Wie soll denn jemand an uns glauben, wenn wir selbst es nicht tun? Sagt sich leicht, so ein Satz, klingt logisch, stimmig. Aber manchmal ist das gar nicht so einfach, besonders dann, wenn etwas schiefläuft, Pläne sich ändern, wenn kleine Krisen und große Katastrophen uns viel abverlangen und wir vielleicht das Gefühl haben, dem nichts entgegensetzen zu können. Dabei braucht es diesen Glauben, denn eigentlich ist das doch nichts anderes als Selbstbewusstsein.
Heute Morgen habe ich meiner 28-Tage-Content-Gang den Impuls mitgegeben: „Ich glaube“. Mir selbst war der zugeflogen, weil ich die Serie Ted Lasso gesehen hatte. Ein Coach, der einfach felsenfest daran glaubt, dass alle seine Teammitglieder ihre Rolle, ihre Funktion haben. Dass es darum geht, Stärken zu stärken und einfach jeden Tag sein Bestes zu geben. (Ich steh echt nicht auf Fußball, mochte aber diese Serie sehr gern.)
Eine der vielen Geschichten, die erzählt wird, ist die von einem selbstgemalten Plakat, das der Coach Ted Lasso in der Umkleidekabine aufhängt: „Believe“ steht darauf. Und na klar, zunächst wird er belächelt für dieses Symbol, doch später wird es ein wichtiger Glücksbringer für die Mannschaft.
Ich glaube auch, aber ich bin nicht gläubig. Ich glaube an das Gute in der Welt, ja, auch in den Menschen. Ich weiß schon, das klingt ein bisschen verrückt, gerade heutzutage, wo alle übereinander und speziell über „die da oben“ meckern. Ich mag auch nicht alle Menschen, lächle nicht alle Fehlentscheidungen weg, nein nein, so darfst du das nicht verstehen. Aber ich glaube an etwas grundsätzlich Gutes. An Kooperation, an Liebe. An Gemeinschaft.
Mal wieder selektive Wahrnehmung
Beginnt man erstmal, sich mit einem Begriff auseinanderzusetzen und ihn in Gedanken hin und her zu wälzen, dann begegnet einem das Thema oft in anderen Kontexten, irgendwo im Alltag. Und während ich noch so herumkaute auf dem Believe, dem Glauben, meinem Optimismus, da lief dieser Song im Radio, der mir so vertraut ist und der gleichzeitig so sehr schmerzt: „When you believe“ von Whitney Houston und Mariah Carey. Diese beiden Wahnsinns-Stimmen in diesem Song von 1998.
1998, das war nicht mein Jahr. Es war vermutlich eins der schlimmsten Jahre meines Lebens, auch wenn ich große Teile verdrängt habe, einfach weggelebt und weggelegt.
Aber der Song ist geblieben, ich mag ihn, obwohl er mich erinnert an diese Zeit, damals, 98.
When you believe
„There can be miracles when you believe“ – ist natürlich alles auch eine Frage des Wordings, klar. Aber ich geh mit: Wunder – oder halt große Veränderungen, unvorstellbare Dinge – passieren, wenn wir daran glauben, wenn wir nicht aufgeben, wenn wir dranbleiben. Denn was ist es anderes als ein Wunder, wenn Dinge passieren, die wir uns vorher nicht einmal vorstellen konnten?
Ich glaube daran. Und wenn das dann noch so bombastisch vorgetragen wird, wie in dem Song dieser beiden grandiosen Sängerinnen, dann vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Dass da einer für mich die Strippen zieht oder so, das glaube ich nicht. Und das darf ja zum Glück jeder und jede hier bei uns selbst entscheiden, wie er oder sie das sieht. Ich habe jedenfalls noch keine Religion gefunden, die für mich kraftspendend wirkt – und das ist doch das Ziel, oder?
Aber ich glaube an das, was passiert, wenn wir unsere Ziele verfolgen, wenn wir uns verbinden mit anderen, wenn wir unsere Energien bündeln und für unsere Überzeugungen einstehen. Wenn wir glauben.
Ein letzter Schwenk noch
Ein weiteres Glied in meiner Assoziationskette gab es dann noch: Nämlich den Song „Freisein“ von Sabrina Setlur und Xavier Naidoo. Ja, ich weiß, der hat auch ein paar sehr verrückte Ansichten geteilt, aber das schmälert die Kraft des Songs für mich nicht. Die stärkste ist die 3. Strophe:
Glaubst du, dass dein Leben
Bereits geschrieben steht
Und irgendwo ein Weiser
Für dein Tun die Konsequenzen trägt? (Glaubst du das?)
Glaubst du, dass von allen Leben auf der Welt eins
Wertvoller ist als deins? (Glaubst du das? Glaubst du das?)
Wenn du das glaubst, dann wirst du nie sehen
Und verstehen, was ich mein‘, wenn ich sag‘
Ich will frei sein…
Ich mag den Gedanken daran, dass das, woran wir glauben (wollen), uns eben doch in gewisser Weise durchs Leben leitet. Das, worauf wir uns konzentrieren, macht auch was mit uns. Und daher: Ich glaube an Freiheit, an Unabhängigkeit, an Gerechtigkeit und an Liebe. Und das bedeutet nicht, dass ich blauäugig durch die Welt laufe, sondern dass ich mein Leben danach ausrichte. Und bislang fahre ich ganz gut damit.
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
2 Antworten
Sehr schöner Text, der zum Nachdenken anregt und bei dem ich gleich an mehreren Stellen in verschiedene Richtungen weiterdenken möchte: An sich selbst glauben, anderen dazu verhelfen, an sich zu glauben, das Ganze bezogen aufs Frausein (bodyshaming, equal pay, …), Religion, Politik, Demokratie… So viele Anknüpfungspunkte!
Und zusammen glauben wir an das Schaffen von Verbindung, auch auf digitalem Weg. Und auf dem drück ich Dich jetzt ganz fest!
Ich glaube, du hast ein paar sehr solide Werte, die dich leiten liebe Anna.
Wer soll an uns glauben, wenn wir es selbst nicht tun? Richtig, wer soll uns lieben, wenn wir es selbst nicht tun?
Und es ist nicht leicht, beides nicht.
Zweifel sind unsere ständigen Wegbegleiter, liebevolle, beschützende.
Wir dürfen unseren inneren Wertekompass immer mal überprüfen, polieren und pflegen, eventuell mal neu ausrichten und uns immer wieder daran orientieren.
Danke für den Impuls und die neuen Songs für die Playliste 😉
Herzlichst
Stephanie