Junior bringt den Biomüll raus, weil die Tonne am kommenden Tag abgeholt werden soll. Als er wiederkommt, erzählt er mir eine Geschichte von einem Erlebnis, ganz frisch, jetzt gerade unten an der Straße passiert. Es ist eine kleine Anekdote von einer kleinen Geste. Eine Anekdote, die glücklich macht. Und ich sage: „Ach Mensch, diese Geschichten, die du immer erlebst… Du solltest bloggen! Denn das würde sicher auch andere erfreuen…“
Das war am Freitag, also vor einer knappen Woche. Und was soll ich sagen? Jetzt hat Junior einen kleinen Blog. Noch nicht rundum perfekt, aber es ist ein Blog. Ein kurzer Text ist auch schon drauf. Und ich finde das natürlich großartig!
Einfach anfangen, ohne Regeln, ohne groß nachzudenken darüber, wie man das denn nun alles so macht. Ich habe Junior gesagt, er soll die Geschichten so schreiben, wie er sie mir immer erzählt. Dann wird es schon gut.
Dass das nicht perfekt ist, ist klar. Dass ich das ganz anders schreiben würde, ist auch klar. Aber es ist doch nur eins wichtig: Dass die Botschaft rüberkommt! Und das tut sie.
Einfach anfangen. Erzählen. Worte finden. Und dann mit Mut auf Veröffentlichen klicken. So geht echtes Bloggen (für Menschen, nicht für Suchmaschinen, nicht für Unternehmen!).
Ich muss mir auf die Zunge beißen
Mich freut es sehr, dass Junior fragt, wie das so funktioniert mit dem Bloggen, aber dass er auch bei sich bleibt. Für meinen Geschmack sind seine Texte zu kurz, zu wenig angereichert mit Gefühl, manchmal stimmen die logischen Anschlüsse nicht… aber ich muss mich da extrem zusammenreißen, denn Junior ist elf. Und da ist es doch einfach nur cool, dass er jetzt Wege sucht, sich auszudrücken.
Klar, da lese ich auch mich selbst in den Texten, denn wie er die Welt sieht, ist auch ein bisschen, wie ich die Welt sehe. Aber das ist etwas Positives und ich freue mich darüber.
Ein bisschen neidisch bin ich aber schon auch. Denn Junior hat mit seinem einen kleinen Text schon so manches Herz erobert. Er hat mehr Likes und Kommentare als so manche*r langjährige*r Blogger*in – und deutlich mehr als ich am Anfang hatte. Kann man nicht vergleichen, ich weiß, und ich hab das Projekt ja auch selbst ein bisschen angeschoben.
Jetzt hoffe ich nur, dass Junior dranbleibt. Denn es wäre schade, wenn er seine vielen guten Erlebnisse nicht mit der Welt teilen würde. Von den verbesserten Schreib-Fähigkeiten mal abgesehen…
„Ich sehe überall kleine Geschichten!“
Am Montag meinte Junior nämlich zu mir, seit er sich mit dem Erzählen und dem Bloggen auseinandersetze, sei er viel aufmerksamer geworden, was die kleinen Geschichten angeht. Er sagte: „Eigentlich erlebe ich fast jeden Tag so eine kleine Sache, die ich erzählen könnte.“
Dieser Effekt ist großartig, ich kenne das ja nur allzu gut. Seit ich mich mit Verbindungen beschäftige, sehe ich sie überall. Seit ich mich mit Storytelling befasse, ist alles eine Geschichte und erzählenswert. Wir nehmen unsere Welt dann einfach anders wahr – und in diesem Fall finde ich das nur positiv.
Fokus auf kleine Dinge, die den Alltag verschönern und die uns erfreuen. Junior nimmt sie jetzt viel bewusster wahr, weil er den Gedanken daran anknüpft, wie er dieses Erlebnis zu einer Geschichte machen könnte. Großartig, oder? Das ist ein bisschen wie die Sache mit den #3guteDingeDesTages, die ich regelmäßig auf Mastodon poste. Ein anderer Blick auf die Welt.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weitergeht mit Juniors kleinen Geschichten. Und ich darf hier schon teasen: Die Geschichte vom Müll und der kleinen Geste, die Junior so glücklich gemacht hat, die kommt auch demnächst auf den Blog 🙂
Du kannst mir übrigens einen Kaffee-Regen schenken, wenn dir danach ist. Weil Geben und Nehmen zusammengehören. Meine Kaffeekasse findest du hier.
2 Antworten
Ich liebe schon den Untertitel seines Blogs!
Kontakt zu Menschen in Juniors Alter habe ich gar nicht, habe keine Kinder. So werde ich dort drüben sicher lesen – ein Zugang zur Sichtweise eines sehr jungen Menschen. Freue mich.
Ja, man muss sich ja schließlich Ziele setzen, ne? ^^
Ich bin gespannt, was er daraus macht. Wenn er dranbleibt, werden wir da sicher ein paar sehr gute Gedanken lesen können. Es braucht nur ein bisschen Übung und Mut. Schön, dass du mitliest bei ihm, er freut sich sicher.