst so richtig Charakter geben. Liebe Grüße 🙂